Ausgrabung in Schleenhain Ausgrabung in Schleenhain: 7.000 Jahre alter Brunnen entdeckt

Pödelwitz/Theissen - Im Jahre 5134 vor Christus ist eine Gruppe Menschen losgezogen, um Baumstämme zu schlagen. Verwendet wurden sie, um die Wände eines Brunnens abzustützen. Die Jahreszahl sei keine Annahme und auch kein Witz, das sei präzise Wissenschaft, erklärt Harald Stäuble, Referent im sächsischen Landesamt für Archäologie. „Wir haben das Holz der Brunnenwand gefunden und können anhand der 225 Jahresringe und entsprechenden Vergleichen das präzise Jahr bestimmen, in dem die Stämmen für die Brunnenwand geschlagen wurden“, sagt er. Die stehende Nässe im Boden hat das Holz derart konserviert.
Den Brunnenfund wollen die Fachleute des sächsischen Landesamtes für Archäologie zwar in Ruhe, aber nicht hinter verschlossenen Türen auswerten. Wie von der Mibrag zu erfahren war, soll es möglich sein, dass Interessenten sich die Untersuchungen in der Halle in Großstolpen bei Groitzsch anschauen können. Allerdings werde das nur nach einer entsprechenden Anmeldung gehen. Ab wann das möglich sein wird, darüber wollen Mibrag und Landesamt noch einmal gesondert informieren. Die Untersuchungen werden mehrere Jahre in Anspruch nehmen, heißt es. (ze)
Während sich die Abraumbagger der Mitteldeutschen Braunkohlegesellschaft (Mibrag) nach und nach in den Neuaufschluss des Abbaufeldes Peres im Tagebau Schleenhain (Landkreis Leipzig) hineinfressen, haben die Archäologen Zeit, sich umzuschauen und zu graben. „Wir haben Ausgrabungen auf einer Fläche von bislang 15 bis 20 Hektar gemacht“, sagt die in Schleenhain zuständige Projektleiterin des Landesamtes, Saskia Kretschmer. Gefunden wurde dabei ein ziemlich großes Siedlungsgebiet. Die Standorte von 60 Häusern wurden entdeckt, allerdings aus verschiedenen Zeiten. Die ältesten Funde reichen bis in jene Zeit zurück, auf die auch der Brunnenbau datiert werden kann. „Das Interessante daran ist, dass wir den Beweis haben, dass Menschen in dieser frühen Zeit auch schon abseits der Flüsse gesiedelt haben“, sagt Kretschmer. Eine der gefundenen Siedlungen hat nach den ersten Erkenntnissen rund 300 Jahre Bestand gehabt. Und schon damals sei so gebaut worden, dass die Lebensdauer der Gebäude auf wenigstens 30 Jahre eingeschätzt werden konnte.
Dennoch bleibt der Brunnen das Glanzstück der bisherigen Ausgrabungen, die nach den Worten der Projektleiterin aber noch weiter vorangetrieben werden sollen. Der Fund wurde samt dem umgebenden Erdreich in eine große Holzkiste verpackt, die wiederum mit Stahlteilen stabilisiert wurde, denn im Inneren soll schließlich nichts verrutschen. Der ganze, nunmehr 30 Tonnen schwere Block ist am Mittwoch auf Schwertransport-Lastwagen verladen und in eine Werkhalle in Großstolpen bei Groitzsch transportiert worden. Dort werden sich die Archäologen Detail für Detail vornehmen und hoffen auf weitere Funde, die Auskunft über das Leben der Menschen vor 7 000 Jahren geben können. Laut Stäuble gehört dieser Brunnen zu den weltweit ältesten erhaltenen hölzernen Bauwerken.
Von der Mibrag werden diese und andere Ausgrabungen finanziell unterstützt. Bereits 2003 hatte das Unternehmen eine Stiftung für diesen Zweck initiiert, um mit den Tagebauen „auch ein Zeitfenster in die Erd- und Menschheitsgeschichte zu öffnen“, wie es Mibrag-Geschäftsführer Bernd-Uwe Haase während der Bergung des Brunnens am Mittwoch betonte. (mz)

