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Ausflugsziele im Burgenlandkreis Ausflugsziele im Burgenlandkreis: "Alte Steine" ziehen an

Von HEIKE RIEDEL 15.11.2013, 20:29
Alte Gemäuer haben es Andreas Raczek angetan. In Zörbitz hinter Zorbau hat er das alte Herrenhaus hinter großen Bäumen entdeckt.
Alte Gemäuer haben es Andreas Raczek angetan. In Zörbitz hinter Zorbau hat er das alte Herrenhaus hinter großen Bäumen entdeckt. HEIKE RIEDEL Lizenz

ZORBAU/MZ - Andreas Raczek liebt „alte Steine“. Und natürlich die Musik - wie sonst hätte aus ihm ein Weißenfelser Stadtmusikant und Musikschullehrer werden können? Er spielt von Kindesbeinen an Blechblasinstrumente. Doch nicht nur das Weißenfelser Kinder- und Jugendblasorchester hat ihn einst stark geprägt, auch ein Lehrer der Neustadtschule, der gern wanderte und mit den Kindern die Welt entdeckte. Er unternahm an Wochenenden mit seinen Schülern oft Ausflüge. Andreas Raczek war meist dabei und lernte so die Burgen in der näheren Heimat, aber auch Touristenziele im Harz, in Thüringen und Sachsen kennen. In Raczeks achtköpfiger Familie fand sich damals wenig Gelegenheit für solche Unternehmungen.

„Willst die immer weiter schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah“, an diese Goethe-Verse hält sich der 55-Jährige heute noch, wenn er Entspannung und neue Anregungen sucht. Und in diesem Sinne besucht er „alte Steine“, Schlösser und Burgen. Am liebsten ist er mit seiner Frau auf dem Motorrad unterwegs, wenn das Wetter einlädt. Er macht sich gemeinsam mit Freunden auch per Fahrrad auf zu schönen Orten. Eine Tour auf dem Drahtesel bis Paris ist noch sein Traum. Aber er entdeckt per Rad oder auch wandernd ganz in der Nähe immer wieder reizvolle Ecken.

Nach Zörbitz, einen fast winzigen Ort bei Zorbau, hat ihn der Tipp eines Freunde geführt. Denn wer kennt das verlassene und hinter Bäumen und einem Wassergraben versteckte Herrenhaus des einstigen Rittergutes dort abseits großer Straßen schon. Von einstiger Schönheit ist nicht viel geblieben, seitdem das Haus nicht mehr bewohnt ist. Nur Fassadenreste weisen auf die letzte Modernisierung im Jugendstil hin. Doch Raczek sagt: „Die Atmosphäre hier ist wunderschön. Hier wird die Fantasie angeregt. Alt und verfallen darf es dafür ruhig sein.“ Ruhe und etwas von der einstigen Gediegenheit strahlt die mit der Natur verbundene Anlage auf ihn trotzdem aus. Aber er macht sich auch mit der Spannung eines Kindes auf, irgendwo noch etwas Besonderes zu entdecken.

Im Burgenlandkreis hat er schon mehr als 110 Burgen und Schlösser beziehungsweise diesen ähnelnde alte Gemäuer gesehen und sich dazu ein kleines Archiv angelegt. In den Wintermonaten ist Zeit für die Aufarbeitung der Eindrücke. Denn Schnee und Eis mag Raczek gar nicht, verrät er. Da bleibt er lieber in der warmen Stube, schwelgt anhand von Fotos in Erinnerungen und sucht sich neue Ziele aus Büchern heraus - soweit das Musizieren mit Freunden nicht schon die Freizeit nach der Arbeit an der Kreismusikschule ausfüllt.

Da findet sich zu Hause zum Beispiel schon etwas zum Gutshaus von Baumersroda, zum Gotischen Haus in Burghessler, zum Scharfrichterhaus in Eckartsberga - alles Orte, die er zum Tag des offenen Denkmals im Burgenlandkreis kennengelernt hat. „An diesem Tag im September kommt man rein, wo sonst die Türen verschlossen sind“, sagt Raczek und freut sich darüber, dass manche Menschen dafür sogar ihre Wohnungen öffnen. Sie erlauben so Einblicke in lebendige Bau- und Kulturgeschichte.

Mit Motorrad und Auto öffnet sich der Horizont für Ausflüge zu „alten Steinen“ immer mehr. „Wir liegen dafür doch geradezu ideal in Mitteldeutschland“, sagt Raczek. Ansonsten nehmen er und seine Frau Sybille nach und nach alles mit, was am Weg liegt, wenn sie ihre beiden längst erwachsenen Kinder in der Ferne besuchen oder in den Urlaub fahren. Er kommt an keinem „Märchenschloss“ vorbei, Sybille Raczek an keiner Mühle. Gemeinsam erobern sie Denkmale.