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Ausbildung statt Hartz IV Ausbildung statt Hartz IV: Jobcenter Burgenlandkreis bildet erstmals aus

Von Heike Riedel 08.06.2016, 12:14
Betriebsleiter Herwig Fischer hat die ersten Azubis des Jobcenters Burgenlandkreis begrüßt. Mareike Amme, Philine Grüner und Lisa-Marie Hofmann (von links) unterschreiben ihre Ausbildungsverträge.
Betriebsleiter Herwig Fischer hat die ersten Azubis des Jobcenters Burgenlandkreis begrüßt. Mareike Amme, Philine Grüner und Lisa-Marie Hofmann (von links) unterschreiben ihre Ausbildungsverträge. Peter Lisker

Zeitz/Weißenfels - Der Eigenbetrieb des Jobcenters Burgenlandkreis bildet erstmalig aus. Mareike Amme (18), Philine Grüner (19) und Lisa-Marie Hofmann (17) haben jetzt ihre Ausbildungsverträge entgegengenommen. „Wir wollen jungen Menschen aus der Region eine Chance geben und mit Ausbildung in die Zukunft investieren, so wie wir es von anderen Arbeitgebern auch erwarten“, sagte Betriebsleiter Herwig Fischer. Zehn Jahre nach Einführung von Hartz IV sei die Zeit reif, den Nachwuchs selbst auszubilden und so vorbildlich voranzugehen.

Gegen 20 Bewerber durchgesetzt

Am 1. September werden die Abiturientinnen aus Frankleben im Saalekreis, Meineweh sowie Kahlwinkel (Finneland) im Burgenlandkreis ihre dreijährige Ausbildung zu Verwaltungsfachangestellten der Fachrichtung Kommunalverwaltung in Zeitz beginnen. Während ihrer praktischen Lehre werden sie alle Standorte des Jobcenters Burgenlandkreis kennenlernen, die Vermittlung der Theorie übernimmt die Berufsbildende Schule in Weißenfels und das Studieninstitut für kommunale Verwaltung Sachsen-Anhalt.

Erst einmal schlagen die Herzen von Mareike Amme und Lisa-Marie Hofmann aber hoch, weil sie vor ihren letzten mündlichen Prüfungen für das Abitur stehen. „Die werden nicht das Problem sein“, schätzte Fischer mit einem ermutigenden Lächeln ein. Denn die drei jungen Frauen konnten sich nicht nur mit ihren bisherigen Zensuren, sondern auch im Eignungstest und nach seinen Worten „harten Auswahlgesprächen“ gegen 20 weitere Bewerber durchsetzen.

Soziale Komponente im Jobcenter

Auch wenn es für den Außenstehenden wie ein glatter Durchmarsch aussah, weil gleich ihr erstes Bewerbungsgespräch erfolgreich war - alle drei waren sich nach den Gesprächen nicht sicher, es geschafft zu haben, verrieten sie. Der Bescheid von der Personalleiterin des Jobcenters, Annett Jahn, dass sie die Ausbildung beginnen könnten, war für alle eine freudige Überraschung.

Verwaltungsfachangestellte beraten Bürger und Organisationen, erledigen Verwaltungsaufgaben nach Gesichtspunkten der Wirtschaftlichkeit, stellen Urkunden aus, arbeiten mit verschiedenen Behörden zusammen, beschaffen und bewirtschaften Material und langlebige Wirtschaftsgüter nach ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten, bearbeiten Vorgänge mit Hilfe moderner Informations- und Kommunikationssysteme, erheben und werten Daten aus, ermitteln Sachverhalte und wenden Rechtsvorschriften an, bearbeiten Personalangelegenheiten und berechnen Entgelte, übernehmen Aufgaben im Rechnungswesen.

Philine Grüner hatte erst einmal ein soziales Jahr absolviert, um sich darüber klar zu werden, ob sie im sozialen Bereich oder in der Verwaltung arbeiten möchte. Dabei hat sie die Erkenntnis gewonnen, dass besonders im Jobcenter auch soziale Fragen eine große Rolle spielen werden.

Allerdings können die jungen Frauen später durchaus auf anderen Arbeitsplätzen in kommunalen Verwaltungen eingesetzt werden.

Studium als Ergänzung

Einen Teil ihrer Praxis werden sie direkt in der Landkreisverwaltung absolvieren. Das Büroausstattungs-Set, das ihnen am ersten Arbeitstag überreicht wird - ein Plaste-Eimerchen mit Schreibzeug und einer Schreibtischunterlage - sowie die Gesetzessammlung als Arbeitsmittel, soll ihnen überall gleichermaßen nutzen. Ab September nimmt die drei Azubis Peggy Hickethier an die Hand. Sie selbst hat 2010 ihre Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten beendet, ist dann beim Jobcenter eingestiegen und hat dort berufsbegleitend noch ein Studium für den höheren Verwaltungsdienst begonnen. Ihr eigener Weg zeigt den Neulingen auf, wie auch der ihre sich einmal fortsetzen könnte.

Dass Hickethier zur Ausbildungsbeauftragten wurde, hat sie unter anderem ihrer Bachelor-Arbeit zu verdanken. Die hat sich nämlich mit verschiedenen Ausbildungsfragen beschäftigt und wird von Fischer als die „Ausbildungsbibel“ für sein Haus gelobt. (mz)