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Aufräumarbeiten nach Hochwasser Aufräumarbeiten nach Hochwasser: Viel Geduld und Optimismus helfen beim Aufräumen

Von HEIKE RIEDEL 11.06.2013, 12:08
An Einzug kann Swen Exner erst einmal nicht denken. Mit Steffen Harz (r.) beseitigt er Schlamm. Dann beginnt ein Teil der Bauarbeiten von vorn.
An Einzug kann Swen Exner erst einmal nicht denken. Mit Steffen Harz (r.) beseitigt er Schlamm. Dann beginnt ein Teil der Bauarbeiten von vorn. HEIKE RIEDEL Lizenz

DEHLITZ/MZ - Wie soll es weitergehen? Erst hat die Versicherung schnelle Unterstützung zugesagt, jetzt kam die Nachricht, Hochwasserschäden beinhalte der Vertrag nicht. „Was sind dann Elementarschäden Wasser?“, fragt sich Veronika Ezold. Viel Kraft zu kämpfen bleibt ihr nicht, sie hat in den letzten Tagen schon sehr viel in das elterliche Grundstück in Dehlitz gesteckt, um es wieder bewohnbar zu machen und die evakuierte Mutter nach Hause zu holen.

„Im Haus hatten wir das Wasser vorher noch nie“, sagt sie. 30 Zentimeter hoch stand es dieses Mal im Untergeschoss, im Eingangsbereich, Bad und der Stube der Mutter. Die braune Brühe hat sich nun überall in der Hintergasse in die Gärten zurückgezogen, nur Keller und Nebengelass stehen noch im Nass. Während Christa Ezold nun in der Tagespflege ist, ist ihre Wohnung Baustelle. Die nassen Fußböden, Holz und Laminat, müssen herausgerissen, die Tapete von den Wänden entfernt und Möbel gereinigt werden. Dann muss alles austrocknen. Das braucht viel Geduld.

Veronika Ezold tröstet, dass sie in der Not des Hochwassers viel Hilfe und Anteilnahme erfahren hat, selbst von Menschen, die auch von der Flutkatastrophe betroffen waren. „Wir versuchen, uns gegenseitig zu stützen“, sagt sie mit einem weiten Blick auf die Hintergasse und mit dem Gedanken an Verwandte, die in Fischbeck an der Elbe jetzt alles verloren haben.

In Dehlitz ist längst noch nicht wieder jedes Grundstück belebt. Ob mancher Nachbar vielleicht nicht mehr zurückkehrt? Edith Siegel kann es sich nicht vorstellen. Wer hier aufgewachsen ist, hängt am Zuhause und ist hochwassererfahren, meint sie. Aber sie weiß auch, so etwas wie dieses Jahr hat noch keiner hier erlebt, die Nerven liegen blank, die Menschen sind erschöpft. Rudi Zocher, den alle als einen Kämpfer kennen, winkt ab und sagt, dass er es satt hat. Er sieht sich noch einmal vor einer Strapaze, die er sich 79-jährig nicht mehr zumuten wollte. Am Donnerstag soll die Versicherung kommen. Schon deswegen lässt er alles dort, wo es liegt. Man soll sehen, wie er und die Feuerwehr versucht haben, sein Eigentum zu schützen - mit Mauern und Sandsäcken.

Auf die Versicherung hoffen alle, doch die Kraft für einen Neuanfang kann die nicht bringen, höchstens etwas Geld. Swen Exner denkt nicht ans Aufgeben. Doch für den jungen Mann ist der Einzug ins neue Zuhause in die Ferne gerückt. Ein Vierteljahr Arbeit sah er noch vor sich, zig tausend Euro waren schon investiert, da ist die Flut gekommen. „Und die hat selbst die Alteingesessenen überrascht“, sagt er. „Hätte ich geahnt, wie hoch das Wasser steigt, hätte ich ganz anders gebaut“, so seine erste Hochwassererfahrung.

Ihn schmerzt der Gedanke an die viele Arbeit, die er und seine Partnerin jetzt wiederholen müssen, an viele neue Mühen, die er bisher nicht kannte. Geld verdienen überlässt der Freiberufler jetzt erst einmal seiner Frau. Sie hält ihm den Rücken frei, damit er von den Bauarbeiten retten kann, was zu retten ist, mit Schlamm schaufeln, Dreck wegspritzen, Böden und Wände austrocknen, Elektrik neu verlegen und den sich sofort am Holz angesetzten Schimmel beseitigen. Zu zweit verliert man den Mut nicht so schnell, deswegen helfen sich Exner und sein Nachbar von der anderen Seite der Rippach, Steffen Harz, gegenseitig.