Auf der Suche nach Kupferrohren Auf der Suche nach Kupferrohren : Diebe fluten Hotel Naundorf

Naundorf - Als Sonja Spielmann am Freitagmorgen das Hotel Naundorf aufschloss, floss ihr schon das Wasser entgegen. „Ich dachte erst, es war ein Rohrbruch“, sagte die Betreiberin des Hotels der MZ. Doch als sie den Waschraum untersuchte, kam es noch schlimmer: Heißes Wasser spritzte aus den Rohren am Boiler. Der Raum stand zehn Zentimeter unter Wasser, auch die elektronische Heizungsanlage war völlig nass. Bei genauerem Hinsehen bemerkte 59-jährige Naundorferin: Die Kupferrohre am Wasserboiler waren angesägt worden.
Zerschlagene Scheibe
Im Nebenzimmer war das Fenster aufgebrochen und die Scheibe zerschlagen worden. Hier hatten sich in der Nacht zuvor offenbar Übeltäter Zutritt zum Hotel verschafft. „Auch die Küche, das Esszimmer und das Konferenzzimmer im ersten Stock waren komplett feucht“, erzählte die gelernte Köchin wütend. Hier hatten die Täter mehrere Meter Kupferrohre abmontiert und gestohlen. Sogar mehrere Heizkörper hatten sie dafür von der Wand abgebaut.
„Alles andere hat sie offenbar nicht interessiert. Sie haben nur die Rohre mitgenommen“, sagte Sonja Spielmann. Das Hotel stand zur Tatzeit leer. Gäste waren in diesen Tagen nicht anwesend. Sie selbst wohnt in einer Wohnung auf der anderen Straßenseite.
Den Wert der gestohlenen Beute hält sie dabei für überschaubar. „Der Schaden, den die angerichtet haben, ist viel größer.“ Zumindest die Rohre am Boiler wurden nicht gestohlen. „Wahrscheinlich hat das heiße spritzende Wasser die Diebe vertrieben. Vielleicht haben sie sich sogar das Gesicht verbrannt und man könnte sie an den Verletzungen erkennen“, vermutet Sonja Spielmann.
Furcht vor Einbrechern
Die Betreiberin des Hotels Naundorf hatte in der Vergangenheit bereits befürchtet, dass Diebe zuschlagen könnten. „Ende November gehe ich in Rente, dann werden wir wohl schließen“, sagte Spielmann. Der Besitzer des Hotels sei bereits älter und könne sich nicht mehr selber darum kümmern. Er habe auch einen Käufer gesucht, hatte aber bisher kein Glück.
„Da die Heizung kaputt ist und wir kein warmes Wasser mehr haben, musste ich für nächste Woche allen Gästen absagen“, sagte Spielmann. Das sei schon ein erheblicher finanzieller Schaden. Für die darauf folgende Woche gebe es bisher noch keine Reservierungen. „Und ab Dezember nehme ich meinen Resturlaub.“ Ob das Hotel daher vorerst überhaupt wieder aufmacht, sei fraglich. „Durch das Wasser wurden auch der Fußboden und die Elektronik der Heizung beschädigt. Das muss jetzt alles erst einmal wieder repariert werden“, sagte Sonja Spielmann.
In den sechs Jahren, in denen sie im Hotel arbeitete, hatte es bisher noch keine Einbrüche gegeben. „Es ist schon etwas länger her, dass das letzte Mal etwas passiert ist.“ Damals seien wohl nur Zigaretten gestohlen worden. „Jetzt mach ich mir allerdings doch etwas Sorgen nach dem Einbruch. Ich habe schon ein mulmiges Gefühl, wenn ich nachts im Dunkeln nach Hause gehe“, sagte sie. Das kaputte Fenster wurde inzwischen fest verriegelt. „Ich hoffe, dass nun nichts mehr passiert“, sagte sie. (mz)
