Auf dem Weg zum Weltmeister Auf dem Weg zum Weltmeister: Marvin Kirchhöfer gilt als angehendes Formel-1-Talent

Wählitz/MZ - Weiße Turnschuhe, blaue Jeans und graues Kapuzenshirt - so kommt an diesem Mittwoch Marvin Kirchhöfer beim Bäckermeister Reinhard Hanke in Wählitz vorbei. Marvin Kirchhöfer - das ist ein Name, der in ein oder zwei Jahren vielleicht schon in einem Atemzug mit Formel-1-Größen wie Sebastian Vettel oder Nico Rosberg genannt werden könnte.
Der 19-jährige Mann aus Dölitz bei Leipzig wird im kommenden Jahr in der Rennklasse GP3 antreten. Das bedeutet, er fährt vor den Formel-1-Rennen seine Runden auf dem gleichen Asphalt und in den gleichen Orten der Königsklasse. Soviel erst einmal dazu.
Dass er in Wählitz ist, hat seinen Grund, denn es sind viele Linien, die an diesem Ort zusammenführen Marvin Kirchhöfer ist mit Reinhard Hanke befreundet. Kennengelernt haben sie sich über Heinz Siegert. Den wiederum hatte Reinhard Hanke während eines Oldtimer-Treffens in Leipzig kennengelernt. Der 63-Jährige ist der letzte DDR-Meister in der Formel Easter 1300 Kubik. „Vier Tage später fiel die Mauer“, weiß er noch heute. Die Chemie stimmte zwischen den Männern, die Leidenschaft zum Rennsport festigte dies noch und die Freundschaft wurde fester Bestandteil in ihrer beider Leben. Über Siegert lernte Hanke dann auch Marvin Kirchhöfer kennen.
Zurück nach Wählitz. Mit einem herzlichen Hallo wird der 19-Jährige empfangen. Schon schaut dieser mit blitzenden Augen auf das knallorangefarbene Gefährt auf der Wiese. Es handelt sich um einen Lamborghini gallardo. Zu einer Fahrt in diesem 500-PS-starken Rennwagen hat Hanke seinen jungen Freund, den er in dessen Karriere finanziell unterstützt, eingeladen. Dieser erzählt jedoch erst einmal aus seinem Leben.
Rückblick: Als Marvin Kirchhöfer drei Jahre alt ist, schenkt ihm sein Vater ein Quad. Es geht in den Wald. Dem Vater wird es zu gefährlich und er wendet sich offiziellen Strecken zu. In den Jahren heimst Kirchhöfer nicht nur Preise ein, sondern entwickelt eine wahre Leidenschaft für den Rennsport. Als besonders erfolgreich nennt er den Sieg bei den ADAC-Masters 2012 und den ersten Platz beim ATS-Formel-3-Cup in diesem Jahr.
Deshalb wird er ab der neuen Saison auch in der Klasse GP3 fahren. „Fährt er dort genauso gut, dann kann es ganz schnell gehen“, sagt sein Sprecher Jens Werner. Kirchhöfer könnte Fahrer in der Formel 1 werden, oder erst einmal Testfahrer - alles ist dann möglich.
Dafür investiert der Mann mit den blonden Haaren allerdings auch einen Großteil seiner Zeit. 80 Prozent waren es in diesem Jahr. Die übrigen 20 Prozent waren für die Lehre zum Industriekaufmann da. Bei seinem Hauptsponsor konnte er sie vor zwei Jahren beginnen. Davon hat er schätzungsweise drei große und viele andere kleinere Unterstützer - so wie Hanke. Die braucht er auch. 800 000 bis 1 Million Euro kostet eine Rennsaison. Denn was kaum einer weiß: Bis zur Formel 1 müssen alle Kosten selbst aufgebracht werden. Es bleibt ein Restrisiko. Deshalb ist sich Kirchhöfer schon jetzt sicher, dass es eine Option für ihn ist, falls es irgendwann im Sport keine Zukunft gibt, er das Fachabitur nachmachen wird, erzählt der sympathische Mann.
Bis dahin wird er weiter anstreben, in die Fußstapfen von Sebastian Vettel zu treten. Er ist der amtierende Weltmeister in der Formel 1. Aber nicht nur das hat den 19-Jährigen beeindruckt. „Er ist trotz seinen Erfolges so bodenständig geblieben, wie er von Anfang an war“, so Kirchhöfer. Das hat er sich selbst auch für die Zukunft auf die Fahnen geschrieben. Es klingt glaubhaft, wenn er das sagt.