Neuer Ärger um Flüge der Antonov Antonov am Flughaften Leipzig/Halle: Neuer Ärger um Flüge - Was die Zahlen der Landesregierung sagen

Weißenfels - Nachdem der Landtagsabgeordnete Rüdiger Erben (SPD) eine Kleine Anfrage zum Thema Fluglärm durch alte Antonov-Maschinen am Flughafen Leipzig/Halle gestellt hat, gibt es nun eine Antwort der Landesregierung. Zusätzlich meldet sich eine Bürgerinitiative zu Wort.
Erben hatte bereits Mitte August die Kleine Anfrage an den Landtag gestellt, wie viele Starts und Landungen es am Flughaften Leipzig/Halle gibt, die von Transportmaschinen des Typs Antonov AN 12 sowie 26 erfolgen und wie viele der Flüge über den Raum Weißenfels gehen. Die Transportflugzeuge sind sowjetischer Bauart und stammen größtenteils aus den 1950er und 1960er Jahren. Sie sind damit nicht nur veraltet, sondern laut Erben auch „extrem laut“, insbesondere dadurch, dass sie einen tief frequenten Schallpegel erzeugen, der auch in Häusern mit Schallschutzfenstern wahrnehmbar sein soll. Deshalb seien diese Flugzeugtypen für das Logistikunternehmen DHL bereits seit 2015 nicht mehr unterwegs.
Flugzeuge vom Typ Antonov 12 und 26 nutzen den Flughafen Leipzig/Halle
Die Landesregierung bestätigte nun, dass Flugzeuge vom Typ Antonov 12 und 26 den Flughafen Leipzig/Halle nutzen würden - gleichzeitig würde aber vonseiten des Flughafens erklärt, dass die Flieger die EU-weiten Mindestanforderungen zu Lärmemissionen erfüllen. Aus den mitgelieferten Zahlen der Landesregierung geht schließlich hervor, dass die Zahl der Flüge vor allem in den vergangenen zwei Jahren stark angestiegen ist: Während es 2015 noch 96 Starts- und Landungen der Antonov 12 am Flughaften Leipzig/Halle - 2017 waren es bereits 432 und ersten Halbjahr 2018 bisher 372.
Die meisten Flüge erfolgen am Tag - für 2017 wurden allerdings auch 35, für 2018 sogar 45 Nachtflüge gezählt. Hingegen sind die Zahlen der Antonov 26 Flüge deutlich zurückgegangen von 760 im Jahr 2015 auf 223 in 2017 und nur noch 69 im ersten Halbjahr 2018.
Anstieg derjenigen Flüge, die den Flughafen über Weißenfels anfliegen, wurde nicht bestätigt
Besonders auffällig: Der von Rüdiger Erben vermutete Anstieg derjenigen Flüge, die den Flughafen über Weißenfels anfliegen, wurde nicht bestätigt: Nur eine einzige Antonov 12 ist in den Jahren 2015 bis 2018 im Überflugbereich Weißenfels gezählt worden - bei der Antonov 26 waren es 42 - in den Jahren 2017 und 2018 aber je nur ein Flug.
Thomas Pohl von der „IG Nachtflugverbot L/H“ betont allerdings, dass der Fluglärm der alten Antonovs besonders „hervorstechend“ sei. Über Jahre hätten Initiativen dafür gekämpft, dass die Flugzeuge nicht mehr von DHL verwendet werden. Nun seien es allerdings andere Luftfrachtunternehmen, die vor allem die Antonov AN 26 nutzen würden.
Antonov 12 wird von der Deutschen Bundeswehr genutzt
„Die Antonov 12 wird allerdings - so vermuten wir - von der Deutschen Bundeswehr genutzt“, erklärt er. Es sei „eine Katastrophe“, dass die Bundeswehr auf derart alte Maschinen setzen würde - zumal die Sicherheit der Maschinen nicht in Deutschland, sondern in ihren Herkunftsländern - in diesem Fall in der Ukraine - überprüft werde.
„Wir fordern das Verbot der Antonovs und ein generelles Nachtflugverbot für den Flughafen Leipzig/Halle“, betont Pohl, Militärflieger hätten grundsätzlich nichts auf einem zivilen Flughafen zu suchen und anderswo gebe es auch klare Nachtflugbestimmungen. „Wir haben bestimmt rund 160 Flüge in der Nacht“, schätzt er, das vermindere die Lebensqualität. Dass der Lärm nun sogar schon in Weißenfels zu hören sei, habe er nicht gewusst, sei aber umso schlimmer.
„Anfang 2006 schloss die NAMSA einen Vertrag mit zivilen Anbietern“
Die Bundeswehr reagierte auf eine Anfrage Pohls, warum sie veraltete Flugzeuge und den Flughafen Leipzig/Halle nutze, in einem Bürgerdialog. „Anfang 2006 schloss die NAMSA (NATO Maintenance and Supply Angency) im Auftrag von 17 europäischen Nationen sowie Kanada einen Vertrag mit zivilen Anbietern“, heißt es in der Erklärung, Ziel des Vertrags sei es, sicherzustellen, dass übergroßes Frachtgut transportiert werden kann.
„Die Bundeswehr und andere Streitkräfte der NATO nutzen diese zivilen Anbieter, die dementsprechend an einem zivilen Flughafen stationiert sind.“ Da es nur wenige dieser Anbieter gebe, habe die Bundeswehr keinen Einfluss auf den Flugzeugtyp, der zum Transport genutzt werde. (mz)

