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Anteil an 480 Meistertiteln

Von Heike Riedel 26.08.2005, 18:29

Wengelsdorf/MZ. - "Kuckuks darf man nicht vergessen", erinnert Gerd Hauser, Vorsitzender des Kreisanglervereins Weißenfels in Zusammenhang mit sehr erfolgreichen Vereinsgeschichte an eine Familie, die bis heute treuer Partner der Angler ist. "Hier können wir sogar unsere Angelruten noch reparieren lassen", spricht er eine besondere Leistung des heute in Wengelsdorf ansässigen Geschäftes an, das Jagd- und Sportwaffen, alles für den Angler sowie Taucherzubehör verkauft.

In der Werkstatt ist der Senior Dieter Kuckuk der Spezialist für die Angelruten. Wer, wenn nicht er, der ihre Entwicklung vom Bambusstab bis hin zu den leichten Kohlefaserruten mitbestimmt hat, sollte nicht selbst zerbrochene Ruten noch retten können, zumal an manchen der guten Stücke, die heute im Kreisanglerverein noch in Benutzung sind, Erinnerungen und Erfolge hängen.

Als nach dem Krieg sein Tischlereigeschäft in Großkorbetha immer wieder gebremst wurde, weil es kein Material gab, kam Oswald Kuckuk, der im Bad Dürrenberger Anglerverein organisiert war, auf die Idee, Angelruten zu bauen. "Alle wollten Angelruten, man kam gar nicht hinterher, so viele zu fertigen", erinnert sich dessen Sohn Dieter, wie später in der Weißenfelser Einzelmöbel-PGH ein Angelgerätehersteller wuchs, der bis zu 40 Beschäftigte hatte. 20 Jahre lang hat er hier die gespleisten Ruten aus Bambushölzern hergestellt. "Sie wurden gepflegt und weitervererbt", so beschreibt er ihren Wert für die Angler. Glasfaserstäbe und später welche aus Kohlefasern lösten sie ab. Und solche Angeln gehen kaum noch kaputt. Auch das ist ein Grund, dass heute weder bei Kuckuks noch in dem Sebnitzer Glasfaserangelrutenbetrieb noch welche hergestellt werden. Vor allem aber haben die Importe das Angelrutengeschäft nach der Wende zum Erliegen gebracht. In China werden Ruten und Angeln doch preislich viel günstiger erzeugt.

Was einst die Turnierangler der DDR zum Erfolg geführt hat, trägt Dieter Kuckuks Handschrift. Von den mehr als 10 000 Angelsorten, die es gibt, kann er selbst etwa 400 bauen. Er hat für Sebnitz jene entwickelt, mit die DDR zu 480 Weltmeistertiteln kam. Seine sind heute bei vielen noch aktiven Casting-Sportlern im Einsatz.

Dieter Kuckuk hatte viele Jahre verschiedene Patente für die Herstellung der Angelruten inne, so für das Drehen der Kerne, die Rutenhalterung und die Hülsen. Noch heute könnte er jederzeit eine Angel bauen, doch hat er im vergangenen Jahr dafür schon kein Material mehr eingekauft, verrät er mit einem traurigen Nachklang in der Stimme. Nur für Reparaturen braucht er nun noch etwas. Die übernehmen er oder sein Sohn Jürgen gern, weil sie damit manchem der Sportler im Kreisangelverein helfen können und zudem die alten Geräte erhalten.

Die Geschichte des Weißenfelser Angelvereins ist bis zum 15. September in einer Ausstellung in der Kreissparkasse Weißenfels nachzuvollziehen.