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Amerikaner verlieben sich in das kleine Wasserschloss

Von YVETTE MEINHARDT 26.06.2009, 16:36

BONAU/MZ. - Eine sechsköpfige amerikanische Familie verbringt hier ihre Ferien. Die Söhne angeln, die Mädchen spielen Verstecken in den vielen Zimmern.

"Ich habe schon als Kind von deutschen Schlössern geträumt", plaudert Schlossbesitzer Dave Norman. Deutsch hat er in der Schule gelernt, sich mit der Geschichte im fernen Europa beschäftigt und in einem Erholungspark über nachgebaute deutsche Schlösser gestaunt. 1980 kam er dann zum ersten Mal nach Deutschland, lernte zunächst die Sprache und studierte acht Monate in Heidelberg.

Der einstige Englischlehrer wurde ihm zum guten Freund, die Verbindung überdauerte Jahre und Entfernung. Immer wieder machte Dave Norman Urlaub in Deutschland. Ein Internet-Zufall führte ihn schließlich nach Mitteldeutschland. "Ich suchte eigentlich Historisches über die Loreley und landete in einem Ferienhaus in der Nähe von Meiningen. 2002 waren wir zum ersten Mal in Thüringen. Mir gefielen sofort die herrlichen Schlösser und Burgen, vor allem die Wartburg. Und meine Frau schwärmt heute für Meißen", plaudert der Mann aus Baltimore. Mitteldeutschland atme für ihn Geschichte, vor allem jene Stätten, wo Martin Luther einst lebte und wirkte, stehen immer wieder auf dem Besuchsprogramm. Seinen Kindern Historisches zu vermitteln, ist dem Familienvater wichtig. Bonau sei für ihn ein "genialer Ort", um immer wieder auf Entdeckungsreise zu gehen.

In Naumburg, Zeitz und Altenburg war die Familie schon öfter, in Luckenau kehren sie gern in der kleinen Gaststätte ein, und die Kinder lieben die Sommerrodelbahn in Eckartsberga und Belantis. Doch der Geschäftsmann genießt mit seiner Familie die ländliche Ruhe, die grüne Oase. In seiner Heimatstadt leben rund 600 000 Menschen. "In Bonau ist die Zeit stehen geblieben. Hier gibt es noch das Deutschland, wie ich es zu meinen Studienzeiten kennen und lieben gelernt habe", sagt Norman. Um pulsierende Metropolen wie Berlin und Frankfurt mache er gern einen Bogen, so etwas habe er schließlich zu Hause in Amerika.

Zuerst liebäugelte das Ehepaar mit einer Villa bei Dresden, doch bei diesem Objekt sei damals der Sanierungsaufwand sehr hoch gewesen. Das Kleinod in Bonau war bereits nach der Wende restauriert worden. Zuerst hatte die Gemeinde investiert, dann die späteren Eigentümer. Der Amerikaner kaufte es schließlich aus der Insolvenzmasse, verpachtete es zunächst als Hotel. Irgendwann gab es Streit mit dem Betreiber, und als dieser ging, hinterließ er unliebsame Spuren. Im letzten Jahr wurde das Kleinod von einem Restaurator aus Naumburg liebevoll saniert. "Wir haben uns mit Hoteliers aus Freyburg unterhalten. Die Auslastung ist derzeit nicht so gut, so werden wir es erst einmal an Freunde und Geschäftspartner als Ferienhaus weiter vermitteln", verrät Norman Zukunftspläne.