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Am seidenen Faden? Am seidenen Faden?: Agricolagymnasium in Hohenmölsen punktet als Ganztagsschule

Von Petra Wozny 21.08.2017, 16:54
Das Agricolagymnasium in Hohenmölsen.
Das Agricolagymnasium in Hohenmölsen. Lisker

Hohenmölsen - Die Schulbibliothek des Agricolagymnasiums in Hohenmölsen ist geschlossen. Ein herber Verlust für die Bildungseinrichtung. Auch die zusätzlichen Mathenachhilfestunden am Nachmittag gibt es nicht mehr wöchentlich, sondern nur noch zweimal im Monat. Ausgefüllt wurden diese Angebote bislang durch eine pädagogische Mitarbeiterin und einen Mitarbeiter, der sich im Freiwilligen Sozialen Jahr befand.

Die traurige Bilanz: Von zwei pädagogischen Mitarbeitern gibt es nur noch eine. Die andere ging zum letzten Schuljahresende in den Ruhestand. Einen neuen Mitarbeiter, der im Gymnasium ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert, konnte bis jetzt nicht gefunden werden. Antje Rahm, schulfachliche Koordinatorin, schaut nicht gerade glücklich ob dieser Situation.

Mehr als 20 Bewerbungen habe sie über die Landesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung Sachsen-Anhalt erhalten. „Doch es kamen nur Ablehnungen. Vielleicht liegen wir einfach zu weit weg“, vermutet die Pädagogin. Seit 2010 punktet das Gymnasium mit dem Kriterium „Ganztagsschule“. „Viele Eltern, die mit ihren künftigen Gymnasialschülern zu uns zum Tag der offenen Tür kommen, entscheiden sich bewusst für uns, weil es eben so tolle Angebote gibt“, resümiert Rahm.

Schule ist auf mehr Kooperationspartner angewiesen

Geöffnet ist die Ganztagsschule ab 7.30 Uhr bis 15.05 Uhr. Nach dem Unterricht können die Mädchen und Jungen sich für eines oder mehrere Ganztagsangebote der über 30 entscheiden. Schülerzeitung ist darunter, Chor, Theater, Schach, Roboter bauen, Nähmaschine nähen erlernen, aber auch Mediengestaltung, Keyboardspielen oder Hausaufgabenbetreuung.

Den Pädagogen seien 17,5 Stunden pro Woche zugewiesen so Rahm. „Unsere Lehrer haben da keine Stunden mehr, um auch noch die Ganztagsschulangebote abzudecken, selbst wenn sie es gerne machen würden. Sie bekommen es ja nicht bezahlt“, schildert die Koordinatorin den Mangel aus Lehrersicht.

Die Schule sei also mehr und mehr auf Kooperationspartner angewiesen. Dies seien bislang Eltern, Vereinsmitglieder, aber auch verschiedentlich Einrichtungen wie zum Beispiel das Theater Zeitz gewesen, das tatkräftig beim Angebot Theater Unterstützung bietet.

Arbeit im Freiwilligen Sozialen Jahr wird mit 357,50 Euro vergütet

Große Hoffnung setzt das Gymnasium darauf, doch noch einen Mitarbeiter für ein Freiwilliges Soziales Jahr zu finden. Von Vorteil sei es, wenn sich jemand aus der Region bewerben würde. Eine Wohnung könnte unter Umständen auch schnell besorgt werden. „Wichtig ist, dass sich derjenige für Schule, generell für Kinder interessiert und Lust hat, im Freizeitbereich der Ganztagsschule unterstützend zu helfen und verschiedene Projekte zu übernehmen“, sagt Rahm.

Die Arbeit im Freiwilligen Sozialen Jahr wird mit einem monatlichen Taschengeld von 357,50 Euro vergütet. Zudem gibt es 26 Tage Jahresurlaub und eine Fortzahlung des Kindergeldes bis zum 25. Lebensjahr. Wartesemester und Praxiszeiten werden angerechnet, ein Zertifikat am Ende ausgereicht. Vorschrift des Landes ist, dass mindestens 50 Prozent der Schüler mindestens an drei Tagen der Woche von den Ganztagsangeboten Gebrauch machen. Die Hoffnung auf Hilfe ist groß im Agricolagymnasium. Trifft sie nicht ein, dann wird zukünftig nicht nur die Bibliothek geschlossen sein.

Dann hängt möglicherweise in zwei bis drei Jahren der Status der Ganztagsschule am seidenen Faden. Im gerade angelaufenen Schuljahr besuchen 535 Schüler die Bildungseinrichtung in Hohenmölsen. 433 aus den fünften bis zehnten Klasse nutzen die Angebote.

Bewerbungen für ein Freiwilliges soziales Jahr über www.lkj-freiwilligendienste.de(mz)