«Alle Babys sind schnuckelig»
HOHENMÖLSEN / MZ - Im Eilzugstempo von nur zwei Stunden hat er sich den Weg ins Leben gebahnt und begrüßt es brüllend. 3 300 Gramm bringt der Junge auf die Waage und misst 52 Zentimeter. Für die Eltern aus Weißenfels ist es das zweite Kind. Hebamme Haupt hat mit Janik Rohde in ihrem Berufsleben dem 1 000. Baby auf die Welt verholfen.
"Der Zufall will es, dass mein erstes Kind und nun auch das 1 000. jeweils ein Junge war", sagt die Hohenmölsenerin. Auch zum Beruf kommt sie durch zufällige Ereignisse. "Das erste Lebewesen, das ich geholt habe, war ein Ferkel", erinnert sich die 42-Jährige. Als Jugendliche habe sie auf einem Bauernhof geholfen und wollte nach der geglückten Entbindung sofort Tierärztin werden. Die Eltern raten ab. Die Berufswahl fällt schließlich auf Hebamme. "Ein Glück", sagt sie Corina Haupt. Vom ersten Tag ihrer Arbeit, zunächst im Hohenmölsener Krankenhaus, bis heute in der Hebammenpraxis "Kugelrund" in der Stadt der drei Türme, ist die agile Frau Feuer und Flamme, Kinder auf die Welt zu bringen.
Lange, bevor sie selbst Mutter wird, steht sie Müttern und Kindern zur Seite. "Die Geburt ist ein Wahnsinnskraftakt, ein Naturereignis, vor dem ich immer wieder aufs Neue Respekt habe", schildert Haupt. Sie hält den Frauen die Hand, beruhigt und streichelt sie. "Komm, das schaffen wir. Da müssen wir jetzt durch", ist ein gängiger Aufmunterungsspruch der Hebamme. Sie macht leise Musik an, zündet Kerzen an und schafft mit Aromadüften eine wohltuende Atmosphäre. Wenn es im Kreißsaal zum Beispiel nach Zimt riecht, habe dies nicht ursächlich mit Weihnachten zu tun. Zimt regt die Wehentätigkeit an, erklärt die Fachfrau.
Corina Haupt spornt die werdenden Mütter an und kämpft jedes Mal mit. "Keine der 1 000 Geburten ist gleich. Jede Frau reagiert anders. Nur eins ist gleich: Alle Babys sind schnuckelig", sagt sie strahlend. Als besonders schön empfindet sie es, dass sie heute die schwangeren Frauen bereits lange vor der Entbindung kennen lernt. "In unserer Praxis bereiten wir sie auf das große Ereignis vor. In einem 14-stündigen Kurs bereiten wir drei Hebammen - dazu gehören noch Martina Kühnert und Sybille Körner - vor. Hier erfahren sie alles über die Geburtsvorbereitung, den Geburtsverlauf, die Atemtechnik während der Entbindung und eventuell auftretende Beschwerden. Gymnastik gehört dazu, Schwimmen auch. Zum besseren Kennenlernen können sich die Frauen auch den Kreißsaal ansehen und bereits die Entbindungsart wählen, wenn eine Normalgeburt zu erwarten ist", schildert Corina Haupt. Neben Kreißsaalbetten bestehe auch die Möglichkeit in der Wanne oder auf einem so genannten Gebärhocker das Kind zu bekommen. Zur Entbindung komme kaum eine Schwangere ohne Begleitung. Das beruhige ungemein, weiß Corina Haupt. Auch, dass die Geburtsmedizin enorme Fortschritte in den vergangenen zwei Jahrzehnten gemacht habe.
Rund 200 Geburten wird das Trio von "Kugelrund" in diesem Jahr verzeichnen. Etwa 500 werden in die Statistik des Jahres 2009 im Asklepios-Krankenhaus eingehen. "Bis Jahresende haben wir noch richtig zu tun. Rund 20 Säuglinge werden noch erwartet", meint Corina Haupt und ihr ist anzumerken, dass das Hohenmölsener Praxisteam inklusive der fünf Weißenfelser Hebammen der Praxis "Eva" darüber glücklich ist. Viel Zeit, das kleine Berufsjubiläum der 1 000. Geburt zu feiern, gab es nicht. "Vielleicht habe ich die zur 1 111. Geburt", sagt sie. Vermutlich wird das 2011 sein.