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Ahnenforschung auf Schloss Goseck Ahnenforschung auf Schloss Goseck: Der Name ist Geschichte

Von Carmen Busch 09.06.2015, 18:56
Sie sind nicht nur zum Wandern an die Saale und Unstrut gekommen: Alexander Zehrer mit seinem Sohn Robert in der Klosterkirche Goseck.
Sie sind nicht nur zum Wandern an die Saale und Unstrut gekommen: Alexander Zehrer mit seinem Sohn Robert in der Klosterkirche Goseck. Peter Lisker Lizenz

Weissenfels - Manchmal meint das Schicksal es gut mit einem und zufällige Begegnungen können sehr bereichernd sein. Eine solche Situation haben am vergangenen Wochenende Alexander Zehrer aus Saalfeld und Robert Weinkauf, Vorsitzender des Vereines Schloss Goseck, in der ehemaligen Benediktinerklosterkirche erlebt.

Bernhard von Pölnitz ist im Juli 1569 in thüringischen Schwarzbach geboren und 1628 im August in Goseck verstorben. Er war Kanzler und Geheimrat des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. Auch sein Bruder Hans Georg war für den sächsischen Hof tätig. 1609 hatte er Schloss Goseck erworben. Dreimal war er verheiratet und vergrößerte durch die eigene Heiratspolitik das Erbe seiner beiden Söhne aus erster Ehe, Christian Julius und Hans Christoph. Er wurde in der Schlosskirche Gosecks beigesetzt.

„Eigentlich wollte ich nur mit meinen Söhnen hier im Schloss übernachten“, erzählt der Saalfelder. Jedes Jahr geht er mit seinen beiden Söhnen Gregor und Robert auf einen Wander- und Erlebnisurlaub. „Und dieses Jahr habe ich mich spontan für die Region um Saale und Unstrut entschieden“, berichtet Alexander Zehrer, der bis zum Tag der Zimmerbuchung keine Ahnung gehabt, dass sie in dem Schloss nächtigen werden, in dem auch die Vorfahren seiner Großmutter über 100 Jahre gelebt haben. „Meine Großmutter hat mir immer Geschichten erzählt und dann machte es klick bei mir“, erzählt der 67-Jährige, der sich an einen Besuch eines weiteren Pölnitz-Schlosses in Bayern erinnert hat und dort den Verweis auf die Gosecker Familie gelesen hat. Nach diesem Aha-Erlebnis hat er Kontakt mit Robert Weinkauf aufgenommen und nachgefragt, ob es tatsächlich um diese Zweitlinie der Familie Pölnitz und um dieses Schloss handle. „Ich war nicht minder überraschter als Herr Zehrer über diesen Zufall“, verrät Robert Weinkauf, der selbst sich viel mit dem alten Adelsgeschlecht auseinandergesetzt hat.

Geplant und gebucht hatte der Saalfelder bereits vor dem Wiederauffinden des Epitaphkopfes von Hans Christoph von Pöllnitz. Dieser Landadlige ist ein direkter Verwandter von Zehrers Großmutter. „Ich selbst bin kein von Pölnitz mehr. Ich bin nur der Enkel von Bianca von Pölnitz“, räumt der Hobby-Ahnenforscher ein. Auch seine Söhne haben kein wirkliches Interesse an dem Namen oder dessen Historie. Für die Familie ist der Name Geschichte, die Ahnin aber sehr wichtig. Zehrers Großmutter ist als Handarbeitslehrerin tätig gewesen und hat als Adlige einen Bürgerlichen geheiratet, einen Weber aus dem Vogtland. Dieser hat später eine Teppichfabrik in Auerbach geleitet. Der Stammbaum der Familie von Pölnitz geht bis auf das 13. Jahrhundert zurück. Diesen hat Zehrer Robert Weinkauf mitgebracht, um dessen Pölnitz-Forschung voranzubringen. Dass sich die beiden Männer über die Geschichte rund um den ehemaligen Schlossbesitzer Bernhard von Pölnitz noch Stunden unterhalten könnten, sind sich beide sicher. Leider hat der Pölnitz-Nachfahre nicht soviel Zeit auf seiner Wandertour eingeplant. Dennoch ist er sich sicher, dass der Kontakt zum Verein bestehen bleibt. Weinkauf hat es als Besonderheit empfunden, dass in das Schloss jemand zu Besuch gekommen ist, der mit den ehemaligen Besitzern verwandt ist. Profitieren von den Erzählungen und dem mitgebrachten Material kann Robert Weinkauf definitiv. „Das kann ich sehr gut gebrauchen, einfach um meine Arbeit zu komplettieren“, sagt Weinkopf dankbar. Aber auch Alexander Zehrer kann das Glück nicht fassen, wie viel in der Klosterkirche und in der Umgebung über seine Ahnen zu entdecken gibt. „Da ist ja nicht allein der herrliche Epitaph“, so Zehrer. Im Gespräch mit Weinkauf hat er viel erfahren, was die von Pölnitz bereits für das Dorf und dessen Umkreis getan haben.

Eine Bereicherung für Familie Zehrer

Für die Familie Zehrer selbst ist der Besuch in Goseck eine Bereicherung gewesen. „Ich bin nicht überwältigt oder ergriffen, an dem Ort zu sein, an dem meine Vorfahren gelebt haben. Aber ich bin sehr erfreut, dass hier die historischen Dinge gepflegt werden und so auch zukünftig eine Perspektive erhalten“, gibt der Ruheständler zu. In Goseck werde ganz im Sinne seiner Großmutter gehandelt, sagt der 67-Jährige. Denn deren Anweisung an die Enkel hat schon in den 1950ern gelautet: „Pflegt die Geschichte!“ (mz)