Adventsstimmung Adventsstimmung: Geht Wunsch nach mehr verkaufsoffenen Sonntagen 2020 in Erfüllung?

Weißenfels - Dichtes Gedränge herrschte am Sonntagnachmittag rund um die Weißenfelser Marienkirche. Die Bad Dürrenberger Salzsieder, Keramik- und Handarbeitsstände, Trödel und Bilder von Weißenfelser Künstlern sind bei der Marienweihnacht dabei. Und übers Stimmengewirr legen sich Dudelsackklänge. Fast beschaulich geht es da in der Jüdenstraße zu. Aber immerhin: Der letzte verkaufsoffene Sonntag 2019 zieht trotz Weihnachtsbesinnlichkeit die Kunden an.
Rudolf Tischer, Chef des Intersport-Geschäftes, sagt: „Dafür hat man in der Stadtverwaltung gekämpft wie die Löwen.“ Und gewonnen haben am Ende alle - Geschäftsinhaber, Angestellte und Kunden. Denn letztere gehen in der Woche zur Arbeit und haben am Wochenende Zeit für Einkäufe. Lohnen tue sich das für alle Seiten. Nächstes Jahr sollte aber auch das Müller-Kaufhaus wieder mit dabei sein, das wohl nach dem Hick-Hack im Vorjahr die Nase voll hatte, wie Tischer mutmaßt.
Barbara Reukauf (76) und ihre Tochter Annett Krug (50) kommen gerade aus der Seume-Buchhandlung. Erstere macht gern Handarbeiten und letztere ist ebenfalls fündig geworden. Wochentags kommen sie eher nicht in die Stadt und da sei ein solcher verkaufsoffener Sonntag eine gute Sache. Drinnen bedient an diesem Tag auch Bettina Jürschick die Leute und sagt: „Der erste und dritte Adventssonntag hatten doch eine Verkaufstradition.“ Sie sei nicht in der Gewerkschaft und habe im Vorjahr nicht verstanden, warum sie sich vorschreiben lassen müsse, was sie nicht tun solle. Schließlich belebe ein solcher Tag die Innenstadt.
Ramona Bröckert (57) hält mit einer Mitarbeiterin ihr Bürowarengeschäft offen. 15 Jahre war sie angestellt und elf Jahre ist sie nun bereits Inhaberin. Auch sie weiß: „Wer arbeiten geht, nutzt diesen Sonntag zum Einkaufen.“ Sie räumt ein, dass nicht gerade großer Trubel herrsche, aber immerhin kommen die Leute, schlendern durch die Jüdenstraße und kaufen etwas. Leider sei es aber so, dass die Händler in der Stadt oft stiefmütterlich behandelt werden und die Geschäfte kaputt gehen. Sie hoffe, dass mit der Zeit die Kunden zurückfinden und dass es auch im kommenden Jahr wieder solche verkaufsoffenen Sonntage gebe. Eine der Kundinnen ist Gudrun Löser, die aus der Mode-Boutique von Sven Bönold in der Kleinen Kalandstraße kommt. Sie habe ins Schaufenster geschaut und etwas gesehen, was sich als Weihnachtsgeschenk eigne. Da habe sie es gleich gekauft. Bönold selbst sagt in Sachen Marienweihnacht: „Am Ende profitiert doch einer vom anderen.“
Uwe Brückner, Chef des Pub „Battlefield“ und Mitorganisator der Marienweihnacht verweist zwar darauf, dass man im Vorjahr ohne verkaufsoffenen Sonntag genauso viele Besucher hatte wie diesmal. Aber letztlich zieht ja alles, also auch der Weihnachtsmarkt und die Eisbahn. (mz)