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Wanderung flussaufwärts Wie Treppen in der Thyra den Fischen helfen sollen

Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft arbeitet weiter an der ökologischen Durchgängigkeit der Thyra.

20.04.2021, 10:45
Die Bauarbeiten an der Thyra in Rottleberode sind noch im vollen Gange.
Die Bauarbeiten an der Thyra in Rottleberode sind noch im vollen Gange. Maik Schumann

Rottleberode

„Es sieht gut aus“, sagt Steffen Heling, Sangerhausens Flussbereichsleiter. „Wenn das Wetter mitspielt und wir keine Probleme durch eine zu hohe Wasserführung bekommen, sind wir Mitte Juni fertig.“ An der Thyra, mitten in Rottleberode, wird eine neue Hochwasserschutzmauer gebaut. Weitere Baumaßnahmen an der Thyra, am Wehr in Berga und einem Deich unterhalb der Kelbraer Talsperre gehören ebenfalls zu den Vorhaben des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft im westlichen Landkreis Mansfeld-Südharz.

Verzögerung der Baumaßnahmen durch Lieferengpässe

In Rottleberode wird schon seit dem vergangenen Jahr die Ufermauer in zwei Bereichen erneuert und zwischen der Thyra und der Bahnhofstraße ein kleiner Wall gebaut. Ziel ist es, den Ort besser vor einem möglichen Jahrhundert-Hochwasser zu schützen. Zwar sollte die Baustelle schon im vorigen Jahr wieder verschwunden sein, doch war der Termin wegen größerer Lieferengpässe nicht zu halten. Die Arbeiten werden über das Hochwasser-Schutzprogramm aus dem Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (Eler) gefördert. Rund 900.000 Euro waren dafür geplant. „Der Betrag wird auch nicht überschritten“, wie Heling einschätzt.

Drei weitere Baumaßnahmen an der Thyra stehen noch in diesem Jahr bevor - ebenfalls in Rottleberode. „Wir haben sie schon ausgeschrieben“, sagt Heling. Denn entsprechend der Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union soll auch die Thyra wieder ökologisch durchgängig werden. „Die Thyra ist eine Äschenregion“, sagt Heling. Hier kämen außerdem Bachforelle, Groppe, Gründling und Schmerle als Leitarten sowie Bachneunauge, Flussbarsch oder Döbel vor. Es gebe im Flusslauf mehrere Kaskaden, an denen die Fische weit mehr als 15 Zentimeter Höhenunterschied überwinden müssten, um flussaufwärts zu wandern. „Das schaffen einige Arten nicht“, sagt Heling.

Entstehung einer Fischaufstiegsanlage

Eins der Hemmnisse ist die Kaskade am Bahnhof, knapp 18 Meter lang. Die - in Fließrichtung - linke Hälfte der Kaskade soll abgebrochen werden. Dort sollen künftig 13 Becken aus Stahlbeton und mit je 15 Zentimetern Höhenunterschied den Fischen ermöglichen, entgegen der Fließrichtung aufzusteigen. Im rechten Bereich der Kaskade, erläutert Heling, werde der Bewuchs entfernt, die Fugen sollen saniert und zum Teil die Steinabdeckungen erneuert werden. Die Kosten für diesen Abschnitt werden - einschließlich der Planung - auf 370.000 Euro veranschlagt. „Wir fangen jetzt an. Nächste Woche ist die Bauanlaufberatung, und spätestens im Oktober sind wir fertig.“ Der Auftrag werde durch ein Unternehmen aus Ermsleben ausgeführt.

Eine weitere Kaskade, etwa auf der Höhe der ehemaligen Sekundarschule, soll umgebaut werden. Allerdings wird hier die Fischaufstiegsanlage auf einer Freifläche komplett neu entstehen, in Fließrichtung links neben dem Fluss. Dazu müsse die bisherige Stützmauer auf einer Länge von ungefähr 20 Metern abgebrochen werden, erklärt Heling. Ähnlich wie an der anderen Kaskade sind sechs Becken aus Stahlbeton vorgesehen, deren Höhenunterschied für die Fische überwindbar wäre. In der Sohle sollen große Wasserbausteine gesetzt werden. Die alte Stützmauer werde saniert, die Böschung angeglichen. Für die Planung und den Bau sind rund 390.000 Euro vorgesehen.

Planungsphase für den Umbau des Bergaer Wehres

Das letzte Hemmnis, ein Absatz von einem dreiviertel Meter Höhe an der Rottleberöde Hauptstraßenbrücke, soll ebenfalls beseitigt werden. Kosten: rund 125.000 Euro. Eine Firma aus Dittersdorf sei bereits beauftragt worden, sagt Heling, auf einer Länge von über 40 Metern große Wasserbausteine ins Flussbett zu setzen, ein einheitliches Gefälle herzustellen und in der Mitte eine Rinne anzulegen. In der Rinne hätten die Fische auch bei geringerem Wasseraufkommen noch eine Chance, erklärt der Flussbereichsleiter. „Nach den drei vorigen trockenen Sommern wird es ja vielleicht diesmal nicht wieder so extrem.“

Der aufwendige Umbau des Bergaer Wehres, für den Kosten von einer halben Million Euro veranschlagt werden, befinde sich weiter in der Planungsphase. „Wir wollen eine neue Fischaufstiegsanlage bauen und ins Wehr integrieren, damit alle Arten aufsteigen können“, begründet der Flussbereichsleiter. Noch arbeite man an der umfangreichen Entwurfs- und Genehmigungsplanung. Dann wäre es an der Unteren Wasser- und Unteren Naturschutzbehörde, die Pläne zu prüfen und zu genehmigen. Auch dort sei vorgesehen, insgesamt 13 Becken aus Stahlbeton anzulegen - auf der rechten Seite des Wehres. (mz/Helga Koch)