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„Heute klatschen wir euch weg“ Wie sich ein Mädchenteam in Sangerhausen in der Kreisklasse gegen die Jungs behauptet hat

Die Mädchenmannschaft des VfB Sangerhausen hat in der abgelaufenen Saison in der D-Jugend gegen Jungs gespielt.

Von Grit Pommer 01.07.2025, 18:07
Das Mädchenteam des VfB Sangerhausen bei der Arbeit mit dem Ball auf dem Kunstrasenplatz im Friesenstadion.
Das Mädchenteam des VfB Sangerhausen bei der Arbeit mit dem Ball auf dem Kunstrasenplatz im Friesenstadion. Foto: Maik Schumann

Sangerhausen/MZ. - Später Nachmittag im Sangerhäuser Friesenstadion. Das Thermometer zeigt noch locker 30 Grad, aber die Mädchen auf dem Kunstrasenplatz fangen an zu laufen. „Vier halbe Runden“, sagt Saskia Schulz an. „Ich will, dass ihr durchzieht. Wenn jemand geht, hängen wir noch ’ne Runde dran.“

Schulz ist Trainerin des Mädchenteams beim VfB Sangerhausen. Dass es überhaupt eins gibt, hat im Grunde mit der letzten Frauen-EM 2022 zu tun. Die deutschen Frauen waren erst im Finale äußerst knapp gegen England ausgeschieden. Und ihr beherztes Auftreten auf der Insel hatte dem Frauenfußball hierzulande Auftrieb gegeben. Den merkte man auch beim VfB Sangerhausen.

Saskia Schulz trainiert die Mädchenmannschaft des VfB Sangerhausen.
Saskia Schulz trainiert die Mädchenmannschaft des VfB Sangerhausen.
Foto: Maik Schumann

„Olaf Glage hat mich angesprochen und gesagt: Pass auf, es haben sich etliche Mädels gemeldet, die Fußball trainieren wollen. Wir machen ein Team auf“, erzählt Schulz. Die 27-Jährige hat selbst gekickt, seit sie fünf war, zuletzt für die Frauenmannschaft des VfB, die bis 2023 am Ball war.

Ihr großer Bruder hatte sie in ihrer Geburtsstadt Jena irgendwann mit zum Training genommen. Die Geschwister sind fußballverrückt, geerbt haben sie das aber nicht. Im Gegenteil. „Unsere Eltern können damit gar nichts anfangen“, sagt Schulz. Sie selbst musste das Kicken auf Wettbewerbsniveau inzwischen aufgeben. Was sie drauf hat, gibt die Sport- und Fitnesskauffrau jetzt gern an die VfB-Mädchen weiter.

Mädchenfußball in Sangerhausen: In der Kreisklasse der D-Jugend am Ende auf Platz sechs

In ihrer aktiven Laufbahn hat sie eigentlich alle Positionen gespielt, erzählt die Wahl-Sangerhäuserin. Am liebsten aber Linksaußen. „Obwohl ich ein Rechtsfuß bin. Ich bin gern nach rechts reingezogen und hab’ dann abgeschlossen.“

Die Mädels auf dem Kunstrasen sind inzwischen gut erwärmt und gedehnt. Jetzt ist Technik dran. „Nehmt euch den Ball und führt ihn ein bisschen. Erst mal nur mit einem Fuß“, ruft Schulz ihnen zu. Mit fünf, sechs Mädchen hat sie angefangen. In der abgelaufenen Saison konnte sie mit 13, 14 Spielerinnen schon ein konkurrenzfähiges Team aufstellen. Als VfB D-Jugend IV sind sie in der Kreisliga auf Torjagd gegangen – gegen Jungsmannschaften. Am Ende standen sie in der Tabelle auf Platz sechs von neun Teams.

Mädchenmannschaft des VfB-Sangerhausen: Sprüche vom Gegner

Hat es die Jungs besonders geschmerzt, wenn sie gegen ein Mädchenteam verloren hatten? „Ja, schon“, meint Schulz. Und sie bestätigt, dass es von einzelnen vor dem Spiel auch Sprüche gab wie „Heute klatschen wir euch weg.“ „Da war es dann besonders schön, wenn wir die Punkte mitgenommen haben“, sagt Schulz und lächelt. In der nächsten Saison wird es härter. Dann treten die Mädels in der C-Jugend an. „Da sind die Jungs körperlich schon deutlich stabiler“, weiß die Trainerin.

Egal, das Team wird kämpfen. Was überhaupt das Wichtigste ist beim Fußball, sagt Schulz. „Auf das Mannschaftsgefüge kommt es an. Als Spielerin hab ich immer gesagt: Mir sind die Vorlagen wichtiger als die Tore.“

Mädchen-Fußball in Sangerhausen: Vorbilder sind Männer

Auf dem Platz geht es jetzt an die Finessen. „Kannst du Übersteiger?“, fragt Schulz die Kapitänin Marie Grund. „Zeig mal vor.“ Über die Breite des Platzes hinweg üben die Mädchen, wie man den Gegner täuscht, indem man einen oder nacheinander beide Füße blitzschnell über den rollenden Ball hinwegbewegt, statt ihn zu spielen.

Marie spielt Fußball, seit sie drei ist. Ihr gefällt der Ehrgeiz im Team. Und natürlich das Gefühl, wenn man gewinnt. Florjeta hat bei den Jungs mit dem Training angefangen. „Wir kamen gut klar“, stellt sie fest. Aber in einem Mädchenteam ist es doch nochmal besser. Fragt man die Mädchen nach Vorbildern, fallen aber Männernamen: Marco Reus, Ronaldo.

Die meisten sind Sangerhäuserinnen, manche kommen aber bis aus Voigtstedt oder Stolberg zum Training. Das pausiert jetzt, in der letzten Ferienwoche geht es wieder los – mittwochs und freitags von 16.30 bis 18 Uhr. Wer mitmachen will, kann gern kommen. Und wie schneidet Deutschland bei der EM ab? Saskia Schulz wiegt den Kopf. „Die deutschen Frauen sind gut drauf“, sagt sie. „Aber Spanien wird sicher auch weit kommen.“