Bier aus der Region Wie die Idee des Allstedter Mühlenbräus entstanden ist
Die Stadtmühle in Allstedt will jetzt eigenes Bier herstellen und vermarkten. Was damit alles geplant ist.

Allstedt/MZ - Je höher man die steile Holztreppe emporkommt, umso stärker steigt er einem in die Nase - der warme, leicht süßliche Geruch von Braumalz. Hier oben auf dem ehemaligen Kornboden der Allstedter Stadtmühle liegen die Säcke sicher und trocken. Aus ihrem Inhalt soll demnächst etwas noch Besseres werden: Allstedter Mühlenbräu.
„Die Idee, ein regionales Bier auszuschenken, gab es schon länger“, sagt Jan Mühlstädt, dessen Frau Babett seit 2020 die Stadtmühle betreibt. Und dann fügte sich alles: Ein Freund in Oldisleben, Christian Legeler, ist schon vor fünf Jahren nebenberuflich unter die Brauer gegangen und weiß, wie’s geht. Ein anderer Freund, Andreas Hornbogen, hat einen Verwandten, der im Frühjahr seine Hobbybrauerei aufgeben musste. Da war sie, die Gelegenheit. Babett und Jan Mühlstädt packten sie beim Schopf.
Absprache mit Hygiene
Mit den Behörden und der Hygieneaufsicht wurde abgeklärt, ob die Pläne auch mit den Vorschriften zusammengehen. Tun sie. Und so wurden im Juli die Ausrüstung und die gesamten Bestände der kleinen Brauerei nach Allstedt geholt.
Zurzeit wird in der Mühle noch umgebaut, damit die Brautechnik in der bisherigen Speisekammer aufgestellt werden kann. „In zwei, drei Wochen hoffen wir, den ersten Sud ansetzen zu können“, sagt Christian Legeler. Mühlstädt und Hornbogen werden ihm als gelehrige Mitstreiter zur Hand gehen, um sich ebenfalls in die Geheimnisse des Bierbrauens reinzufuchsen. Denn das hat zwar seinen festen Ablauf. Aber zwischendrin kann man an sehr vielen Schräubchen drehen und damit beeinflussen, was am Ende rauskommt.
Pilsener, Weizen, Lager, Craft oder Pale Ale - „möglich ist alles“, sagt Legeler. Und erklärt kurz, wie gebraut wird: Das Malz wird gemahlen, zusammen mit Wasser erwärmt und die Maische über Temperatur und Zeit gesteuert. Schließlich trennt der Brauer sie in die flüssige Würze und den festen Treber, von dem später noch die Rede sein soll.

Die Würze wird aufgekocht, der süße Sud dann zusammen mit Hefe im Gärbehälter heruntergekühlt und stehen gelassen, damit die Hefe in aller Ruhe den Zucker in Alkohol umwandeln kann. In Flaschen oder Fässer gefüllt bekommt das Bier noch drei bis vier Wochen Gärzeit, bevor es ins Glas zischen und durstige Kehlen löschen darf.
Als ersten Test will Legeler 100 Liter Pilsener ansetzen und je zur Hälfte herb und kalt hopfen. Letzteres ergibt ein Bier mit einer fruchtigen Note. „Unser Bekanntenkreis freut sich schon auf die Testphase“, sagt Babett Mühlstädt.
Denn bevor das Allstedter Mühlenbräu öffentlich ausgeschenkt wird, muss es erst mal intern bestehen. Um dann richtig durchzustarten. Die Ideen sprudeln nur so. Das Bier will man nicht nur in der Mühle ausschenken, sondern auch im Mühlenlädchen verkaufen, das demnächst im ehemaligen Stallgebäude entstehen soll. Dieser Trakt des denkmalgeschützten Gebäudekomplexes muss dringend saniert werden und soll im Obergeschoss auch einen Saal für Feiern beherbergen.
Bierbrot aus dem Ofen
In der Mühle sollen aber auch Braukurse und Bierverkostungen angeboten werden - und da kommt wieder der Treber ins Spiel. Mit dem will Bäckermeister Vincent Richter nämlich Brot backen - im Backhaus gleich hinter der Mühle.
Die Brauerei in der Speisekammer ist auch nur eine vorübergehende Lösung. Dauerhaft soll die Anlage in dem kleinen Nebengebäude aus rotem Backstein ihren Platz finden, das dafür aber auch erst noch saniert werden muss.
Vielleicht wird es irgendwann ja auch mal einen eigenen Allstedter Malt-Whisky geben, wagt Legeler schon mal einen Blick in die Zukunft. „Möglichkeiten gibt es viele, man muss sich nur rantrauen“, sagt der Brauer.Als erstes trauen sich die Vier nun aber an das Abenteuer Mühlenbräu. Das Malz auf dem Dachboden wartet schon.
Kommentar von Gritt Pommer: Kleiner, besser
Im Grunde kehrt die Allstedter Stadtmühle jetzt zu jahrhundertealten Wurzeln zurück. Denn laut der Chronik des Mühlenvereins hatte der damalige Stadtmüller Johann Zacharias Triebel 1705 vom Stadtrat das Braurecht erhalten. Es war eine Zeit, in der die Dinge noch vor Ort hergestellt, verkauft und konsumiert wurden. Bevor dann später alles immer mehr zentralisiert und industrialisiert wurde.
Dass kleine Wirtschaftskreisläufe zwar nicht billiger, aber oft besser sind, weiß man spätestens, seit der Begriff Lieferkettenprobleme Teil unseres täglichen Sprachgebrauchs geworden ist. Doch gerade bei Lebensmitteln wissen viele Leute es schon länger zu schätzen, wenn das Brot, der Honig, der Käse und eben auch das Bier nicht über hunderte Kilometer aus einer Fabrik herangekarrt, sondern direkt in der Region hergestellt wurden.
Unsere Welt verändert sich gerade rasant. Und manchmal ist ein Schritt zu den Wurzeln auch ein Schritt nach vorn.