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Wechsel wird mit Fassung getragen

Von Burkhard Zemlin 27.01.2005, 17:19

Bornstedt/MZ. - "Mir ist das egal, ich bin die Woche über sowieso in Holland", sagte ein Mann, der der Neuerung allerdings kaum etwas Positives abgewinnen kann. "Meiner Meinung nach ist das absoluter Blödsinn", fügte der nächste hinzu und fragte, was denn der Wechsel nach Helbra eigentlich für einen Nutzen bringt. "Ehrlich gesagt, dass wir im Dorf etwas davon haben sollen, sehe ich nicht. Die werden in Helbra gerade auf Bornstedt gewartet haben."

Möglicherweise gibt es aber doch einen Vorteil, überlegt Simone Schlüter ganz unbefangen, während sie im Frisiersalon des Ortes einer Kundin die Haare in Form bringt. "Vielleicht wird nun endlich an der Bushaltestelle eine Wartehalle gebaut", sagt sie. Wenn nämlich frühmorgens die Schulkinder auf den Bus warten, finden sie bei Regen und Schnee überhaupt keinen Schutz. "Das ist ganz schlecht", kritisiert Simone Schlüter, die das Thema Verwaltungsreform ansonsten nicht weiter berührt. "Die meisten haben sich für Helbra entschieden, weil sie denken, dass das am günstigsten ist", glaubt die freundliche Frisörin. Ein Wechsel nach Eisleben wäre bestimmt zu teuer gewesen.

"Für die älteren Bürger ist es jedoch schwierig", findet nicht allein Malermeister Udo Tichatschke. Mario Päckert, der in diesem Monat gemeinsam mit Christian Besser aus Eisleben eine Autolackiererei eröffnet hat, haut in dieselbe Kerbe. Junge Leute, die ein Auto haben, werden wohl kein Problem darin sehen, wenn sich die Verwaltung in Helbra befindet. Für Mario Päckert ist wichtig, dass die Eigenständigkeit der Gemeinde erhalten bleibt. "Das ist besser, als in der Stadt das fünfte Rad am Wagen zu sein", macht er klar, dass er gegen eine Eingemeindung ist.

Petra Lehnhardt sieht das etwas entspannter. Ein Wechsel nach Eisleben hätte sie nicht geschreckt. Aber Helbra findet sie auf jeden Fall besser als Sangerhausen. Ob jedoch dieser Wechsel preiswerter wird, müsse sich erst noch zeigen. Doch was solls, früher oder später wird es vielleicht noch größere Verwaltungsgemeinschaften geben.

Für Reinhard Tunat ist der Wechsel nach Helbra nur die zweite Wahl. "Besser wäre es gewesen, wenn sie uns hätten über die Kreisgrenze springen lassen", erinnert er daran, dass Bornstedt ja am liebsten mit dem benachbarten Holdenstedt zusammengegangen wäre. "Aber sie haben uns nicht gelassen", sagte der Hausmeister der Schule, der auch Mitglied im Gemeinderat ist. So sei man auf Helbra gekommen.

Von einem Trägermodell mit Eisleben wollten die Bornstedter nichts wissen. Reinhard Tunat: "Man hat doch an Volkstedt gesehen, wohin das führt: zur Eingemeindung."