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Zukunftsdialog geht in neue Runde Was in Allstedt zum Thema kommunale Wärmeplanung besprochen wurde

Wieviel Potenzial es bei der Energieeinsparung in den Immobilien der Stadt Allstedt gibt und was ein Bioenergiedorf alles kann, wurde in Allstedt erläutert und diskutiert.

Von Sebastian Henning 17.03.2024, 16:00
Symbolfoto - In Allstedt gab es eine Diskussion zur Wärmeplanung.
Symbolfoto - In Allstedt gab es eine Diskussion zur Wärmeplanung. (Foto: imago stock&people)

Allstedt/MZ. - Die Veranstalter hätten sich über mehr Teilnehmer gefreut, allerdings war es auch schon die dritte Runde zum Thema kommunale Wärmeplanung: Allstedts Bürgermeister Jürgen Richter (CDU) hatte Vertreter von Vereinen aus allen Ortsteilen eingeladen, um am Donnerstagabend Vorträge zum Thema zu verfolgen.

Wieviel Einsparpotenzial hat Allstedt?

Den Anfang machte Peter Reinhardt, Energieberater und Baubiologe, der unter anderem ausgelotet hatte, wieviel Potenzial es bei der Energieeinsparung in den Immobilien der Stadt Allstedt gibt. Ebenso führte er aus, dass in Allstedt durch Kleinwindräder und Photovoltaik ein Zehntel des Energieaufkommens erwirtschaftet werden könnte. Insgesamt sehe er aber einen hohen Modernisierungsbedarf, um die Gebäude energieeffizient zu gestalten.

Kritik richtete er aber insbesondere in Richtung der Zukunft-Umwelt-Gesellschaft (ZUG), die für eine zu erarbeitende Wärmenetzplanung nur ein Jahr und 80.000 Euro veranschlagt. Laut Peter Reinhardt seien die Zahlen sehr optimistisch. Es rechne eher mit zwei Jahren Planungszeit und einer Summe von 180.000 Euro, um das Projekt abzuschließen.

Erläuterungen zu einem Bioenergiedorf

Nächster Redner war Bernd Reuter, früher Professor an der Uni Halle. Reuter hat eine Teilanalyse der Flurgehölze in der Kommune vorgenommen. Er bescheinigte dabei eine reichhaltige Biodiversität und sieht gleichzeitig Potenzial in der Energieholzgewinnung. Der Bedarf an Heizmaterial für ein etwaiges Blockheizkraftwerk könnte dabei teilweise durch sowieso anfallendes Totholz und bei der Pflege von Flurgehölzen gewonnene Biomasse generiert werden.

Den Hauptteil der Veranstaltung füllte Reinhold Behr aus Großbardorf. Er erläuterte, wie die kleine Gemeinde in Unterfranken ihren Weg zum Bioenergiedorf gemeistert hat. Bioenergiedörfer generieren einen großen Anteil ihres Strom- und Wärmebedarfs durch regional erwirtschaftete Biomasse.

Der Ort ist durch die genossenschaftlich verwaltete Biogasanlage nahezu unabhängig in der Wärmeenergieversorgung. „Die Anschlussdichte liegt bei etwa 70 bis 80 Prozent im Ort.“ Durch Photovoltaikanlagen werde darüber hinaus ein Vielfaches des im Dorf benötigten Stroms erzeugt.

Behr sieht in diesem Vorgehen den Vorteil, nicht von großen Unternehmen abhängig zu sein, und auch eine „super Geldanlage“. Außerdem sei es wichtig, dass die „Kaufkraft in der Region bleibt“.

Skepsis war schon spürbar

Er plädierte leidenschaftlich dafür, dass auch andere Orte diesen Schritt gehen sollten. Denn immerhin gebe es in Deutschland schon über 240 Städte und Gemeinden, die diesen Wandel vollzogen hätten.

Bürgermeister Richter schien sich allerdings nicht sicher, ob der Weg über eine Genossenschaft in der Allstedter Kernstadt möglich wäre. Schließlich sei schon bei anderen Zukunftsprojekten, wie zuletzt beim Glasfaserausbau, eine gehörige Portion Skepsis bei den Bürgern spürbar gewesen. Möglichkeiten, den Weg zu einem energieautarken Allstedt zu gestalten, gebe es viele, eventuell die Gründung von Stadtwerken.