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Warnstreik Warnstreik: Lehrer aus Allstedt im Ausstand

Von Beate Thomashausen 01.03.2013, 17:35
Rund 30 Lehrer fanden sich zur spontanen Kundgebung auf dem Kornmarkt in Sangerhausen ein.
Rund 30 Lehrer fanden sich zur spontanen Kundgebung auf dem Kornmarkt in Sangerhausen ein. Ralf Kandel Lizenz

Allstedt/MZ - Ein Trillerpfeifenkonzert mitten in Sangerhausen? Ist denn schon wieder ein Schuljahr zu Ende? Nein, am Donnerstamorgen waren es nicht die Schüler, sondern die Lehrer, die am Sangerhäuser Kornmarkt mit Pfeifen und Rasseln lautstark auf sich aufmerksam machten. Dort befindet sich das Büro der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und am Donnerstag auch das Streiklokal. Rund 30 Lehrer aus der Grund- und der Sekundarschule Allstedt streikten nämlich. Ihre Forderung: 6,5 Prozent mehr Gehalt und Tarifvertrag für die Lehrkräfte. Ein Tarifvertrag über die Eingruppierung angestellter Lehrkräfte. Gleichzeitig sprechen sich die Streikenden auch gegen eine Verlängerung der Arbeitszeit aus und fordern die Einstellung junger Lehrkräfte.

„Der Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt, junge Lehrer für sich zu gewinnen, hat längst begonnen. Sachsen-Anhalt darf es nicht verschlafen, den Nachwuchs für sich zu gewinnen. Mit schlechter Bezahlung treibt man die jungen Lehrer aber fort“, sagte Hans-Dieter Klein, der GEW-Pressesprecher bei der spontanen Kundgebung auf dem Sangerhäuser Kornmarkt. „Wir werden sicher nichts geschenkt kriegen, aber wir werden es uns erkämpfen“, sagte der Gewerkschafter.

Grund für ihre Rechte zu streiten, sieht zum Beispiel Iris Goldschmidt. Die Grundschullehrerin ist 52 Jahre alt und seit 1981 im Schuldienst. „Seit 1984 unterrichte ich in Allstedt. Und mein Beruf macht mir wirklich Freude. Keinen Spaß macht es mit aber, von meiner Landesregierung immer wieder ins kalte Wasser gestoßen zu werden. Zum Beispiel mit der Forderung, Inklusion an den Schulen durchzusetzen. Das heißt konkret für mich, einen Schüler in meiner jetzigen Klasse zu betreuen, der eigentlich ganz besonders gefördert werden müsste. Ich habe keine Sonderpädagogikausbildung. Früher musste man das zusätzlich zwei Jahre lang studieren. Jetzt soll es mir und dem Kind reichen, wenn uns zweimal die Woche eine Sonderpädagoge unterstützt.“Bärbel Jüdicke, ebenfalls Grundschullehrerin in Allstedt und seit 1988 im Schuldienst, kritisiert ganz besonders, dass sie noch immer das „Küken“ im Kollegium ist. „Wenn ich mit 45 Jahren immer noch die jüngste Lehrerin bin, läuft doch was schief.“ Ines Hofmann (49): „Im Verlaufe des Tarifstreits wurden wir Lehrer ja kritisiert, dass wir nicht bereit wären, uns fortzubilden. Das stimmt so nicht ganz. Richtig ist, dass es gar keine Bildungsangebote gibt.“

In der Sekundarschule Allstedt war es am Donnerstag sehr ruhig. Die meisten Schüler waren daheim geblieben. Die etwa 20 Schüler, die zum Unterricht erschienen waren, wurden betreut.