Wahrzeichen Wahrzeichen: Imposantes Bauwerk vor Eislebens Toren
Eisleben/MZ. - Ein Medienereignis war die Fertigstellung der Millionenbrücke vor den Toren von Eisleben sicher nicht. Im Jahrgang 1901 der Lokalpresse finden sich nur spärliche Hinweise auf den imposanten Bau, der vor 100 Jahren auf die Begutachtung der Behörden wartete. Am 9. Dezember 1901 war die Bauabnahme. Dabei wurde nicht allein die aus soliden Ziegeln gemauerte Brücke unter die Lupe genommen, sondern vor allem die Gleise, die den Bahnhof Eisleben mit der Krughütte und den Ottoschächten verbanden.
Nach Angaben von Dr. Rudolf Mirsch und Klaus Foth im jüngsten Mansfelder Heimatspiegel war die Strecke 3,24 Kilometer lang. Dazu kamen noch 1780 Meter Rangiergleise. Auf die Frage, warum die Brücke den Namen Millionenbrücke erhalten hat, vermochten die Autoren jedoch keine schlüssige Antwort zu geben. "Es gibt nur Vermutungen", bekannte Mirsch, der es für denkbar hält, dass der Name mit den zahllosen Steinen in Zusammenhang stehen könnte, die bei der Überwölbung des Tales der Bösen Sieben benötigt wurden. Eine andere Erklärung könnten die enormen Kosten sein, die das Bauwerk verschlang, wie Eislebens Stadtarchivarin Dr. Marion Ebruy vermutet. Für sie steht fest, dass es der Volksmund war, der den Namen Millionenbrücke prägte. Ob das schon vor 100 Jahren geschah oder erst später, ist eine Frage, auf die die Heimatforschung bislang noch keine Antwort weiß.
Für Karl Beilicke, der 1961 seine Erinnerungen an den Brückenbau niederschrieb, war der Name Millionenbrücke jedenfalls schon von jeher geläufig. Beilicke hat den Brückenbau in seiner Jugend miterlebt. "Das alles ging damals noch im Handbetrieb, und wir mussten alles hergeben, was an Kraft in uns steckte", schrieb er und fuhr fort: "Es war eine schwere, harte Arbeit, täglich zwölf Stunden, die auch unter schwierigsten Witterungsverhältnissen durchgehalten werden musste. Der Verdienst lag zwischen drei und vier Mark pro Schicht. Viele Hindernisse mussten überwunden werden, der große Damm an der steinernen Brücke musste aufgeschüttet und der große Einschnitt durchbrochen werden. Das Erdreich davon wurde gleich wieder benutzt zum Auffüllen des Dammes der Millionenbrücke. Der Einschnitt zwischen Hüneburg und Krughütte war das größte Hindernis, das sich uns entgegenstellte. Es musste die Böse Sieben und auch die Straße nach Wimmelburg überbrückt werden."
Ob den Bauherren damals bewusst war, auf welch schwierigem geologischen Terrain sie sich bewegten? Immerhin wurde die Brücke im Senkungsgebiet errichtet. Nicht weit von hier gähnt der gewaltige Hüneburgkessel, während jenseits des Tals der Bösen Sieben der Stiftsteich immer wieder durch Erdsenkungen von sich reden macht. Die Brücke blieb zum Glück von größeren Schäden verschont. Seit Stillegung der Hütte im Jahr 1972 ist sie ohne Funktion, steht aber dennoch eindrucksvoll wie ein großes Eingangstor zur Lutherstadt. Gras wächst über die Gleise. "Bleibt zu hoffen, dass uns dieses Denkmal der Verkehrsgeschichte erhalten bleibt", so Dr. Mirsch.