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Vor Kältetot gerettet Vor Kältetot gerettet: Ines Hommann zieht Zwergkaninchen mit der Flasche auf

Von Grit Pommer 03.04.2018, 17:00
Ines Hommann zieht den von der Mutter verlassenen Frodo mit der Flasche auf.
Ines Hommann zieht den von der Mutter verlassenen Frodo mit der Flasche auf. Schumann

Sangerhausen - Frodo wohnt zurzeit noch im Bad. Zu groß ist die Gefahr, dass der kleine Kerl im Wohnzimmer hinter der Schrankwand verschwindet. Denn obwohl er sich in den vergangenen Wochen prächtig gemacht hat: Zwergkaninchenjunge Frodo ist immer noch winzig klein. Das weich gepolsterte Körbchen im Bad ist da der sicherste Platz.

Dass er überhaupt noch lebt, ist fast ein kleines Wunder. Ines Hommann erinnert sich noch genau an den bitterkalten Sonntag Anfang März, an dem er geboren wurde. „Die Mutter hatte das erste Mal Junge. Sie hat kein Nest gebaut, sondern die drei einfach aufs Stroh gelegt und sich nicht weiter um sie gekümmert“, erzählt die Sangerhäuserin, die schon seit vielen Jahren die Tierhaltung im Christlichen Jugenddorf (CJD) leitet.

Kaninchenjunge werden mit Katzenmilch aufgepeppelt

Als sie dazu kam, war eines der Jungen schon tot, ein zweites vor Kälte ganz blau. Und Frodo, mit seinen 27 Gramm der kräftigste der Drei, fiepte und piepste ganz jämmerlich.

Eigentlich sei es ja nicht artgerecht, Tiere mit der Flasche aufzuziehen, weiß Hommann. „Aber ich konnte die beiden ja nicht einfach sterben lassen“, sagt sie. Die Entscheidung war schnell gefasst. Hommann packte sich die überlebenden Zwergkaninchenbabys unter den Pullover und nahm sie mit nach Hause.

Weil sonntags kein Laden geöffnet war, bekamen die winzigen, nackten Minikaninchen in der Not erst einmal ein paar Tropfen Kondensmilch verabreicht. Tags darauf holte Ines Hommann spezielle Aufzuchtmilch für Katzenbabys und mischte sie mit Fencheltee.

Stressige Zeit für Ziehmutter Ines Hommann

Mit einer kleinen Spritze zog sie wenige Milliliter der Mischung auf und gab sie den Kaninchenbabys - Tröpfchen für Tröpfchen. Für die Ziehmutter begann eine stressige Zeit. „Eine Kaninchenmutter säugt ihre Jungen nur zweimal am Tag“, weiß sie. Mit der künstlichen Milch funktioniert das aber nicht.

In den ersten beiden Wochen verlangten die winzigen Knäuel alle zwei bis drei Stunden nach neuer Nahrung. „Nur nachts habe ich mir fünf Stunden Pause gegönnt“, erzählt Hommann. Zum Glück hatte sie bei der Aufzucht der Kleinen vom ersten Tag an einen enthusiastischen vierbeinigen Assistenten an der Seite: Mops-Rüde Sunny, ein Jahr jung, begleitet Hommann oft ins CJD und ist den Umgang mit anderen Tierarten schon gewöhnt.

Die Kaninchenbabys hat er gleich ins Herz geschlossen - und eine wichtige Aufgabe übernommen, die sonst die Kaninchenmutter erfüllt: Instinktiv schleckte er den Kleinen über den Bauch und sorgte so dafür, dass die Verdauung in Gang kam. „Sonst hätte man sie jedes Mal massieren müssen“, sagt Hommann.

Mops Sunny und Zwergkaninchen Frodo verstehen sich super

Leider hat Frodos angeschlagenes Geschwisterchen nicht überlebt, nach zwei Wochen hat sich sein Zustand innerhalb weniger Stunden rapide verschlechtert und es ist gestorben.

Umso enger wurde das Verhältnis von Frodo und Sunny. Trotz des Riesenunterschieds sind die beiden die dicksten Kumpel, tollen gern gemeinsam herum. Und wenn Sunnys rosa Zunge zwischendurch - schlupp - über das Kaninchenschnäuzchen fährt, dann scheint das dem Kleinen nicht das Geringste auszumachen. Ines Hommann zeigt ein Foto von den beiden: Der Mops schlummert selig und mit ihm das Kaninchen, vertrauensvoll unter der Pfote an seine Brust gekuschelt.

Inzwischen wiegt Frodo mehr als 200 Gramm und fängt an, das erste Stroh zu knabbern. „Und der Mops knabbert aus Solidarität mit“, erzählt Ines Hommann und lacht. Auch Tomatenstückchen schmecken dem Kaninchen schon richtig gut.

Ines Hommann hat schon gut 20 Hasenbabys mit der Flasche großgezogen

Bei Ines Hommann indes werden Erinnerungen wach an Feline, eine verwaiste kleine Feldhäsin, die sie vor 25 Jahren mit der Flasche aufgezogen hat. Die Geschichte machte damals Schlagzeilen und so kam es, dass die Leute in den folgenden Jahren immer wieder einzeln aufgefundene Hasenbabys bei Ines Hommann abgaben. An die 20, schätzt sie, hat sie wohl schon aufgezogen und wieder in die Natur gebracht, sobald sie kräftig genug waren.

Eigentlich sei es aber unvernünftig, junge Feldhasen mitzunehmen, weiß Hommann. Denn in der Regel sind die Kleinen nicht wirklich verwaist. Die Mutter kommt regelmäßig zum Nest, um sie zu säugen.

Ob Frodo bald zu seinen Verwandten in die Tierhaltung des CJD umzieht oder ob er wegen seiner dicken Freundschaft mit dem Mops dauerhaft bei den Hommanns wohnen bleibt, ist noch nicht ganz entschieden. Auf jeden Fall ist aus dem winzigen nackten Knäuel von Anfang März ein süßes Mümmelkind geworden, das die Herzen im Sturm erobert. (mz)