Ins Schwarze getroffen Volker Grabow: Erfinder des sportlichen Wettkampfschießens mit Vorderladerkanonen

Sangerhausen - Betonfacharbeiter war Volker Grabow (68) von Beruf. Mit einem Faible für Kanonendonner, für Geschütze und für Militärgeschichte. Schon immer konnte er sich für Pulverdampf begeistern, und nach der Wende war es ihm auch möglich, diese Begeisterung in einem Schützenverein auszuleben. Nun, diese Beschreibung trifft vielleicht auf viele andere Menschen auch zu.
Aber bei Volker Grabow liegt der Fall noch ein bisschen anders: Der Sangerhäuser ist der „Erfinder des sportlichen Wettkampfschießens mit Vorderladerkanonen in den neuen Bundesländern“. So steht es auf dem Büchlein mit dem Titel „An die Geschütze“, das er jetzt in limitierter Auflage herausgab und vorrangig an Freunde und Weggefährten verschenken möchte. Darin beschreibt er auf 234 Seiten, wie es dazu kam, dass es in diesem Jahr schon die siebente Europameisterschaften in der Leichten Feldartillerie auf dem Standortübungsplatz der Bundeswehr in Sondershausen geben wird.
Ungezählte Bilder hat Grabow seit vergangenem Herbst gesichtet und sortiert und in Dokumenten und seinem Gedächtnis gekramt, um nun detailliert von den Anfängen 1993 bis heute alles aufzuschreiben - eine Art Vermächtnis.
Volker Grabow war angetan von Steinschlossgewehren
1993 trat Grabow dem Schützenverein „Mansfelder Land“ in Benndorf bei. Denn Steinschlossgewehre hatten es ihm besonders angetan. Und diese Leidenschaft teilte er auch mit anderen Schützen, die er schließlich zu großen Wettkämpfen nach Benndorf einlud. „Irgendwann haben das aber auch andere Schützenvereine gemacht und die Teilnehmerzahlen bei unseren Wettkämpfen sanken rapide.“ Grabow steckte nicht den Kopf in den Sand, sondern ließ sich etwas Neues einfallen.
Burg und Schloss Allstedt angetan von Grabows Idee
Kleine Modellkanonen hatten einige Schützen in den Vereinen, um damit zu böllern. Aber kann man damit nicht auch scharf und auf Zielscheiben schießen, überlegte er und der Wettkampf um den Lutherpokal war geboren, der ab 1994 in Benndorf ausgetragen wurde. Als Nischensport sei das damals von manchen belächelt worden. Aber Grabow wollte da sogar noch eins draufsetzen und mit „richtigen“ Kanonen schießen.
Auf Burg und Schloss Allstedt, wo er eigentlich nur eine Genehmigung zum „Böllern“ einholen wollte, war man ganz angetan von der Idee, dass sich Kanoniere in den altehrwürdigen Mauern ansiedeln. „Und auch vom Allstedter Bürgermeister wurde ich mit offenen Armen als Mieter auf der Burg empfangen“, freut sich Grabow noch heute, denn das war die Geburtsstunde des Verbandes der Deutschen Schwarzpulverkanoniere (VDSK), dessen Präsident er seither ist.
36 Kanoniere waren das bei der Gründungsveranstaltung am 16. Juli 2006 auf Burg und Schloss Allstedt. Bis heute ist der Verband mächtig gewachsen. 540 Kanoniere aus ganz Europa sind es mittlerweile. Auch darüber, über die vielen Kontakte zur Bundeswehr, über die Böllerschützenfeste und über viele kleine Episoden berichtet Grabow in seinem Büchlein. (mz)