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Verirrte Brieftauben Verirrte Brieftauben: Aufpäppeln für die Heimreise

Von Beate Thomashausen 28.06.2015, 06:14
Willi Herzberg mit seiner anhänglichen Freundin.
Willi Herzberg mit seiner anhänglichen Freundin. Ralf Kandel Lizenz

Sangerhausen - Die entkräftete Taube vor seinem Grundstück fiel Willi Herzberg sofort ins Auge. Bestimmt eine Brieftaube, die den Weg nicht in ihren Heimatschlag gefunden hat, dachte sich der tierliebe Senior, der immerhin schon etwas Erfahrung mit Brieftauben hat. Er züchtet nicht etwa selbst welche, sondern ihm war fast auf den Tag genau vor zwei Jahren schon einmal eine Brieftaube ins Haus geflattert. „Die habe ich ein bisschen aufgepäppelt und dann wieder auf die Heimreise geschickt“, erinnert sich der Rentner.

Taubenfund im Kaninchenstall

Und auch diesmal machte er alles genau so wie damals. „Ich legte eine Spur aus etwas Getreide bei mir auf dem Weg aus, damit die Taube etwas Zutrauen gewinnt und ich sie einfangen konnte“, erklärte er. Tatsächlich ließ sich das Täubchen von seinem Locken und von Gerste und Haferflocken beeindrucken, denn sie pickte schon bald von dem Futter. „Aber dann war sie plötzlich weg“, so Herzberg. Er fand sie schließlich im Stall bei seinen Kaninchen. Herzberg hält eine stattliche Anzahl ebenso stattlicher Weißer Neuseeländer. „Komisch“, wunderte er sich, „genau dort hatte ich die erste Taube, die mir zugeflogen war, auch schon untergebracht.“

Die Taube ließ sich von Willi Herzberg einfangen. „Jede Brieftaube trägt zwei Ringe. Auf einem steht die Telefonnummer des Züchters“, erklärte Herzberg. Natürlich rief er den Züchter an und wurde sehr überrascht. Mit diesem Züchter hatte er doch schon mal Kontakt. Und nicht nur der Züchter war ein alter Bekannter. Die Taube mit der Nummer 0 2482 12 413 ist ebenso eine alte Bekannte. Genau dieses Tier war es nämlich, dass sich schon vor zwei Jahren zu Herzbergs in Sangerhausen verflog. Ganz offenkundig habe er eine neue Freundin gefunden, schmunzelte Herzberg.

Taube wird aufgepäppelt

Natürlich päppelte er das Tier auch diesmal wieder auf. Wie er von dem Kasseler Züchter erfahren hatte, wurde die Taube mit Hunderten anderen Tieren am vergangenen Wochenende in Frankreich aufgelassen und wurde in Kassel schon schmerzlich vermisst. Was dazu geführt haben könnte, dass sie sich so sehr verflog? „Ihr Züchter vermutet, dass es wohl der Südwestwind war, der sie so hat abdriften lassen“, sagte Herzberg. „Und sie hat sich wohl daran erinnert, dass sie hier schon mal gut aufgenommen wurde.“ Mittlerweile hat sich Willi Herzberg bereits wieder von seiner neuen Freundin verabschiedet. Als er die Taube aufließ, war das Wetter ideal für den Heimflug nach Kassel. Allerdings flatterte Nummer 413 erstmal nur bis zum Nachbardach. Vielleicht, um noch mal zurückzublicken.