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Projekt „Unternehmer machen Schule“ der IHK Unternehmer stellen sich an Schulen in Mansfeld-Südharz vor: Warum das für sie wichtig ist

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) hat das Projekt „Unternehmer machen Schule“ ins Leben gerufen. Dabei stellen sich Unternehmer einer Schulklasse vor. Welche Erfahrungen die ersten Unternehmer machen.

Von Joel Stubert 10.01.2025, 11:00
Erste und zweite Stunde: Unternehmertum. IHK-Geschäftsstellenleiter  Björn Bosse (links) und Unternehmer Christoph Osterroth (Mitte) sprechen vor Schülern der Heineschule in Sangerhausen über Alltag sowie Vor- und Nachteile eines Firmenchefs.
Erste und zweite Stunde: Unternehmertum. IHK-Geschäftsstellenleiter Björn Bosse (links) und Unternehmer Christoph Osterroth (Mitte) sprechen vor Schülern der Heineschule in Sangerhausen über Alltag sowie Vor- und Nachteile eines Firmenchefs. (Foto: IHK)

Sangerhausen/MZ. - Der Unternehmer an sich ist derzeit eine bedrohte Spezies. Zumindest ist dies in den Augen vieler Firmenchefs so, die auch in MSH händeringend Nachfolger für ihre Unternehmen suchen. Da bietet es sich an, dort anzusetzen, wo der berufliche Weg der Menschen noch nicht festgelegt ist – in der Schule.

IHK initiert Projekt „Unternehmer machen Schule“

Dazu hat die Industrie- und Handelskammer (IHK) das Projekt „Unternehmer machen Schule“ ins Leben gerufen. Dabei stellen sich Unternehmer einer Schulklasse vor. „In diesem Jahr wollen wir das weiter forcieren“, kündigt der IHK-Geschäftsstellenleiter in Sangerhausen, Björn Bosse, an.

Welche Wirkung man als Unternehmer auf den Nachwuchs ausüben kann, haben kurz vor Weihnachten bereits zwei Firmen-Bosse machen können. Christoph Osterroth und Frank Wedekind waren dazu in der Heineschule in Sangerhausen zu Gast und gaben jeweils eine Doppelstunde.

Das Projekt „Unternehmer machen Schule“ soll 2025 in MSH ausgeweitet werden.
Das Projekt „Unternehmer machen Schule“ soll 2025 in MSH ausgeweitet werden.
(Foto: IHK)

Berührungsängste mit dem Thema Unternehmertum abbauen

Die Botschaft dabei war klar: Berührungsängste mit dem Thema Unternehmertum abbauen und Interesse daran wecken. „Meiner Meinung nach ist die Option, selbst ein Unternehmen zu gründen, derzeit zu wenig in den Schulen präsent“, sagt Osterroth.

Der 64-Jährige ist seit über 30 Jahren Unternehmer und hat es mit der Sangerhäuser Firma newcycle zu einem weltweit agierenden Unternehmen geschafft. 1995 in Bayern gegründet, verschlug es Osterroth 2002 nach Sangerhausen. Dort baute er zusammen mit seiner Frau und später einer Tochter einen Weltmarktführer bei der Zerkleinerung von CDs und anderen Produkten auf.

„Der Unterricht war mal etwas anderes für die Kinder“, sagt Osterroth, der sich zufrieden zeigte. „Die Schüler haben die Stunde positiv bewertet und man hätte während der anderthalb Stunden eine Stecknadel fallen hören“, so Osterroth. „Das ist ein gutes Zeichen.“

Sangerhäuser Firma newcycle gibt Schülern Impulse

Dennoch könne ein solcher Termin nicht mehr als ein Impuls für die Jugendlichen sein. Am Ende seines Berufslebens sei es für ihn spannend gewesen, sich in die Lebenssituation der Schüler hineinzuversetzen. „Die Arbeitszeit nimmt ja einen großen Teil des Alltags ein, und das über 40 Jahre“, meint er.

„Deshalb ist es schon sinnvoll, ein Betätigungsfeld zu finden, das einen glücklich und zufrieden macht.“ Dabei gehe es nicht ums Geld, sondern dass die Arbeit einen auch erfülle. „Ich habe aber auch klar gemacht, dass man als Unternehmer Entscheidungen treffen muss und Verantwortung hat, das gehört dazu“, sagt er.

Dies könne auch mal schwieriger sein. Dennoch brauche es in Deutschland viel mehr unternehmerisches Denken und weniger Einengung durch Bürokratie, unterstreicht der Sangerhäuser.

Keine Selbstständigen im familiären Umfeld

Ähnlich sieht es auch Versicherungsmakler Frank Wedekind. Auch er stand in der Heineschule vor einer zehnten Klasse. „Es ging um meinen Tagesablauf, die soziale Verantwortung für Unternehmer und auch, was es bedeutet, ein Unternehmer zu sein“, sagt er.

„Ich habe die Schüler gefragt, ob es einen gibt, der einen Selbstständigen in der Familie hat“, erinnert sich Wedekind. „Da war keiner dabei.“ Dies bedeute auch, dass für viele Heranwachsende dieser Weg im Leben überhaupt nicht präsent sei.

„Die Schüler waren aber total offen und es hat großen Spaß gemacht“, meint Wedekind, dessen Firma Vialog Filialen in Sangerhausen, Blankenheim und Weißensee hat und Kunden in Versicherungs- und Finanzierungsfragen berät.

Ein Schüler habe sich gemeldet und erzählt, dass er gerne ein Café eröffnen würde, erinnert er sich. „Das ist doch toll. Wir haben dann an dem Beispiel mal erläutert, was es alles braucht, um das auch durchzuführen.“ Es sei ja heute nicht mehr so, dass man die Super-Idee brauche, um Unternehmer zu werden, erläutert Wedekind. „Man kann auch eine Unternehmensnachfolge antreten und etwas fortführen.“

Firmen aus Mansfeld-Südharz wollen mit Schülern ins Gespräch kommen

In einem sind sich die beiden Unternehmer und Björn Bosse von der IHK einig: Dass das nur der Anfang gewesen sein kann. Auch der Unternehmerverband Mansfeld-Südharz hat bereits signalisiert, dass es einige Unternehmer gibt, die gerne mit Schülern ins Gespräch kommen wollen.

›› Infos zum Programm gibt es unter: https://www.ihk.de/halle

Wenn Schulen Interesse an dem Programm „Unternehmer machen Schule haben“,, können sie sich direkt bei der IHK in Sangerhausen melden.