Ungewöhnliches Hobby Ungewöhnliches Hobby: Onkels Stammbaum wird zu Grundstock
Volkstedt/MZ. - "Geschichte hat mich schon immer fasziniert, seit der fünften Schulklasse", erzählt Kerstin Merkel. Und besonders für die eigene Familiengeschichte interessiert sich die 44-Jährige aus Volkstedt jetzt schon über 30 Jahre.
Angefangen mit der Ahnenforschung hat es bei Kerstin Merkel mit dem weit zurück reichenden und vollständigem Stammbaum eines Onkels. "Das war gewissermaßen mein Grundstock", erinnert sich Kerstin Merkel, die als Therapeutin in einer Suchtklinik arbeitet. Mittlerweile ist sie bis ins Jahr 1589 vorgedrungen, hat so über 220 ihrer Vorfahren mit Namen, Vornamen, Geburts- und Sterbedaten sowie -orten erforscht. Allerdings beschränkt sie sich auf die direkten Vorfahren ihrer Eltern. "Wenn ich auch noch die ganzen Geschwister der Vorfahren, die Geschwister ihrer Partner, deren Kinder, Kindeskinder und so weiter einbeziehen würde, gäbe das eine Kette ohne Ende", begründet Kerstin Merkel die Einschränkungen.
Scheinbar unversiegbarer Quell ihrer Recherchen sind für Merkel alte Kirchenbücher. "Standesämter gibt es ja erst seit 1875", so die Hobbyforscherin. Aber: Auch Kirchenbücher sind nicht immer lückenlos. Im Dreißigjährigen Krieg ist viel vernichtet worden oder es gab wichtigere Dinge, als die Bücher zu führen. Auch später führten Brände dazu, dass Nachforschungen heute an einem bestimmten Zeitpunkt zu Ende sind.
Weil Kerstin Merkel aber mit ihrem Hobby in Deutschland längst keine Einzelgängerin mehr ist, kann der eine oder andere, dem sie bei den Nachforschungen begegnet, ihr auch mal mit eigenen Erkenntnissen aus der Klemme helfen. "Und plötzlich hat man wieder einen neuen Verwandten", hat sie schon mal überrascht festgestellt.
Um die Ahnenforschung kümmert sich die Ehefrau und zweifache Mutter Merkel überwiegend im Herbst und im Winter. "Im Frühjahr und Sommer sind wir im Garten." Obendrein singt Kerstin Merkel im Volkstedter Frauenchor, probt am Tag darauf mit der von ihr ins Leben gerufenen Tanzgruppe. Zeit fürs Hobby bleibt immer noch.
Bei der Verwaltung der Daten hilft ein Computerprogramm. "Das erinnert mich sogar daran, wenn jemand Geburtstag hat." Die Vorfahren von Kerstin Merkel waren in der hiesigen Mansfelder Linie fast durchweg Bergleute, in der Stollberger (Erzgebirge) Linie Tuchmacher oder Weiß- und Feinbäcker. Sicher ist auch: "Mit Angela Merkel bin ich definitiv nicht verwandt", so die Volkstedter Namensvetterin.