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Uftrungen Uftrungen: "Villa Domäne" öffnet ihre Türen

13.04.2014, 18:13
Von außen ein vertrauter Anblick: die ehemalige Uftrunger Schule. Doch im Inneren hat sie sich gewaltig verändert.
Von außen ein vertrauter Anblick: die ehemalige Uftrunger Schule. Doch im Inneren hat sie sich gewaltig verändert. Maik Schumann Lizenz

Uftrungen/MZ/SE - Der Geist der Vergangenheit schwebt noch durch die meterhohen Räume der alten Grundschule in Uftrungen, und trotzdem erinnert fast nichts mehr daran, wie es hier einmal war. Davon konnten sich die Besucher zum Tag der offenen Tür selbst überzeugen. Vor allem viele Uftrunger waren gekommen, um zu sehen, was aus dem Gebäude geworden ist, mit dem sie viele Kindheitserinnerungen verbinden. Ein Rundgang glich einer Entdeckungsreise, und es wurde fleißig diskutiert: Welcher Klassenraum befand sich hier? Wo war gleich die Schulküche?

Christa Kinne aus Rottleberode ist ehemalige Grundschullehrerin und unterrichtete selbst ein Jahr in Uftrungen. „Ich kann mir die Klassenräume nur noch vorstellen, wenn ich die großen Fenster sehe“, stellte sie fest. „Überhaupt hat sich alles verändert, ich erkenne gar nichts wieder.“

Der Verein Projekt 3 ist im Bereich Altenpflege, Suchterkrankungen und geistige Behinderungen tätig. In mehreren Objekten im Landkreis sind über 400 Menschen zu Hause und 300 Beschäftigte tätig. Es gibt in Mansfeld-Südharz die „Villa Noah“ in Stolberg und die „Villa Sonne“ in Hainrode für Menschen mit Suchterkrankungen, die „Villa Kunterbunt“ in Obersdorf für Menschen mit geistiger Behinderung, die „Villa Aura“ für Menschen im Alter und mit Demenz sowie die „Villa Terra“ für Menschen im Alter, mit Demenz, geistiger Behinderung oder Suchterkrankung (Beyernaumburg).

Dass das nicht unbedingt schlecht ist, findet auch Karin Steinke. Von 1959 bis 1963 ging sie in der alten Domäne zur Schule. Sie selbst erkannte nur noch die Fenster und die Fassade des Gebäudes wieder. „Man hat ganz viel Arbeit und Hoffnung in die Umsetzung des Projektes gesteckt. Hier entstand eine tolle Idee. Und die Bewohner sind quasi mitten in der Natur und brauchen dafür gar nicht weit zu laufen.“

Begonnen hat alles vor anderthalb Jahren, erklärte Maik Siebert. Damals hat er die Uftrunger Domäne gekauft und mit dem Umbau begonnen. Viele Jahre lang wurde das Gebäude als Schule genutzt. Demnächst können hier bis zu 24 Bewohner einziehen – keine Schüler, dafür Menschen, die zusammen alt werden möchten. Auf jeder Etage gibt es acht Zimmer mit eigenen Bädern, dazu eine große Gemeinschaftsküche. Im historischen Gewölbekeller, der früher nicht zugänglich war, finden sich zudem ein Gemeinschaftsraum, ein Wäscheraum und ein Wannenbad. „Die Zimmer sind alle mit Duschen ausgestattet, aber wer möchte, kann dann hier eine Badewanne nutzen – natürlich behindertengerecht“, erklärte Siebert. Im Keller ist auch die bewusste Verknüpfung von alten und neuen Elementen gut zu erkennen. Originale Treppenstufen und Türbögen wurden in die Gestaltung der Räume integriert.

Das gemeinsame Leben funktioniert in der „Villa Domäne“ unter Leitung des Vereins Projekt 3. „Hier im Haus wird es die sogenannten Alltagsbegleiter geben, die eben den Bewohnern helfen, ihren Alltag zu meistern“, erklärt Margarete Vehrs von Projekt 3 den neugierigen Besuchern. „Zudem kann bei Bedarf auch noch ein ambulanter Pflegedienst in Anspruch genommen werden.“

Trotz aller Euphorie über das Unternehmen „Villa Domäne“ wünscht sich Maik Siebert, dass die Gemeinde Südharz für Projekte dieser Art ein offenes Ohr hätte. „Das würde nämlich Zukunftsperspektiven im ländlichen Raum schaffen.“

Doch wenn eine neugierige Besucherin ganz begeistert und mit einem Augenzwinkern zu ihrem Ehemann sagt: „Ich nehme mir hier auch ein Zimmer. Wenn dir langweilig ist, darfst du mich mal besuchen kommen“, muss auch Maik Siebert schmunzeln. Und fügt lachend hinzu: „Es gibt auch zwei große Zimmer, die von Ehepaaren bewohnt werden können.“

Die Bauarbeiten auf dem Gelände der Domäne sind übrigens nicht abgeschlossen. Im Moment wird ein ehemaliger Schweinestall, der an die alte Schule grenzt, umgebaut. Dort sollen ein Dorfladen mit Café, ein Frisör sowie Fußpflege und Kosmetiker einziehen. Im ersten Stock entstehen Wohnungen.

Maik Siebert (2. v. l.) begrüßte die Interessenten.
Maik Siebert (2. v. l.) begrüßte die Interessenten.
Sophie Elstner Lizenz