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Über Buchenholz geräucherte Ringe sind Verkaufsrenner

Von Ingrid Semmler 20.03.2005, 15:55

Gonna/MZ. - Es gibt Düfte, die sind einfach unwiderstehlich. Noch ofenwarmes Brot hat ihn, aber auch Bratwurst, die frisch aus dem Buchenholzrauch kommt. Für Liebhaber dieser Wurst wäre die Fleischerei am Gonnaer Schweinsberg die blanke Versuchung: Woche für Woche wird dort eine Tonne der goldbraun geräucherten Ringe aus dem Buchholzrauch geholt. 22 Schweine werden von den Fleischern der Agrargenossenschaft Gonnatal-Leinetal jede Woche geschlachtet und verarbeitet - zu Fleisch, Bratwurst, aber auch zu 460 Kilogramm Rotwurst, 300 Kilogramm Gehacktes, 300 Kilogramm Leberwurst, 200 Kilogramm Sülze sowie zu insgesamt 150 Kilogramm Jagdwurst, Bierschinken und Leberkäse. "Natürlich alles nach guter alter Hausschlachteart", erklärt Wolfgang Reineberg - mit Hannes Erhardt gleichberechtigter Vorstand der Genossenschaft. Zu verdanken hätten sie das Heinrich Burghardt, einem Hausschlachter, der 1992 in die Fleischerei kam. Er setzte durch, dass das Fleisch noch warm verarbeitet wird. Und er hatte die Rezepturen, die in Gonna noch immer verwendet und streng geheim gehalten werden. "Sie waren sein Vermächtnis an uns. Heinrich ist leider bereits verstorben", so Reineberg.

Jetzt hat Meister Karsten Stödter, "der schon bei Heinrich gelernt hat", den Hut in der 2001 komplett sanierten und modernisierten Fleischerei auf. Zusammen mit den Fleischern Andreas Häder und Andreas Müller sowie Lehrling Wladislaw Müller sorgt er dafür, dass im Geschäft und im Verkaufswagen der Genossenschaft sowie in der Kaufhalle Süd, in "Gittis Imbiss-Stübchen" und an der Tankstelle Wippraer Straße in Sangerhausen sowie im Hainröder Minimarkt die Ware nicht ausgeht. Weil der Meister gegenwärtig krank ist, hilft Roland Steinborn aus. "Gerade jetzt vor Ostern wäre die Arbeit sonst nicht zu schaffen", erklärt der Vorstand: "Schließlich schlachten wir aller 14 Tage auch noch einen Jungbullen, auf Bestellung auch Hammel oder Lämmer." Außerdem kommen neben den Kunden aus dem Kreis auch welche extra aus Eisleben oder Halle nach Gonna. Vergrößern will die Genossenschaft die Fleischerei aber nicht, "damit die Qualität nicht leidet", begründet Reineberg.

Der Tagesablauf in der Fleischerei ist wie beim Hausschlachten. Nur dass die Gonnaer bessere Hilfsmittel haben. Statt der Leiter gibt es zum Beispiel einen Aufzug, statt der Holzmullen Edelstahltröge oder statt der Glocke "zum Rasieren" der Borsten eine Brühwanne: In drei Minuten ist ein Schwein "nackig". Alles ist auch ein bisschen größer als zu Hause in der Waschküche. Der Kessel für die Kochwurst fasst eben mal 500 Liter, für die Leberwürste gibt es wie für die Wurstgläser je einen Extra-Kessel. Zum Fleischerei-Team gehören noch die beiden Verkäuferinnen Carola Voigt und Liane Hildmann sowie Manuela Schunke, "die als gute Seele nicht nur sauber macht, sondern auch Ware ausfährt und Vertretungen übernimmt", wie Reineberg sagt. Und natürlich Roland Thieme, der die Produkte aus Gonna mit dem Verkaufswagen bis fast vor die Haustür der vielen Kunden im Landkreis und darüber hinaus bringt. Zum Beispiel nach Helbra oder Benndorf, wo nicht selten 50, 60 Kunden schon auf ihn und die Gonnaer Produkte warten.