Traktorsammlung in Wickerode Traktorsammlung in Wickerode: Mit "Helmut 7" fing es an

wickerode/MZ - Mit „Helmut 7“ hat es vor 20 Jahren angefangen. Mittlerweile stehen noch vier weitere IMT-Traktoren in der Schatzkammer von Helmut Reinicke in Wickerode. Die jugoslawischen Lizenzbauten der Firma Massey-Ferguson aus den USA haben es dem 80-Jährigen einfach angetan. „Das waren die ersten Schlepper mit Hydraulik in den 50er Jahren. Mit ihren 35 PS sind sie robust im Feld unterwegs.“
Neben den Traktoren hat Reinicke in einer ehemaligen Möbelhalle am Rand des Ortes einen wahren Fundus an alten Gerätschaften aus der Landwirtschaft auf etwa 200 Quadratmetern zusammen gesammelt. „Die Maschinen sind alle funktionstüchtig“, berichtet der ehemalige Landwirt stolz.
Das älteste Sammlerstück dabei wird wohl die Dreschmaschine sein. Sie stammt aus den Jahr 1918, als der Erste Weltkrieg endete. „Heute, wo alles mit einer Maschine auf dem Feld erledigt wird, kann man sich gar nicht mehr vorstellen, was das damals für Aufwand war, die Ernte mit der Hand zu erledigen“, sagt Reinicke und erklärt, wie früher die Getreideernte abgelaufen ist: „Da wurde das Getreide erst mit der Sense abgemäht und per Hand zu Garben zusammen gelegt. Später hat der Mäher die Sense ersetzt und ein Binder die Garben gewickelt. Die wurden anschließend in die Dreschmaschinen gesteckt, aus der am Ende, Körner, Spreu und Stroh gesondert wieder heraus gekommen sind. Die Dreschmaschine wurde dabei über einen externen Motor angetrieben wurden.“
Im Werk „Industrija Masina i Traktora“ (IMT), eine Fabrik in Belgrad im ehemaligen Jugoslawien, wurden seit 1955 Lizenzbauten der Firma Massey-Ferguson produziert. Bis 1988 wurden in dem Werk etwa 42 000 Traktoren und 35 000 Maschinen hergestellt.
Massey-Ferguson ist ein internationaler Hersteller landwirtschaftlicher Maschinen und Geräten aus Duluth, Georgia, in den USA. Zur Produktpalette gehören Traktoren, Mähdrescher, Ballenpressen, Bodenbearbeitungsgeräte und Rasentraktoren.
Kernpunkte eines Lizenzvertrags sind die Beschreibung des Lizenzgegenstands, die Festlegung der zur Nutzung freigegebenen Marktregion, die Laufzeit, das Entgelt und gegebenenfalls auch Vertragsstrafen bei Vertragsbruch. Durch Lizenzverträge können einfache oder ausschließliche (exklusive) Rechte eingeräumt werden.
Dem Lizenznehmer werden dabei Kopien der Konstruktionspläne überlassen und der Lizenzgeber hilft dem Lizenznehmer oft bei der Produktionsaufnahme.
Von diesen Gerätschaften hat Reinicke verschiedene Exemplare in seiner Sammlung stehen. Die Zeugnisse aus längst vergangenen Landwirtschaftstagen haben dabei schon teilweise ziemlich lange Wege zurück gelegt, um in Reinickes heilige Halle zu kommen. „Für manche Teile bin ich bis Leipzig und noch weiter gefahren. Aber es gibt ja nicht mehr viel von den historischen Ackergeräten. Wenn ich etwas angeboten bekomme, dann sage ich nicht Nein.“ Gelegenheit dazu bieten Reinicke oft Traktoren-Treffen bei denen er mit ähnlich Begeisterten ins Gespräch kommt. Bei den verschiedenen Veranstaltungen seien dann schon mal fünf bis acht Mann unterwegs, um Reinickes Traktoren-Sammlung zu präsentieren. Zuletzt hatte er seine Schlepper zum Kirmes-umzug in Wickerode herausgeputzt. Seinen Sammeltrieb sieht Reinicke als eine Art Hobby, um etwas für die Nachwelt zu hinterlassen. So freue er sich jedes Mal, wenn Kinder in seiner Halle zu Besuch kommen und sich für die alten Ackergeräte interessieren.
