Tod eines Pflegekindes Tod eines Pflegekindes: Haase: «Es gab keine Anzeichen von Gewalt»
Hedersleben/MZ/wba. - Ein halbes Jahr ist es mittlerweile her, da das Kind bei seinen Pflegeeltern, einem Ehepaar aus dem Ort, zu Tode gekommen ist. Der 40 Jahre alte Pflegevater Roland H. soll ihm die Schläge verpasst haben, an denen er letztlich verstorben ist. Dafür muss er sich jetzt vor dem Landgericht verantworten, zusammen mit seiner 31-jährigen Frau, die von den Misshandlungen, die dem Kleine schon zuvor zugefügt wurden, gewusst haben soll, ohne einzuschreiten (die MZ berichtete).
Auch das Jugendamt des Landkreises rückt nun wieder ins Blickfeld der Öffentlichkeit. Es hatte den Kleinen in die Obhut der Hederslebener Familie gegeben, weil die leibliche Mutter überfordert war.
Was dann geschehen ist, "ist der größte anzunehmende Unfall, der einem Jugendamt passieren kann", räumt Sozialdezernent Wolfgang Haase ein. Eine Mitschuld seiner Behörde an dem Drama sieht er freilich nicht: "Wir hatten nicht die geringsten Anzeichen dafür, dass Gewalt gegen das Kind angewendet wird." Noch 14 Tage vor dem Tod des Jungen sei er turnusmäßig von einem Arzt untersucht worden. Hätte der Spuren von Misshandlungen entdeckt, so Haase, hätte er es uns das bestimmt mitgeteilt. Bei der Auswahl der Pflegeeltern sei man so vorgegangen wie immer.
Es habe vorher auch Hausbesuche und Gespräche mit den Sozialarbeitern gegeben. Und das übliche Seminar für Pflegeeltern, an dem freilich nur die Mutter teilgenommen hatte. Sie scheint mit ihrer kräftigen Statur nach Auskunft von Einwohnern ohnehin im Haus der Pflegefamilie das Sagen zu haben.