Kranker Hund wäre fast verdurstet Tierheim Sangerhausen päppelt Hündin wieder auf

Sangerhausen - Carolin Heinz wird mit lautem Bellen begrüßt: Eine Boxermixhündin rennt in ihrem Gehege im Sangerhäuser Tierheim auf und ab und springt am Zaun hoch, bis die Tierpflegerin endlich die Tür öffnet und zu ihr reinschlüpft. Dort hat sie erst mal Mühe, dem stürmischen Empfang der Hundedame einigermaßen standzuhalten.
„Sie heißt Jessy“, sagt Heinz und streichelt den Kopf des Tieres, das außer sich vor Freude ist und ihr die Hände zu lecken versucht. Dabei ist die Hündin erst seit etwa drei Wochen hier untergebracht. „Als wir sie geholt haben, ging es ihr gar nicht gut. Sie hat sich aber inzwischen prima erholt“, erzählt Heinz, die seit fünf Jahren im Tierheim arbeitet.
Könnte Jessy erzählen, wäre das - zumindest für den Zeitraum der zurückliegenden Wochen, Monate oder gar Jahre - eine sehr traurige Geschichte. Denn als ihre bisherigen Besitzer kürzlich aus Breitungen fortzogen, ließen sie das kranke Tier einfach auf dem Grundstück zurück.
Besitzer ließen die Hündin völlig abgemagert zurück: Das Tier hatte nicht mal Wasser
„Sie war völlig abgemagert“, erzählt Marlies Häßler, die ebenfalls im Tierheim arbeitet und Jessy aus Breitungen mit abgeholt hat. Ohne die aufmerksamen Nachbarn, die dem Tier Futter über den Zaun geworfen und die Behörden informiert hatten, wäre es elend zugrunde gegangen. „Als wir sie geholt haben, hat sie auf der Stelle einen Eimer Wasser leergeschlappt. Es war ein ganz heißer Tag. Sie hat nicht mal Wasser gehabt“, schildert Häßler.
Doch Hunger und Durst waren nicht die einzigen Probleme der Hündin. „Sie hatte mehrere große Tumore“, erzählt Heinz , „an den Gelenken und am Gesäuge. Der Tumor am Gesäuge war so groß wie ein Ball, dass er bis auf den Boden reichte und aufgescheuert war. Sie konnte kaum noch laufen.“
Deshalb sei die Hündin, nachdem sie im Tierheim war und ihr Zustand es erlaubte, operiert worden. „Das hat sie super weggesteckt. Sie frisst sehr gut und hat schön zugenommen“, freut sich die Tierpflegerin.
Zwar hätten die Breitunger Nachbarn Jessys Alter mit etwa zehn Jahren angegeben. Doch sie habe ein sehr gutes Gebiss und sei außerdem „sehr, sehr fit“, schätzt Heinz ein. Deshalb könnte Jessy durchaus jünger sein. „Sie ist ein Top-Hund, sehr lieb zu anderen Hunden und zu Menschen. Sie läuft Riesenrunden von zwei, drei Stunden ohne Probleme und ist super gut erzogen.“
Wenn Besucher kämen, um Hunde auszuführen, sei sie „sehr begehrt“, schmunzelt die Tierpflegerin. Man könne sie jedem mitgeben, sie sei dann wie ausgewechselt. Im Gehege eingesperrt zu sein, gefalle ihr nämlich gar nicht. „Das ist für sie Stress und schlimm.“
Wie Stadtsprecherin Marina Becker sagt, war das Veterinäramt des Landkreises Mansfeld-Südharz von Anfang an in Jessys Rettung involviert und habe das Ordnungsamt der Stadt Sangerhausen um Hilfe gebeten. Das Sangerhäuser Tierheim wiederum untersteht dem Ordnungsamt der Kreisstadt. „Das Veterinäramt ermittelt nun den Halter“, kündigt die Sprecherin an.
Welche Folgen drohen dem früheren Besitzer der Hündin?
Für die bisherigen Eigentümer der Hündin könnte das Ganze durchaus noch Folgen haben, wie Sprecher Uwe Gajowski von der Kreisverwaltung Mansfeld-Südharz bestätigt: „Wenn es sich um einen böswilligen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz handelt, ist das gegebenenfalls ein Fall für den Staatsanwalt.“ Denn so, sagt er, könne man einen Hund nicht zurücklassen.
Das aber dürfte der quicklebendigen Hundedame mittlerweile egal sein. Das Tierheim will sie nun vermitteln. „Wir wünschen ihr, dass sie noch ein paar schöne Jahre hat“, sagt Heinz. Deshalb würden sie den Interessenten auf jeden Fall auf den Zahn fühlen. Schon um sicher zu sein, dass Jessy tatsächlich in gute Hände kommt. (mz)