Therapeuten auf Pfoten Therapeuten auf Pfoten: Projekt in Schule verbindet helfende Hunde und Schulklassen

Sangerhausen - Hellwach steht Lizzy bereit, die Ohren gespitzt, den Blick auf das kleine Gürteltäschchen mit den Leckerlis geheftet. „Wir sagen dem Hund, was wir von ihm wollen“, erklärt Birgit Hohmuth den Kindern. „Hunde tun gern das, was wir von ihnen wollen, sie sind so gestrickt. Aber sie müssen auch dafür belohnt werden.“
Eins nach dem anderen dürfen die Kinder Lizzy oder Koko oder Undine Kommandos geben. Sitz, Platz, Decke. Oder mit ihnen eine Runde durch die große Turnhalle laufen. Immer, wenn die Tiere alles richtig machen, bekommen sie ein Leckerchen.
Projekttag in der 3c der Sangerhäuser Grundschule Südwest
Ruhig bleiben, langsam und deutlich sprechen, nicht rumschreien. Mitbekommen, wenn der Hund müde ist und eine Pause braucht. Klare Regeln, die nicht nur im Umgang mit den Vierbeinern gelten, sondern auch das menschliche Miteinander einfacher machen. Genau diese Erkenntnis soll der Projekttag in der 3c der Sangerhäuser Grundschule Südwest vermitteln.
Die Sozialarbeiterinnen der Schule haben dazu Birgit Hohmuth und Matthias Bartholomä mit ihren Hunden eingeladen. Der Bundespolizist aus Hettstedt und die Lehrerin aus Großörner arbeiten seit Jahren in ihrer Freizeit in dem Projekt zusammen. „Hundegestützte Intervention“ - unter diesem Stichwort gehen sie vor allem in Schulen und dort vor allem in Klassen und Gruppen, in denen es Probleme gibt.
Probleme erkennen: Arbeit mit Hunden soll Kindern helfen
Wobei sie der 3c bescheinigen, die angenehmste Klasse seit Langem zu sein. „Die Kinder passen gut auf, machen schön mit“, freut sich Matthias Bartholomä, der auch einen Kampfsportverein in Hettstedt leitet. Sein Motto: „Alle meckern über die Kinder, aber wir wollen was bewegen.“
Die Arbeit mit den Hunden soll den Kindern helfen, Probleme im eigenen Umgang miteinander zu erkennen. Gewaltausbrüche und chaotische Unruhe gefallen den Vierbeinern nicht. Die zeigen das dann mit einem lauten Bellen. Birgit Hohmuth erinnert sich an ein Projekt an einer Sekundarschule. Dort hatte man verhaltensauffällige Schüler aus mehreren Klassenstufen für das Hunde-Projekt zusammengesteckt. Und wenn es unruhig wurde und die Tiere bellten, standen alle wieder stramm.
Vieles, was im Umgang mit den Hunden gilt, lässt sich auf den Umgang mit Menschen übertragen. „Zeige den Hunden, dass du ihnen vertraust, dann können sie auch Vertrauen zu dir haben“, erklärt Birgit Hohmuth den Kindern.
Um Vertrauen geht es auch in einem Spiel, das die Kinder spielen, während die Vierbeiner sich bei einem Schlummer auf der Decke von der ersten Runde des Projekttages erholen: Mit ihrer Klassenlehrerin Andrea Voigt stehen sie im Kreis. Einer geht mit verbundenen Augen in die Mitte, die anderen werfen mit einem Schaumgummiball auf ihn. Und zwar so sanft, dass es kein Problem ist, dass der in der Mitte nicht weiß, aus welcher Richtung der nächste Wurf kommt.
Lizzy ist übrigens nicht nur an die Projektarbeit, sondern auch an den Schulalltag gewöhnt. Drei Tage in der Woche begleitet sie Englisch- und Sportlehrerin Birgit Hohmuth zur Arbeit an einer Gemeinschaftsschule in Aschersleben. Und wirkt sich auch dort positiv auf die Atmosphäre aus, wie Hohmuth berichtet: „Wenn es ruhig ist und alle arbeiten, liegt sie ganz entspannt unterm Tisch und alle wissen: Alles ist gut.“ (mz)