Sundhausen bei Nordhausen : Sundhausen bei Nordhausen : Nach versuchter Flucht wieder gefasst

NOrDHAUSEN/MZ/fs - Nach stundenlanger Fahndung klickten kurz nach 18 Uhr die Handschellen: Die Polizei hat am Dienstagabend in Sondershausen den 25-jährigen Ralf J. festgenommen. Dem aus Sangerhausen stammenden Untersuchungshäftling, der als gewalttätig gilt, war am Dienstag auf dem Rücktransport von einem Haftprüfungstermin im Nordhäuser Amtsgericht zur Justizvollzugsanstalt Tonna die Flucht gelungen. Im Nordhäuser Ortsteil Sundhausen konnte er sich befreien.

Der Flüchtige hatte dazu behauptet, auf die Toilette zu müssen. Der Wagen mit dem Gefangenen verließ deshalb die Bundesstraße 4 in Sundhausen. „Auf einem Feldweg in Richtung Uthleben ließen die Justizvollzugsbeamten den Häftling austreten“, sagte Nordhausens Polizeisprecher Thomas Soszynski. Diese Gelegenheit nutzte der Mann, um in Handfesseln in das angrenzende, unübersichtliche Gelände eines ehemaligen Gutes zu fliehen.

Kurze Zeit später wurde der 25-Jährige von einem Zeugen auf einem Klappfahrrad aus DDR-Produktion auf einer Straße in der Nähe gesehen. Später tauchte er ohne Fahrrad auf dem Gelände eines Getränkemarktes und des sogenannten Scheunenhofes in Sundhausen auf.

Bei der Großfahndung nach J. setzte die Polizei mehrere Fährtenhunde ein. Ein Polizeihubschrauber konnte aber nicht starten, da rund um Nordhausen Nebel herrschte.

Der Mann war erst vor wenigen Wochen in Sangerhausen festgenommen worden. Er ist laut Polizei rücksichtslos und schreckt nicht davor zurück, Gewalt anzuwenden, wenn sich ihm jemand in den Weg stellt. Die Behörde warnte am Dienstag deshalb davor, Anhalter in dem Bereich an der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt mitzunehmen.

Der 25-Jährige gilt als Serientäter. Er war am 22. November vergangenen Jahres in einer Wohnung in Sangerhausen verhaftet worden (die MZ berichtete). Der Mann soll seit Mai 2013 weit mehr als hundert Straftaten begangen haben - darunter eine Vielzahl von Autodiebstählen und Tankbetrügereien in mehreren Bundesländern.

Die Polizei in Nordthüringen hatte damals bereits seit Wochen gegen den 25-Jährigen ermittelt und dann einen Haftbefehl gegen ihn erwirkt. In der Vergangenheit seien bei J. auch aufgebohrte Schreckschusswaffen sichergestellt worden, sagte Soszynski. Deshalb habe für die Beamten ein hohes Maß an Eigensicherung gegolten: Sie waren bei Versuchen, den Mann festzunehmen zum Teil mit Maschinengewehren bewaffnet. Der Flüchtige habe sich trotzdem rücksichtslos und unberechenbar verhalten: So sei er vor der Polizei mehrfach unter großer Risikobereitschaft in verschiedenen Autos geflüchtet.

Seine Festnahme am 22. November in einer Wohnung nahe des Sangerhäuser Krankenhauses verlief dagegen unspektakulär: Der 25-Jährige leistete dabei keinerlei Widerstand und war auch nicht bewaffnet.

Ebenso war es offenbar am Dienstagabend in Sondershausen. Ein Anrufer hatte berichtet, dass ein Mann, auf den die Personenbeschreibung des Flüchtigen passte, in der Hammatalstraße in der Thüringer Kleinstadt versuchte, ein Auto zu stehlen. Er sei in Richtung Kolonie verschwunden. Kurze Zeit später war die Flucht zu Ende: Der Gesuchte konnte in der Hospitalstraße festgenommen werden.