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Stolberg Stolberg: Harzschützen rücken an

Von Helga koch 07.06.2013, 16:32
Co-Regisseurin Conny Kanik, die auch die Titel komponiert hat, und Christian Venzke, der die Rolle des Tilmann Ströbling übernimmt.
Co-Regisseurin Conny Kanik, die auch die Titel komponiert hat, und Christian Venzke, der die Rolle des Tilmann Ströbling übernimmt. Maik Schumann Lizenz

Stolberg/MZ - Noch ist der Stolberger Schlosshof fast leer. Einzig Conny Kanik aus Dresden, die bei der Probe für „Die Harzschützen“ Regie führt, hat sich einen Platz mitten in der ersten Reihe gesucht. Griffbereit neben sich die Seltersflasche, das Textbuch in der Hand. Konzentriert schaut sie nach vorn, wo die fünf Hauptdarsteller über die Bühne stürmen, singen, ihre Waffen schwingen, gestikulieren, tanzen, streiten - und auch mal über einen Baumstamm stolpern, der versehentlich zu nah herangerückt worden ist.

Der erste Akt des Harzschützen-Rocksicals ist fast zu Ende. „Zünd’ an unsere Herzen“ schallt es aus den Lautsprechern. Das Lied ist nach einem Text von Thomas Müntzer entstanden, Conny Kanik hat die Musik geschrieben. Bis sie mit dem Satzgesang vollends zufrieden scheint, stimmen die fünf Hauptdarsteller das Lied ein zweites und ein drittes Mal an.

Auch der nächste Titel, „Tränen des Vaterlandes“ nach Andreas Gryphius (1616-1664), klappt nicht auf Anhieb. Denn mittendrin verstummt Christian Venzke, der den Tilmann Ströbling und damit eine Hauptrollen spielt, und ruft achselzuckend: „Meine Batterie ist leer.“ Doch ohne Batterie funktionieren die kleinen Mikroports nicht.

Ersatz muss her. Was eine kleine Atempause verschafft. Also gibt Christoph Goetten seinem Affen Zucker, holt sich aus dem hinteren Bühnenbereich eine „Eule“ und simuliert ein eifriges Zwiegespräch mit dem leblosen Federvieh, offensichtlich mit viel Spaß an der Sache. „Das gehört zu einer Probe dazu“, schmunzelt Conny Kanik. „Und kann mir mal jemand verraten, warum die alle gehen“, fragt es von der Bühne herab. Denn inzwischen sind auch das Ännchen (Camilla Kallfaß) und Gertraud (Juliane-Maria Wolff) verschwunden. Doch ein paar Minütchen später sind alle wieder an ihrem Platz.

Michael Manthey, der die Gesamtleitung innehat, wirkt zufrieden. „Wir proben schon seit dem 2. Juni in Stolberg, eine Woche lang haben wir im Kaminzimmer des Schlosses geackert“, sagt der Berliner. Er hat im vergangenen Jahr zum ersten Mal die „Harzschützen“ nach Stolberg geholt und die ursprüngliche Fassung des Rocksicals, das mehrere Jahre lang in Harzgerode gespielt worden ist, überarbeitet. 70 Kostüme umfasst der Fundus inzwischen, jeder Hauptdarsteller schlüpft schließlich in mehrere Rollen. Und außerdem wirken 17 Statisten aus der Region mit: vor allem Stolberger wie beispielsweise Nadja Witte oder Uwe Hacker, aber auch Sangerhäuser und Nordhäuser. „Das ist schon eine beachtliche Leistung“, sagt Manthey, denn die Statisten proben abends mindestens drei Stunden und sind dann an den Wochenenden auch bei mehreren Veranstaltungen mit dabei.

Während sich die Akteure auf der Bühne dem Ende des ersten Akts nähern, lädt Ronny Windemuth schon mal die Kanone. Keine richtige, sondern eine Attrappe. Und deshalb nicht mit einer Kugel, sondern einem Theaterknaller. „Kurz vorm Ende des Stückes wird sie gezündet“, sagt der Oranienburger. Vier Techniker, zwei Requisiteure, vier Musiker und weitere Helfer sorgen dafür, dass die Aufführungen wunschgemäß und reibungslos über die Bühne gehen.

Unterdessen testen die fünf Sänger, wo sie sich beim Titelsong am günstigsten positionieren sollten. Singen und wirbeln herum, bis sie fast völlig außer Atem sind. „Wir sind alles Rampensauen, wir brauchen vorne Licht“, ruft einer. Manthey schmunzelt und fühlt sich bestätigt. Je näher die erste Aufführung rückt, desto besser klappt alles. „Noch zwei, drei Durchläufe, dann ist es perfekt.“