Stichwahl in Sangerhausen Stichwahl in Sangerhausen: Sven Strauß wird neuer Oberbürgermeister

Sangerhausen - Amtswechsel im Sangerhäuser Rathaus: Sven Strauß (SPD) wird in den kommenden sieben Jahren als Oberbürgermeister in Sangerhausen regieren. Bei der Stichwahl am Sonntag setzte er sich nach dem vorläufigen Endergebnis mit einem Stimmanteil von 56,96 Prozent gegen den bisherigen Amtsinhaber Ralf Poschmann (CDU) durch.
Sven Strauß verfolgt Auszählung im Neuen Rathaus in Sangerhausen
Es ist Sonntagabend gegen halb sieben, da gestattet Sven Strauß sich ein erstes breites Lächeln. Der SPD-Bewerber um das Amt des Oberbürgermeisters steht im Foyer des Neuen Rathauses und schaut wie seine Familie und die Unterstützer aus dem Ortsverein auf die helle Leinwand.
Ein Projektor wirft die Ergebnisse aus den Stimmbezirken an die Wand. 29 von 32 sind ausgezählt, es fehlt nur noch die Briefwahl. Strauß hat bis auf Oberröblingen alles gewonnen. Sogar den Kinderhort Poetengang, der im ersten Wahlgang noch die absolute Hochburg von Amtsinhaber Ralf Poschmann (CDU) gewesen war.
Schon gegen viertel sieben, als ein Lokal nach dem anderen deutlich an Strauß gegangen war und sich auf der Karte von Sangerhausen immer mehr Punkte rot färbten, meinte die frühere SPD-Landtagsabgeordnete Nadine Hampel: „Sven, da bahnt sich was an.“ Doch Strauß blieb vorsichtig.
Wahlbeteiligung in Sangerhausen liegt bei knapp 30 Prozent
Jetzt aber, da auch der erste Briefwahlbezirk nur ganz knapp an Poschmann gegangen ist, dämmert allen hier im Rathausfoyer: Die Sangerhäuser haben sich heute einen neuen Oberbürgermeister gewählt. Zumindest jene Sangerhäuser, die zur Wahl gegangen sind. Denn die Beteiligung ist mit 30,26 Prozent geradezu unterirdisch.
Die letzten beiden Briefwahlbezirke gehen dann, wenngleich knapp, auch noch an Strauß. Seine Frau Beate fällt ihm um den Hals. „Herzlichen Glückwunsch, Demnächst-Oberbürgermeister!“ Am Morgen, Punkt 8 Uhr, hat sie als Allererste im Wahllokal Kinderhort Poetengang gewählt. Einer der beiden Söhne hatte noch ein Handballspiel.
Strauß nach seiner Wahl zum Oberbürgermeister: „Das wird eine gewaltige Herausforderung"
Sven Strauß selbst hat eigenen Angaben zufolge gut geschlafen, auch am Wahlabend wirkt er wie ein Fels in der Brandung. Erst als das Ergebnis unumstößlich feststeht, ist er dann doch merklich aufgewühlt.
„Das wird eine gewaltige Herausforderung“, sagt er im MZ-Interview. „Ich werde das tun, was ich vor der Wahl versprochen habe - mit einem neuen Blick eine grundlegende Revision vornehmen und die Einnahmen- und Ausgabensituation so beeinflussen, dass die Stadt wieder handlungsfähig wird.“
Das freilich werde sich nicht in den ersten hundert Tagen erledigen lassen. Strauß wirbt gleich an diesem Abend um eine gute Zusammenarbeit: „Der Wahlkampf ist vorbei, wir sollten jetzt hier in Sangerhausen alle an einem Strang ziehen, um die Stadt voranzubringen.“
Ralf Poschmann gratuliert Amtsnachfolger Sven Strauß
Ein paar Hundert Meter entfernt, im Gemeinschaftsraum in der Mühlgasse 31, verdauen unterdessen die Unterstützer von Ralf Poschmann (CDU) die Niederlage. Die Stimmung ist nicht gedrückt, es wird laut und lebhaft über das am Ende recht deutliche Ergebnis diskutiert.
Ralf Poschmann akzeptiert es ohne Wenn und Aber. „Das ist Demokratie. Ich gratuliere meinem Amtsnachfolger“, sagt er. Und dass er nur über eines enttäuscht sei: die geringe Wahlbeteiligung. Dem Team von Sven Strauß dankt er für die Fairness im Wahlkampf, die andere Bewerber vermissen ließen.
Am 31. Juli wird Ralf Poschmann nun seinen letzten Arbeitstag im Sangerhäuser Rathaus haben - nach 27 Jahren in der Stadtverwaltung. Danach will er sich aus der Kommunalpolitik zurückziehen, so wie auch seine Amtsvorgänger es stets getan haben. „Ich werde meinem Nachfolger nicht dazwischengrätschen“, kündigt er an.