Stewardess plötzlich Mutter Stewardess plötzlich Mutter: "Sangerhausen" wird "Schwangerhausen"
Sangerhausen - Horst Lubjuhn war viele Jahre Kapitän auf dem MS Sangerhausen, im Jahr 2005 ist er im Alter von 74 Jahren gestorben. Unter dem Titel „Wie MS Sangerhausen zu einem anderen Namen kam“, berichtet er über eine ganz besonderes Erlebnis aus dem Sommer 1984.
Das Schiff war von einer langen Fernostreise zurückgekehrt und lag im Heimathafen Rostock. Die Stammbesatzung ging in ihren Urlaub. Für diese Zeit kamen neue Besatzungsmitglieder an Bord, unter anderem auch eine Stewardess, die Lubjuhn in seinen Aufzeichnungen Monika nennt. Dem Kapitän war bei seiner ersten Begegnung mit Monika die „straff sitzende Jeans“ und ihr „Kartoffelbäuchlein“ aufgefallen, maß aber seinen Beobachtungen keine Bedeutung zu und es ging auf die Reise über Hamburg, Bremerhaven, Rotterdam und Antwerpen.
Überraschung am Morgen
An einem sogenannten Fassbierabend in Antwerpen nahm auch Monika teil. Am nächsten Morgen teilte sie ihrem Kapitän mit, dass sie nicht zur Arbeit erscheinen könne. Kapitän Lubjuhn kümmerte sich, bestellte ein Taxi und schickte Monika zum Arzt.
Wörtlich heißt es in seinem Bericht weiter: „Es dauerte nicht lange und unsere Agentur teilte mir mit, dass wir ein ,neues Besatzungsmitglied‘ haben. Monika war in Antwerpen Mutter geworden und dies nach knapp einer Woche seit Reisebeginn.“
Die Überraschung muss perfekt gewesen sein: für die Besatzung, aber selbst für die junge Mutter, die noch am Morgen des Entbindungstages geglaubt hatte, eine Blasenentzündung zu haben.
Weiter schrieb Kapitän Lobjuhn: „Wir setzten unsere Reise programmgemäß fort, und unsere Reedereivertretung und Agentur Sogemar in Antwerpen übernahmen die weitere fürsorgliche Betreuung von Monika und ihrem Baby. Unser damaliger Generaldirektor Artur Maul soll in einer Leitungssitzung gesagt haben: ,Was sind das für Männer an Bord, die eine schwangere Frau nicht von einer nichtschwangeren unterscheiden können!‘ Als Folge mussten alle mitreisenden Frauen vor Antritt einer Seereise eine ärztliche Untersuchung in dieser Angelegenheit nachweisen.“
Und so kam es auch, dass die MS Sangerhausen zu einem anderen Namen kam. „Unter den Seeleuten der DSR-Flotte wurde nach diesem wohl einmaligen Ereignis der Schiffsname ,Sangerhausen‘ in ,Schwangerhausen‘ umbenannt“, schrieb Horst Lubjuhn.
Verein sucht Kontakt
Das Baby von damals soll zu einer hübschen jungen Frau herangewachsen sein, die in Leipzig lebt. Das hat jedenfalls der Wilhelm-Schmied-Verein herausgefunden. Und der plant nun, Kontakt zum Baby vom „MS Sangerhausen“ aufzunehmen. Vereinsvorsitzende Iris Ziegler weiß zwar nicht, ob das klappt und ob die junge Frau überhaupt an einer Begegnung interessiert ist, aber sie wird bei ihr anklopfen und es versuch en. Wer weiß, was daraus wird. (mz/bl)