Stadtrat Allstedt Stadtrat Allstedt: Das Sorgenkind heißt Feuerwehr

Allstedt/MZ - Die Feuerwehren sind ein großes Sorgenkind der Stadt Allstedt. Im Prinzip mangelt es an allem - Technik, Ausrüstung und an Leuten. Stadtwehrleiter Ronald Hahn zeigte den Stadträten in der jüngsten Sitzung die prekäre Situation der ehrenamtlichen Retter in der Einheitsgemeinde auf. Nur zwei Feuerwehren aus Allstedt und den Ortsteilen sind rund um die Uhr einsatzbereit. Alle anderen Feuerwehren können nur zu bestimmten Tageszeiten oder an den Wochenenden volle Einsatzbereitschaft melden.
„Das hat zur Folge, dass bei einem Einsatz im Allstedter Gebiet - mehr als 60 gab es in diesem Jahr bereits - immer mehrere Ortsfeuerwehren gleichzeitig alarmiert werden müssen“, erklärte Hahn. „Und so wundern sich die Bürger, wenn wir mit drei, vier Feuerwehrautos zum Beseitigen einer Ölspur ausrücken oder auch, wenn es zu einem Fehlalarm einer Brandmeldeanlage kommt. Wir wissen nicht, was uns am Einsatzort erwartet. Ist wirklich ein Leben in Gefahr?“
Wenn dann die Feuerwehr nicht vollzählig einsatzbereit ist, dann kommen eben nur drei Leute mit einem Feuerwehrauto mit. Gebraucht werden aber neun. Und darunter auch Spezialisten wie zwei ausgebildete Atemgeräteträger. Und natürlich müsse jede Feuerwehr von einem Feuerwehrmann gelenkt werden, der auch dafür ausgebildet sei. „Es mangelt an den Atemgeräteträgern ebenso wie an den Maschinisten. Wenn der Fahrer fehlt, nützt auch eine ansonsten vollzählige Truppe nichts“, sagte Hahn. „Dann bleibt das Auto stehen.“
Fakt ist, wenn es an einem Wochentag zwischen 6 und 18 Uhr brennt oder andere Hilfeleistungen der Feuerwehr vonnöten sind, kann in Allstedt nur auf 64 Einsatzkräfte zurückgegriffen werden. Nach 18 Uhr entspannt sich die Situation etwas, dann stehen 165 Männer und Frauen Gewehr bei Fuß, um zwischen Winkel und Pölsfeld Leben zu retten, Brände zu bekämpfen, Menschen in Notlagen zu helfen.
Geld hervorzaubern
Allerdings nicht immer mit der besten Ausrüstung wie Hahn kritisch vor den Stadträten anmerkte, die immerhin die Geldgeber für die Feuerwehren sind. Und immerhin kandidierte zur Kommunalwahl eine Wählergruppe unterm Namen „Freiwillige Feuerwehr Stadt Allstedt“ für den Stadtrat und zog mit vier Personen ins Parlament ein. Geld hervorzaubern können offensichtlich aber auch sie nicht. Laut Hahn müssten Helme, Stiefel, Gurte und Handschuhe neu angeschafft werden.
Diese Verschleißteile sind eben nur eine gewisse Zeit nutzbar. Ganz von den großen Wünschen der Feuerwehr abgesehen, die da heißen: neuer Kommandowagen und Drehleiter. Hier rechnen die Stadträte ja schon seit geraumer Zeit hin und her und hoffen auf ein neues Fördermittelprogramm des Landes Sachsen-Anhalt.
14 Feuerwehren mit insgesamt 303 Einsatzkräften gibt es in Allstedt und den Ortsteilen derzeit. Von diesen Einsatzkräften sind 81 ausgebildete Atemgeräteträger.
Es gibt neun Jugendfeuerwehren in Allstedt und den Ortsteilen mit insgesamt 87 Mitgliedern im Alter von zehn bis 18 Jahren.
Sechs Kinderfeuerwehren wurden in den vergangenen Jahren in und um Allstedt aufgebaut. 57 Mädchen und Jungen im Alter von fünf bis zehn Jahren werden dort spielerisch an die Feuerwehr herangeführt.
In diesem Jahr fanden ein Pokallauf in Katharinenrieth und ein Nachtlauf in Niederröblingen statt. Ins Sommerbad von Allstedt wurde zum dritten KInderfeuerwehr-Aktionstag eingeladen. Die Feuerwehrjugend nahm auch an der Kreismeisterschaft, am Bundeswettkampf und am Leistungsmarsch der Jugendfeuerwehren teil.
Die Stadträte nahmen die düstere Zeichnung des Feuerwehrchefs zur Kenntnis. Stadtrat Jürgen Ullrich, der sich der Fraktion von SPD und Feuerwehr angeschlossen hat, erkundigte sich, ob nicht der Posten Drehleiter gänzlich zurückgestellt werden könnte, und ob nicht die Sangerhäuser Drehleiter generell in Allstedt zum Ortsteil kommen könnte.
Er bezweifelte nämlich, dass es überhaupt eine Einsatzgelegenheit für die Drehleiter gebe, außer „zur Kinderbelustigung am 1. Juni“. Hahn musste ihn da enttäuschen: Laut Risikoanalyse braucht Allstedt die Leiter. Es gibt mehrstöckige Gebäude, wo sie im Notfall zum Einsatz kommen müsste. Und, sie muss binnen zwölf Minuten nach der Alarmierung vor Ort sein. Das schaffe die Sangerhäuser Feuerwehr zwar in Othal oder Beyernaumburg.
Aber andere Ortsteile sind von Sangerhausen so schnell kaum zu erreichen. In diesem Zusammenhang brachte Hahn auch die Ortsfeuerwehr in Pölsfeld ins Spiel. „Das ist unser größtes Sorgenkind. Dort sind wir nicht voll einsatzfähig, und gerade dort wäre es sehr wichtig.“ Zum Glück meldeten sich dort acht neue Leute, die allerdings erst ausgebildet werden müssen.