Spenglermuseum in Sangerhausen Spenglermuseum in Sangerhausen : Ein Neustart fürs Museum?

SANGERHAUSEN - Die Analyse fällt nicht sonderlich gut aus: Die Öffnungszeiten des Sangerhäuser Spenglermuseums sind auf ein Minimum beschränkt, die Besucherzahlen zum Teil rückläufig. Es gibt seit Jahren nur eine wissenschaftliche Mitarbeiterin, die zudem auch nur in Teilzeit beschäftigt sei. Als „Mädchen für alles“ kümmert sich die Mitarbeiterin um Führungen, die Vorbereitung von Veranstaltungen, Sonderausstellungen, die Betreuung des Depots bis hin zur Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. So heißt es in einer Beschlussvorlage für die nächste Sitzung des Sangerhäuser Stadtrates am 17. März.
Kooperationsvertrag für Neustart
Trotz ihres engagierten Einsatzes sei „eine korrekte Erfüllung der musealen Kernaufgaben des Sammelns, Bewahrens, Erforschens und Vermittelns aufgrund der personellen Situation nicht möglich.“ Langfristig werde sich das auf die Qualität der Sammlungen und das Ansehen des Hauses in Öffentlichkeit und Fachwelt niederschlagen, heißt es darin weiter.
Folgt man dem Papier, soll es für das Museum aber eine Art Neustart geben: Das Haus solle aus seiner Lethargie geholt werden. Stimmen die Stadträte zu, wird es dazu rückwirkend zum 29. Januar einen Kooperationsvertrag zwischen der Stadt und dem Verein Erlebniswelt Museen geben. Dieser existiert im Landkreis seit mehreren Jahren, ihm gehören eine ganze Reihe Museen an. Die Stadt Sangerhausen ist bereits Mitglied des Vereins und mit dem Spenglermuseum, dem Spenglerhaus und dem Erlebniszentrum Röhrigschacht Wettelrode vertreten. Jetzt soll die Zusammenarbeit aber weiter ausgebaut werden: Vorgesehen ist, die Geschäftsführung von Erlebniswelt Museen personell mit der des Spenglermuseum zu koppeln. Ähnlich wird bereits seit 2013 zwischen der Stadt Hettstedt und dem Museumsverein verfahren. Angelehnt an das Hettstedter Modell würde die Stadt dem Verein nicht mehr nur wie bisher knapp 3.500 Euro Mitgliedsbeitrag, sondern zusätzlich jährlich 15.000 Euro überweisen. Das Geld soll in das Budget von Erlebniswelt Museen fließen und könne mit für Projekte des Vereins genutzt werden. Im Gegenzug erhält die Stadt personelle und fachliche Unterstützung im Spenglermuseum, Spenglerhaus und im Erlebniszentrum Bergbau in Wettelrode, heißt es in der Vorlage. Kommt die Lösung zustande, würde Sebastian Görtz, der Geschäftsführer von Erlebniswelt Museen, für die Museen der Stadt tätig werden und die Leitung mit seinem Fachwissen unterstützen, wirbt die Stadtverwaltung. Görtz gilt als qualifizierter Museumsfachmann.
Mehrwert für den Besucher
Außerdem ist geplant, dass der Vereinsgeschäftsführer ab April dieses Jahres sein Büro im Spenglermuseum einrichtet und somit direkt vor Ort arbeite. „Es ist davon auszugehen, dass sich die Qualität der Ausstellungen in den Museen der Stadt steigern wird.“ Es würden steigende Besucherzahlen und höhere Einnahmen durch Eintrittsgelder erwartet. Indirekt könne dies auch zur Konsolidierung des maroden Stadthaushalts beitragen. Im kommenden Jahr plant die Stadt, den touristischen Betrieb der Museen an die Rosenstadt GmbH zu übergeben. Die Museen blieben aber städtisches Eigentum, die Mitarbeiter würden weiter bei der Stadt beschäftigt, aber in die Rosenstadt Sangerhausen GmbH abgeordnet. Die Firma ist bereits für die touristische Vermarktung des Europa-Rosariums und des Erlebniszentrums Bergbau in Wettelrode zuständig.
Das Sangerhäuser Spengler-Museum war 1952 der erste Museumsneubau in der DDR. Das Museum zeigt Ausstellungsstücke zu den Themen Geologie, Naturkunde, Eiszeit, Ur-und Frühgeschichte sowie zur Stadtgeschichte. Attraktion des Hauses ist das Skelett eines Steppenmammuts, das 1931 vom Namensgeber des Museums, Gustav Adolf Spengler, ausgegraben wurde.
Die Besucherzahlen sind zum Teil rückläufig. Wurden 2012 insgesamt 7.585 Gäste gezählt, waren es 2013 genau 7.198, im Jahr 2014 gab es 6.190 Museumsbesucher, im vergangenen Jahr 6.566.
Monika Frohriep, die wissenschaftliche Mitarbeiterin im Spenglermuseum, würde die Kooperation begrüßen. „Die Zusammenarbeit mit Erlebniswelt Museen ist bei bisherigen Projekten immer fruchtbar gewesen. Ich würde mich freuen, wenn ich personelle Unterstützung bekomme.“ Vor allem die Besucher des Museums hätten bei der Lösung einen Vorteil. Frohriep: „Ihnen könnte man künftig viel mehr bieten.“
Mit dem Vorhaben beschäftigt sich kommenden Dienstag auch der Finanzausschuss des Stadtrates. Die öffentliche Sitzung beginnt um 17 Uhr im Neuen Rathaus. (mz)