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Seekreis reichte einst bis an Saale

Von Dr. Marion Ebruy 15.04.2005, 16:15

Eisleben/MZ. - Durch Beschluss des Wiener Kongresses kam 1815 die gesamte ehemalige Grafschaft Mansfeld an Preußen und wurde ein Teil der preußischen Provinz Sachsen. Es wurden der Mansfelder Seekreis und der Mansfelder Gebirgskreis gebildet.

Der Mansfelder Seekreis hatte einen Flächeninhalt von 595 Quadratkilometer und im Jahr 1890 fast 92 000 Einwohner. Er umfasste die Städte Alsleben, Eisleben (als Kreisstadt), Gerbstedt und Schraplau sowie 96 Dörfer. Im Westen grenzte er an den Kreis Sangerhausen und den Mansfelder Gebirgskreis, im Norden an das Herzogtum Anhalt, im Osten an den Saalkreis und im Süden an die Kreise Merseburg und Querfurt. Die natürliche Ostgrenze war die Saale, so dass der Seekreis sich fast bis Halle erstreckte.

Der Mansfelder Gebirgskreis hatte einen Flächeninhalt von 487 Quadratkilometer und 1890 etwa 61 000 Einwohner. Neben den vier Städten Mansfeld, Hettstedt, Leimbach und Ermsleben gab es 54 Gemeinden. Kreisstadt war Mansfeld mit Landratsamt und Landgericht.

Im Westen grenzte der Gebirgskreis an den Kreis Sangerhausen und das Herzogtum Anhalt, im Norden an das Herzogtum Anhalt und den Kreis Aschersleben, im Osten an den Seekreis und im Süden an den Kreis Sangerhausen.

Beide Mansfelder Kreise zusammen weichen nur unwesentlich von den Grenzen der Grafschaft Mansfeld ab, zum Beispiel umfasste der Gebirgskreis zusätzlich die Orte Ermsleben, Meisdorf und Dankerode, zum Seekreis kamen Teutschenthal und Langenbogen, dafür fielen Bornstedt und Schmalzerode weg. Die außerhalb des Mansfelder Landes gelegene Herrschaft der Grafschaft Mansfeld von Heldrungen, Artern und Allstedt war schon im 16. und 17. Jahrhundert veräußert worden.

Im Jahre 1950 kam es wieder zu einer Änderung der Kreiseinteilung im Mansfelder Land. Es wurde aus den beiden seit 1815 bestehenden Kreisen nun der Kreis Eisleben gebildet, allerdings als stark verkleinertes Gebilde. Er umfasste nur etwa zwei Drittel des Territoriums von See- und Gebirgskreis.

Es muss hier gesagt werden, dass durch diese Kreisbildung große Teile vom ursprünglichen Mansfelder Land willkürlich anderen Kreisen zugeordnet wurden. So wurden aus dem Mansfelder Seekreis die Gemeinden Alberstedt, Asendorf, Bornstedt, Esperstedt, Hornburg und die Stadt Schraplau dem Kreis Querfurt zugeordnet. Die Gemeinden Beesenstedt, Bennstedt, Eisdorf, Einstedt, Gödewitz, Gorsleben, Höhnstedt, Köchstedt, Köllme, Krimpe, Kloschwitz, Langenbogen, Müllerdorf, Naundorf, Oberteutschental, Wansleben, Wils, Quillschina, Räther, Rumpin, Salzmünde, Schadewitz, Steudten, Trebitz, Unterteutschental, Zappendorf und Zörnitz kamen an den Saalkreis.

Belleben und die Stadt Alsleben wurden in den Kreis Bernburg eingegliedert. Aus dem ehemaligen Gebirgskreis wurden die Gemeinden Braunschwende, Großleinungen, Horla, Morungen, Paßbruch, Rotha und Wippra dem Kreis Sangerhausen zugesprochen. Die Orte Dankerode, Königerode, Meisdorf und die Stadt Ermsleben wurden Teile des Kreises Quedlinburg.

Eine erneute Verwaltungsreform 1952 hatte die Bildung der beiden Kreise Eisleben (312 Quadratkilometer) und Hettstedt (465 Quadratkilometer) zur Folge, die in etwa die Grenzen der beiden alten Kreise hatten, aber beide zusammen nicht identisch mit den Grenzen der ehemaligen Grafschaft Mansfeld sind. Jedoch wurde die Gemeinde Wansleben wieder in den Kreis Eisleben übernommen. Der Kreis Hettstedt bekam die Gemeinden Wippra und Braunschwende, die Stadt Sandersleben und die Gemeinde Freckleben wieder zu seinem Territorium. Gegenüber der Grenzen der Grafschaft Mansfeld ist doch eine deutliche Verkleinerung zu erkennen. So wurde die östliche Grenze des Kreises Eisleben wie 1950 beibehalten.

Auch die Grenzziehung zwischen den beiden Kreisen des Mansfelder Landes wurde verändert. Die ehemals zum Mansfelder Gebirgskreis gehörenden Gemeinden Ahlsdorf, Annarode, Hergisdorf, Kreisfeld, Siebigerode, Siersleben, Thondorf und Ziegelrode gehören jetzt zum Kreis Eisleben. Der Kreis Hettstedt bekam aus dem ehemaligen Seekreis die Ortschaften Freist, Friedeburg, Friedeburgerhütte, Heiligenthal, Ihlewitz, Welfesholz, Zabenstedt und die Stadt Gerbstedt.

Vergegenwärtigen wir uns die Entwicklung im Mansfelder Land nochmals anhand einiger Zahlen, so können wir feststellen: zur Zeit ihrer größten Ausdehnung hatte die Grafschaft Mansfeld etwa 1 100 Quadratkilometer, die beiden Mansfelder Kreise zusammen umfassten einen Flächeninhalt von 1 082 Quadratkilometern, die Kreise Hettstedt und Eisleben umfassten ein Gebiet von 777 Quadratkilometern. Das bedeutet einen Gebietsverlust gegenüber den beiden alten Mansfelder Kreisen von 305 Quadratkilometern.

Das Gebiet, das sich im Laufe von fast 1 000 Jahren als Mansfelder Land herausgebildet hat und eine wirtschaftliche und ethnografische Einheit darstellt, ist im Laufe vom 700 Jahren durch die Grafen von Mansfeld viermal geteilt worden, eine Teilung vollzogen Kursachsen und Preußen unter sich. Schließlich teilte Preußen das Mansfelder Land in zwei Kreise, aus denen 1950 der Rumpfkreis Eisleben entstand, und 1952 erfolgte die letzte Teilung in die beiden Kreise Eisleben und Hettstedt, die 1994 zum Mansfelder Land zusammengefasst wurden. Hinzu kamen aus dem Altkreis Querfurt Rothenschirmbach, Osterhausen und Hornburg, während Meisdorf, Pansfelde, Wieserode, Degenershausen, Neuplatendorf und Endorf in den Kreis Aschersleben-Staßfurt wechselten.