1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Sangerhausen
  6. >
  7. Frühstück statt Chipstüte: Schülerfirma in Sangerhausen hat leckere Geschäftsidee

Frühstück statt Chipstüte Schülerfirma in Sangerhausen hat leckere Geschäftsidee

Wie die Schüler ihr Unternehmen an der Sekundarschule „Heinrich Heine“ in Sangerhausen organisieren und was ihnen das bringt.

Von Grit Pommer 30.01.2025, 13:13
Die Heine-Helden mit Lehrerin Yvonne Buschendorf und Marcel Krumbholz von der Initiative „Gründerkids“.
Die Heine-Helden mit Lehrerin Yvonne Buschendorf und Marcel Krumbholz von der Initiative „Gründerkids“. Fotos Maik Schumann

Sangerhausen/MZ. - Belegte Brötchenhälften mit Käse, Salami, Ei und Salat, süße Spieße mit Mini-Pfannkuchen und Himbeeren, Wraps mit Rucola, Hähnchen- oder Thunfischfüllung und Becher mit Obstsalat – das Imbissangebot, das die Schüler der Sangerhäuser Heineschule in ihrer Mensa aufgebaut haben, kann sich sehen lassen. Und die Runde aus Lehrern und Elternvertretern, die sich zum Testessen eingefunden haben, ist sich einig: Alles sehr lecker!

Es ist gleichzeitig das kleine Festbuffet zur Gründung der Schülerfirma „Heine-Helden“, die ab dem zweiten Schulhalbjahr zunächst immer montags in der ersten großen Pause mit einem Frühstücksangebot aufwarten wird. Die Idee dazu gab es schon länger, erzählt Schulleiter Daniel Nicolai. Er weiß, dass viele Schüler morgens nicht mit einem Pausenbrot von zu Hause ausgestattet sind, wenn sie an der Schule ankommen. „Im besten Fall haben sie sich unterwegs was beim Bäcker geholt, im schlechtesten Fall eine Tüte Chips im Supermarkt“, erzählt er.

Frisch produziert wird am Montagmorgen

Zumindest montags wird es nun die Snacks der Heine-Helden als bessere Alternative geben. Die Schülerfirma ist in den Unterrichtsalltag eingebettet. Produziert wird das Imbissangebot am Montag in den ersten beiden Unterrichtsstunden, erklärt Lehrerin Yvonne Buschendorf, die die Firma betreut. Die zehn Schüler, die beim Start mit an Bord sind, hätten in dieser Zeit Hauswirtschaftsunterricht, verpassen also keine Mathe- oder Deutschstunde.

Zum Betrieb gehören aber nicht nur das Brötchenbelegen, Obstschnippeln und der Verkauf. Auch die Buchhaltung sollen die Schüler selbst erledigen. Das heißt: Abrechnen, neue Ware bestellen, Mengen und Nachfrage im Blick behalten und am Ende so wirtschaften, dass man die Kosten deckt und sich im besten Fall auch noch einen kleinen Lohn auszahlen kann. Die Mitarbeiter der Schülerfirma werden also in diesem überschaubaren kleinen Kreislauf wirtschaftliche Zusammenhänge erleben – und besser begreifen, als ein Lehrbuch sie je beschreiben könnte.

Was die Snacks an der Heineschule kosten sollen

Die Preise der Snacks sollen zwischen einem und maximal zwei Euro liegen. Wie viel kann ich mit Blick auf den Einkauf dafür anbieten? Was geht gut, was ist weniger gefragt? Und können wir vielleicht auch mal einen Catering-Auftrag für eine Schulkonferenz an Land ziehen? Mit all diesen Fragen werden sich die Heine-Helden beschäftigen und dabei herausfinden, welche Aufgabe ihnen am meisten liegt – Buchhaltung, Produktion oder Verkauf. Unterstützt werden sie vom Sangerhäuser Rewe-Markt. „Wir schicken unsere Bestellung per Mail und dort wird die Kiste schon passend zusammengepackt“, erzählt Buschendorf.

Starthilfe bei der Gründung haben die Heine-Helden von „Gründerkids“ bekommen, einer Initiative der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Von dort gab es einen Leitfaden und wichtige Tipps, wie man so eine Firma am besten organisieren kann, damit auch rechtlich alles sauber ist.

Nach Informationen der Stiftung gibt es in Sachsen-Anhalt aktuell 138 Schülerfirmen. Ein Schülercafé oder eine Pausenversorgung wie an der Heineschule seien dabei die häufigsten Branchen, sagt Marcel Krumbholz von „Gründerkids“, der zum Startschuss der Heine-Helden nach Sangerhausen gekommen war.

1.000 Euro Startkapital für die Heine-Helden

„Eine Firma gründet sich meist, weil ein Bedarf da ist“, erklärt er. Und leckere Snacks oder einen Platz, wo man gemütlich zusammensitzen kann, seien etwas, das sich eigentlich alle Schüler wünschen. „Gründerkids“ bietet auch Workshops zur Fortbildung an. Mit Blick auf die Schülerfirmen an den beiden Sekundarschulen „Thomas Müntzer“ in Allstedt und Sangerhausen könnte man so eine Veranstaltung auch direkt vor Ort organisieren, so Krumbholz.

Startkapital haben die Heine-Helden unterdessen von der Handwerkskammer Halle bekommen. Mit der Idee zur Schülerfirma hatte sich die Heineschule dort beim Berufsorientierungs-Wettbewerb beworben und 1.000 Euro gewonnen. Dafür soll unter anderem ein Kühlschrank angeschafft werden, sagt Schulleiter Nicolai.