Sangerhäuser Friedrich-Schmidt-Straße Sangerhäuser Friedrich-Schmidt-Straße : Nur ein Baum wird auf Freifläche gepflanzt

Sangerhausen - Am Ende war die Entscheidung eindeutig: An den Plänen für die Freifläche an der Sangerhäuser Friedrich-Schmidt-Straße wird nicht gerüttelt. Das haben die Mitglieder des städtischen Sanierungsausschusses am Mittwochabend nach über einstündiger Diskussion entschieden.
Neuer Baum wird mit Rundbank versehen
Auf dem Areal, auf dem früher bis zu sechs Linden standen, wird demnach in den nächsten Wochen ein etwa sechs bis acht Jahre alter Großbaum gepflanzt. Er soll mit einer Rundbank versehen werden und so zum Verweilen einladen. Außerdem ist geplant, die Fassade der dortigen Toilettenanlage zu begrünen und die unterirdischen Wertstoffcontainer zu erneuern. Die Ausschussmitglieder wollen den Platz damit aufwerten und ihm ein neue Gestaltung geben.
Der Ausschuss erteilte damit Anwohnern eine Absage. Die hatten mehr als 400 Unterschriften gesammelt und gefordert, auf der Fläche wieder mehr Bäume zu pflanzen. Sie begründeten das unter anderem damit, dass in den Linden, die im Januar gefällt worden waren, eine ganze Reihe Vögel gebrütet hätten: Ringeltauben, Eichelhäher, Elstern, Grünfinken, Stieglitze, Amseln und Buchfinken. Diese Baumbrüter seien auf die Kronen angewiesen. Mit der Kettensägeaktion habe die Stadt ihren Lebensraum zerstört.
Im jüngst fertiggestellten 2. Bauabschnitt am Sangerhäuser Gonnaufer werden, anders als ursprünglich geplant, nicht nur Japanische Zierkirschen in die Erde kommen. Nach den Protesten des Kreisanglervereins entschieden die Mitglieder, dort mindestens drei Baumarten abwechselnd zu pflanzen. Dabei sollen nun auch einheimische Arten verwendet werden. Ziel ist mehr Vielfalt in dem Bereich. Die Ausschussmitglieder folgten damit einem Vorschlag von Arndt Kemesies (SPD). Die neuen Bäume sollen so nicht wie die Zierkirschen nur im Frühjahr, sondern auch in den Sommer- oder Herbstmonaten blühen.
Allerdings war von den Initiatoren der Unterschriftensammlung niemand zu der öffentlichen Sitzung im Neuen Rathaus erschienen. Nur Gerhard Jarosz, der Vorsitzende des Kreisanglervereins, nahm als Gast daran teil. Der Ausschussvorsitzende Klaus Peche (BIS/FBM), der das Thema nach den Protesten erneut auf die Tagesordnung gesetzt hatte, zeigte sich verwundert. „Ich dachte, der Raum ist heute voll.“ So diskutierten die Mitglieder das Thema quasi unter sich.
Am Ende setzte sich die Stadtverwaltung mit ihrem Vorschlag durch. Holger Hüttel (Linke) sagte, das, was die Verwaltung vorgelegt habe, hätte ihn voll überzeugt. „Wir werden auf dem kleinen Platz nie eine parkähnliche Situation schaffen können.“ Ziel müsse es sein, den Platz zu beleben.
Hobbyornithologe Ermisch enttäuscht über Entscheidung
Auch Volker Schachtel (CDU) sagte: „Der eine große Baum wird dem Platz gut tun.“ Er erinnerte daran, dass in den vergangenen Monaten an mehreren Stellen in der Kernstadt wie am Kirchberg oder im Bürgerpark Altendorf-Terrassen neue Bäume gepflanzt worden waren. Vögel würden so genügend Nistmöglichkeiten in Sangerhausen finden. Gerhard von Dehn Rotfelser (BOS) versuchte, einen Kompromiss vorzuschlagen. Nach seinen Worten könnten neben dem Großbaum noch mehrere kleinere gepflanzt werden. Die Mehrheit der Ausschussmitglieder hatte aber unter anderem Bedenken, dass sich die Bäume gegenseitig Licht, Wasser und Nährstoffe wegnehmen.
Der Sangerhäuser Hobbyornithologe Jürgen Ermisch, der die Unterschriftenaktion initiiert hatte, zeigte sich am Donnerstag enttäuscht. Er habe gedacht, dass in der Sitzung eine andere Lösung gefunden würde. Er werde die Entscheidung des Ausschusses aber hinnehmen, kündigte er an. „Vielleicht wird es mit dem einen Baum ja besser als man denkt“, meinte er salomonisch. (mz)