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Sangerhäuser Chorleiter Sangerhäuser Chorleiter: Musik ist sein Leben

Von tina Edler 17.07.2014, 16:49
Jürgen Marx in Aktion bei einer Chorproben des Kammerchores.
Jürgen Marx in Aktion bei einer Chorproben des Kammerchores. maik schumann Lizenz

Sangerhausen/Allstedt/MZ - Wenn Jürgen Marx ein Hotel betritt, stellt er sich in den Flur und beginnt zu singen. „Cho cho Losa“ erklingt dann in den Räumen. Nicht ohne Grund. Der Chorleiter und Musiklehrer testet mit dem afrikanischen Volkslied auf jeder Reise die Akustik. Ein Muss, eine Marotte? Wohl möglich, aber ganz sicher typisch für jemanden, der die Musik lebt.

Bei den kommenden Chorfahrten der Geschwister-Scholl-Schüler wird er das aber nicht mehr machen. Denn heute hat Jürgen Marx seinen letzten Tag als Musiklehrer und Chorleiter am Sangerhäuser Schollgymnasium. Er prägte die musikalische Entwicklung dieser Schule wie kein anderer. Immerhin war er es, der vor 31 Jahren den Chor oder besser eine zwölf Mann große Singegruppe, wie es damals hieß, ins Leben rief.

Musiklehrer entfachte Leidenschaft

Für Marx stand eigentlich schon immer fest: Ich möchte Musiklehrer werden. Ausschlaggebend war sein eigener Musiklehrer. Dagobert Müller entfachte damals in dem elfjährigen Jürgen die Leidenschaft für Musik. „Bei ihm lernte ich Klavier und Gitarre spielen und die Musik zu lieben“, sagt Marx. Diese Leidenschaft spiegelt sich in drei Jahrzehnten Schulaufführungen, Weihnachtskonzerten und vor allem zig Konzerten im Ausland wider. „Damit haben er und der Chor nicht nur die Schule, sondern die ganze Stadt im Ausland präsentiert. Das ist schon bemerkenswert“, sagt Schulleiter Jens Peter, seit 13 Jahren der Vorgesetzte von Marx.

Zwei mal pro Woche Chorprobe, jedes Jahr ein Chorlager in Nebra und unzählige Konzertreisen prägen die Arbeit von Chorleiter Jürgen Marx und seinen Schülern.

Neben Auftritten im Mailänder Dom (2011), der Kathedrale in Barcelona (2013) oder der Teilnahme am europäischen Chorfestival in Dänemark (1998) gehören auch Aufführungen von „Carmina Burana“ oder ein Gemeinschaftskonzert mit Kai Niemann & Band zu den Höhepunkten der bisherigen Chorgeschichte.

Der Chor verfügt über ein musikalisches Repertoire von deutschen und internationalen Volksliedern, Motetten, Madrigalen, Spirituals und Gospelsongs sowie Poparrangements und zeitgenössischen Chorsätzen.  

Ein einstündiger Auftritt in der Kathedrale in Barcelona beispielsweise gehört zu den „Höhepunkten, die für die viele Arbeit entschädigen“, findet Marx. Er ist sichtlich stolz auf das, was aus dem Chor geworden ist. „Das hätte ich mir am Anfang selbst nicht träumen lassen, das wir in Barcelona oder auch Mailand vor Publikum singen und soviel positives Feedback bekommen.“

Nachwuchs- und Ehemaligenchor

Mittlerweile gibt es neben dem Kammerchor (voces juvenales) auch einen Nachwuchschor (voces juvenales junior) und den Ehemaligenchor (voces maturi). Besonders der Ehemaligenchor zeigt, welche Wirkung Marx als Chorleiter auf seine „Schüler“ hat. Denn die Mitglieder sind seit Jahren aus der Schule, haben Familie, wohnen teilweise weit außerhalb von Sangerhausen. Und trotzdem, jeden Freitag ist Chorprobe und alle kommen hin. „Jürgen Marx ist ein charismatischer Mensch. Er lebt die Musik mit Leidenschaft vor. Er ist der Grund, warum ich noch immer im Chor bin“, begründet Axel Richter diese rege Teilnahme. Und er muss es wissen, immerhin ist er seit 23 Jahren treues Chormitglied.

Diesen Einsatz, den Marx verlangt, lebt er aber auch vor. „Manchmal auch zum Leidwesen meiner Familie“, gesteht Marx. „Ohne ihre Unterstützung, vor allem von meiner Frau, wäre so viel Einsatz nicht möglich gewesen.“

Chorleiter und Freund

Daher ist Marx eine Mischung aus Chorleiter, der Disziplin abverlangt, aber auch Freund, der sich in familiäre Situationen hineinversetzen kann. „Das Gesamtpaket stimmt einfach“, findet Richter.

Diesen ersten Eindruck hatte auch Beate Pfeiffer von ihrem Kollegen. „Er ist eben von seiner ganzen Art ein positiver, netter und ruhiger Mensch.“ Pfeiffer hat die letzten Jahre den Nachwuchschor des Schollgymnasiums erfolgreich betreut. Sie wird nun in die Fußstapfen von Marx treten und den Kammerchor weiterführen. „Ich weiß, dass es große Fußstapfen sind, in die ich trete, aber ich freu’ mich riesig auf die Arbeit mit dem Kammerchor.“ Und Marx selbst? „Ich werde mir die Auftritte natürlich anschauen. Das wird toll. Einfach mal nur dasitzen und zuhören.“

Aber so ganz loslassen kann er dann scheinbar doch nicht. Den Ehemaligenchor wird er auch weiterhin betreuen. „Ganz ohne Musik geht es ja doch nicht“, lacht er. Und dann wird er wohl wieder das ein oder andere Mal in den Hotelfluren die Akustik testen müssen.