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Wasserverband Südharz Sangerhausen: Wasserverband Südharz will Orte an Kläranlage anschließen

Von Helga Koch 26.05.2020, 11:11
Die Sangerhäuser Kläranlage aus der Luftperspektive.
Die Sangerhäuser Kläranlage aus der Luftperspektive. Maik Schumann

Sangerhausen - Der Wasserverband Südharz muss Hausaufgaben machen, die eigentlich vor Jahren oder Jahrzehnten fällig gewesen wären: „Wir müssen bis Ende Mai vorlegen“, sagt Geschäftsführerin Jutta Parnieske-Pasterkamp, „welche Orte von der zentralen Entsorgung ausgeschlossen werden sollen.“ Die Entwürfe zu den einzelnen Orten gingen an die Kommunen raus, würden dort diskutiert und schließlich der Unteren Wasserbehörde vorgelegt.

Für die Bürger in den betreffenden Orten wirkt sich das finanziell aus: Wird ein Grundstück über einen öffentlichen Kanal an ein Klärwerk angeschlossen, sind ein einmaliger Herstellungsbeitrag und später Gebühren zu zahlen. Wird das Grundstück aber nicht an einen öffentlichen Kanal angeschlossen, das Abwasser also dezentral entsorgt, muss der Grundstückseigentümer eine vollbiologische Kleinkläranlage oder Sammelgrube bauen, warten und regelmäßig leeren lassen.

Sangerhausen: Prozesse in der Kläranlage laufen nicht optimal

Hintergrund der Überlegungen beim Zweckverband ist aber auch, dass die Prozesse auf der Sangerhäuser Kläranlage bisher nicht optimal ablaufen. Deshalb mahnen die Behörden - sowohl vom Landkreis als auch beim Landesverwaltungsamt - Änderungen dringend an. Wie der Fachbereichsleiter für Technik, Marco Steckel, begründet, würden bisher zu viele Schmutzfrachten im Bereich der Sangerhäuser Kläranlage abgeschlagen - zumindest in der Theorie.

Praktisch kann es dazu kommen, wenn es etwa sehr stark regnet und die Kläranlage die eintreffende Mischwassermenge nicht zu verarbeiten schafft. Die Berechnungen lägen inzwischen vor, sagt Steckel. Nun müsse man Konzepte aufstellen, wie das Wasser optimal zugeführt werden könne.

Wasserverband Südharz prüft Anschluss von Gemeinden an Kläranlage

Künftig sollen sogar noch weitere Orte aus der Umgebung der Kreisstadt an die Sangerhäuser Kläranlage angeschlossen werden - wenn möglich. Das beträfe zum einen Gonna, Riestedt, Brücken, Tilleda und Wettelrode, wo die Kanalisation zum Teil schon gebaut worden ist. Hinzu kämen eventuell weitere zehn Orte im Einzugsgebiet der Sangerhäuser Anlage, die abwasserseitig überhaupt noch nicht er- beziehungsweise angeschlossen sind, nämlich Klosterrode, Blankenheim, Emseloh, Grillenberg, Lengefeld, Hohlstedt, Hackpfüffel, Riethnordhausen, Edersleben und Martinsrieth.

Der Wasserverband Südharz entsorgt und behandelt das Abwasser aus sechs Mitgliedsgemeinden beziehungsweise von rund 16.500 Haushalten im Verbandsgebiet. Dafür stehen ein Kanalnetz mit einer Gesamtlänge von rund 400 Kilometern, 84 Pumpwerke und 20 Kläranlagen zur Verfügung.

Das Verbandsgebiet ist in die Gebührengebiete eins (Allstedt/Sangerhausen) sowie drei (Goldene Aue) unterteilt. Das Abwasser aus Agnesdorf, Questenberg, Rottleberode, Stolberg sowie das Regenwasser aus Schwenda werden nicht vom Verband entsorgt.

Zuerst, sagt Parnieske-Pasterkamp, müsse die gesamte Mess-, Steuer- und Regeltechnik der Kläranlage berechnet, geprüft und geändert werden. Daran arbeitet der Verband seit Monaten. Es werde angestrebt, die Anlage automatisiert zu fahren. Denn je mehr Schmutzwasser behandelt werden könne, umso weniger müsse im Falle von starken Regenfällen abgeschlagen, also ungereinigt an die Vorflut abgegeben werden. Dafür gebe es strikte gesetzliche Vorgaben. „Das ganze System der Kläranlage muss stimmen.“

Erstellung von Generalentwässerungsplan

Für das Gebiet Sangerhausen soll nun ein sogenannter Generalentwässerungsplan erstellt werden. „Ein solcher Generalentwässerungsplan beschreibt die geordnete, den gesetzlichen Anforderungen entsprechende Abwasserableitung“, erläutert die Geschäftsführerin. „Er ist unsere Grundlage für weitere Planungsleistungen.“ Voraussichtlich im nächsten Jahr soll er erarbeitet werden. „Wir haben ihn noch nicht beauftragt, jetzt sind wir erst mal bei den Vorarbeiten.“

Sollte die Kläranlage Sangerhausen nicht die Abwässer der vorgesehenen Orte verarbeiten können, sagt Steckel, wäre womöglich der Bau einer weiteren Kläranlage im Helmegebiet nötig - oder aber der Umbau der Sangerhäuser Anlage. (mz)