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Mehr Regen als 2018 Sangerhausen: Trockenheit und wenig Regen prägten das Jahr 2019

Von Grit Pommer 08.01.2020, 13:30
Regen hat es 2019 mehr gegeben als im Jahr zuvor. Im tiefen Boden herrscht trotzdem noch Dürre.
Regen hat es 2019 mehr gegeben als im Jahr zuvor. Im tiefen Boden herrscht trotzdem noch Dürre. Schumann

Sangerhausen - Die gute Nachricht: Das Jahr 2019 ist unterm Strich nicht so trocken gewesen wie 2018. Die schlechte: Es ist erneut deutlich weniger Regen und Schnee gefallen, als man mit Blick auf den langjährigen Durchschnitt hätte erwarten dürfen.

Regenbilanz von Sangerhausen

Für Sangerhausen stehen in der Datenbank des Deutschen Wetterdienstes für die Jahre 1981 bis 2010 durchschnittlich 535 Millimeter Niederschlag zu Buche. Ein Millimeter entspricht einem Liter pro Quadratmeter.

Während im extrem trockenen 2018 die Säule bis zum Jahresende nur auf magere 314,8 Millimeter angewachsen war und damit ein rekordverdächtiges Defizit von 220,2 Millimetern fehlte, wurden im gerade abgelaufenen Jahr an der Messstation in Sangerhausen insgesamt 457,6 Millimeter registriert. Das macht im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt immer noch ein Manko von 77,4.

Am ergiebigsten geregnet hat es in Sangerhausen in den Monaten Juni (50,2 Millimeter), September (49) und Oktober (44,8). Im Juli dagegen, der mit einem Durchschnitt von 63 Millimetern auf lange Sicht bisher stets der regenreichste Monat gewesen war, fiel 2019 mit nur 27,3 Millimetern nicht mal die Hälfte der normalen Regenmenge.

Wetter: Februar war der trockenste Monat in 2019

Trockenster Monat des abgelaufenen Jahres war der Februar mit nur 11,7 Millimetern Niederschlag. Doch auch im August gab es mit 16,2 Millimetern kaum mehr Nass. Kräftige Gewittergüsse, wie sie für den Monat typisch sind, blieben aus. An 20 Tagen des Monats blieb es komplett trocken, im Juli gab es sogar an 23 Tagen keinen Tropfen, bevor er an seinem Letzten zum Abschied schnell noch einen ordentlichen Guss von 9,1 Millimetern spendierte.

Sangerhausen: Viel Regen im Oktober

Zu den regenreichsten Tagen 2019 gehörte in Sangerhausen der 4. Oktober. An jenem Montag plätscherten 15,7 Liter pro Quadratmeter zu Boden. Ähnlich nass war der 9. September mit 15,6 Litern pro Quadratmeter.

Laut dem aktuellen Dürre-Monitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung ist der Boden bis in 25 Zentimeter Tiefe in der Goldenen Aue und in Teilen des Harzes gegenwärtig noch immer „ungewöhnlich trocken“, während weite Teile Deutschlands keine Abweichung vom normalen Bodenfeuchte-Zustand der Jahre 1951 bis 2015 zeigen.

In Regionen bis 1,80 Meter unter der Oberfläche herrscht dagegen im Großteil Deutschlands noch immer Dürre, wie die orange und rot gefärbte Übersichtskarte zeigt. In Mansfeld-Südharz bestimmen sogar Orange, Knallrot und Dunkelrot die Farbskala, die für schwere, extreme und außergewöhnliche Dürre stehen.

Niederschlagsdefizit hat Folgen für den Boden

Der Jahresverlauf des Monitors zeigt, dass der Gesamtboden im Landkreis von August bis Anfang November unter außergewöhnlicher Dürre gelitten hat. Im Oberboden bis 25 Zentimeter Tiefe herrschte zu Beginn des Jahres ungewöhnliche Trockenheit, die sich von März bis Mai zur moderaten Dürre auswuchs. Nach einer kurzen Verschnaufpause im Juni gab es dann bis Anfang Oktober in weiten Gebieten des Landkreises selbst in den oberen Bodenschichten schwere bis extreme Dürre.

Dass es im vergangenen Jahr etwas mehr Niederschlag gab als 2018 hat in der Natur augenscheinlich für Erholung gesorgt. Wo damals bis in den Winter hinein alles verdorrt blieb, spross im vergangenen Jahr im Herbst schnell frisches Grün. Der Boden allerdings hat sich längst noch nicht von dem großen Niederschlagsdefizit erholt.

Die reinen Millimeter-Zahlen sagen ohnehin nicht alles aus, erklärt Holger Koth vom Landesforstbetrieb Süd. Auch die Verdunstung durch Wind und hohe Temperaturen spielt eine Rolle. Entscheidend sei auch, wann der Regen fällt. Ein niederschlagsreicher November und Dezember wie 2018 bringe zum Beispiel den Bäumen nichts, weil sie sich schon in der Ruhephase befinden. Der Niederschlag ist dann nicht mehr pflanzenwirksam, wie die Land- und Forstwirte sagen.

Landwirte bewerten Situation unterschiedlich

Bei den Landwirten ist die Situation sehr unterschiedlich, berichtet Steffen Engelmann von der Agrar GmbH Riestedt. „An unserer Station hier haben wir 2019 um die 500 Millimeter Niederschlag gemessen. Das war ein trockenes Jahr, aber der kühle Mai und die Niederschläge ab September haben uns gerettet“, sagt er.

Der im August bestellte Raps sei zwar sehr spät, aber immerhin doch aufgegangen. „Es gibt aber Landwirte, zum Beispiel in Richtung Allstedt, die sprechen von einem noch schlechteren Jahr als 2018“, sagt Engelmann. Dort habe es weniger geregnet als im Raum Sangerhausen.

Weil nach dem Extrem-Trockenjahr 2018 auch in der Tiefe das Wasser fehlte, seien dort die Erträge schlecht gewesen. Die Station in Riestedt messe derweil bis in 55 Zentimeter Tiefe. „Da unten ist alles noch knochentrocken“, so Engelmann. (mz)