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Sangerhausen Sangerhausen: Im Chaos der Gefühle

Von HELGA KOCH 01.12.2011, 17:06

SANGERHAUSEN/MZ. - Borderline. Borderline? Wie fühlt sich das an? Wie geht man damit um - als Betroffener, als Therapeut, als Selbsthilfegruppe? All das fragte Edda Wolf, die Leiterin der Sangerhäuser Suchtberatungsstelle, als Auftakt zum ersten Vortrag am Tag der offenen Tür. Außer dem Psychologen

und Therapeuten Georg Rausch begrüßte sie weit über 60 Interessierte: Mitglieder von Sucht-Selbsthilfegruppen, Angehörige von Betroffenen und Interessierte, die privat oder beruflich auf die verschiedenste Weise mit dem Thema Sucht zu tun haben. Und natürlich Nina (Name geändert), eine junge Frau, die mit Borderline lebt und ganz offen über ihre Gefühle und Erfahrungen sprach. Auch über den Teufelskreis und das Chaos der widersprüchlichen Gefühle und Stimmungen, die so plötzlich umschlagen können, denen sie ohne Hilfe nicht entkommen kann, die sie erstarren lassen und manchmal eine völlige Leere in ihr auslösen.

Rausch nannte Beispiele: Ohne ein liebendes Gegenüber kann ich nicht leben. Wenn mir jemand innerlich zu nah kommt, bedeutet das Gefahr. Ich bin anders als alle anderen. Wenn ich mein Inneres offen zeige, werde ich verlassen. - All diese Sätze, bestätigte Nina, könnten durchaus von ihr stammen. "Man verstellt sich selber. Aber sich von solchen Gedanken zu befreien, das wäre ohne Therapie nicht möglich." Emotionen ließen sich natürlich auch mit Suchtmitteln wie Alkohol, Drogen oder Medikamenten regeln, sagte Nina. Rausch hakte ein: "Da ist die spannende Frage, wie lang." Denn Borderline könne zur Sucht führen könne, beschrieb Rausch und zählte die Puzzlesteinchen auf, die eine erfolgreiche Therapie ausmachen.

Die Diagnose Borderline habe ihr geholfen, sagte Nina: "Ich dachte vorher, ich bin verrückt. Aber es ist eine krankhafte Störung." Die Zuhörer lauschten aufmerksam, nickten zustimmend, fühlten sich mitunter selbst angesprochen.

Mit der Resonanz zum Tag der offenen Tür - allein über 150 Interessierte besuchten die Vorträge - war Wolf durchaus zufrieden. "Die Idee, dieses Mal Vorträge anzubieten, ist angekommen. Uns ist es wichtig, dass jeder was mitnehmen kann." Deshalb sollen künftig alle zwei Monate öffentliche Vorträge angeboten werden, übers Jahr verteilt und natürlich auch zum nächsten Tag der offenen Tür.