Sangerhausen Sangerhausen: Glasauge sorgt für Ärger

SANGERHAUSEN/MZ - Erich Geest aus Sangerhausen ist auf den Augenarzt Dr. Olaf Linke nicht gut zu sprechen. Und zwar aus folgendem Grund: Geest, der seit seinem 19. Lebensjahr eine Augenprothese im linken Auge trägt, braucht eine neue. Das Glasauge muss ein sogenannter Augenkünstler anfertigen. Dafür benötigt er ein Rezept. Bisher habe er dies von seinen Ärzten auch immer anstandslos bekommen, sagt der 55-Jährige. Nur beim Sangerhäuser Augenarzt Dr. Olaf Linke sei ihm das Rezept verweigert worden. Ohne Untersuchung gebe es kein Rezept, habe ihm Linkes Sprechstundenhilfe erklärt. Geest betont, er benötige keine Untersuchung. „Ein Glasauge kann nun einmal nicht krank werden.“ Außerdem koste so eine Untersuchung seiner Krankenkasse Geld, das man sparen könne.
Vorwürfe zurückgewiesen
Dr. Olaf Linke weist die Vorwürfe zurück: „Ich kann nicht jemandem einfach ein Rezept ausstellen, ohne ihn vorher untersucht zu haben. Das hat auch rechtliche Gründe.“ Die leere Augenhöhle oder das andere Auge könnten erkrankt sein, ohne dass der Patient dies gemerkt habe. „Das muss man ausschließen“, sagt der Augenarzt. „Eine Beinprothese lässt man sich ja auch nicht von einem Hufschmied verordnen“, so Linke. Dazu komme, dass Herr Geest nicht sein Patient ist. Er sei vor drei Jahren nur einmal im Rahmen einer Notfallbehandlung bei ihm gewesen. Generell, so sagt Linke, verstehe er den ganzen Ärger nicht. Denn Geest, der außerhalb der Sprechzeiten in seine Praxis gekommen sei, hätte gleich für den folgenden Tag einen Termin bekommen. Den habe der aber nicht gewollt.
Beschwerde bei der Kassenärztliche Vereinigung
Geest hat sich nach eigenen Angaben nun an die Kassenärztliche Vereinigung in Magdeburg (KV) gewandt und sich dort über den Arzt beschwert. „Die Vorwürfe werden geprüft“, sagt Ursula Günther, die Pressesprecherin der KV. Dabei würde der Arzt vom Patientenservice der Vereinigung zu einer Stellungnahme aufgefordert und dann über eventuelle weitere Schritte entschieden. Selbst beurteilen will Günther den Fall nicht. Unter der Hand ist aber bei der KV zu hören, dass das Verhalten des Augenarztes schon Sinn mache. Denn durch eine Untersuchung könnten teure Folgeschäden ausgeschlossen werden. Geest will nun rechtlich gegen den Mediziner vorgehen. Denn sein bisheriger Arzt in Itzehoe würde ihm das Rezept ohne Untersuchung ausstellen. Allerdings müsste er erst dorthin fahren, um die Krankenkassenkarte einlesen zulassen.
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