Sangerhausen Sangerhausen: Gaudi in Gefahr
SANGERHAUSEN/MZ. - So jedenfalls steht es in einem Schreiben des städtischen Gewerbeamtes an den Veranstalter. Gerald Neuschl, Vorstand des Entenrennen-Veranstalters Kult-ur-haus-Verein, hatte das Schreiben Mittwoch im Briefkasten und konnte es nicht fassen, was er da zu lesen bekam.
In dem Brief, der der MZ vorliegt, heißt es unter anderem: "Laut . . . Staatsvertrag zum Glücksspielwesen in Deutschland liegt ein Glücksspiel vor, wenn im Rahmen eines Spiels für den Erwerb einer Gewinnchance ein Entgelt verlangt wird und die Entscheidung über den Gewinn ganz und überwiegend vom Zufall abhängt. . . Es hängt also vom Zufall ab, welche Ente gewinnt. Demzufolge liegt beim 'Entenrennen' ein Glücksspiel vor." Den Schuh aber will sich Neuschl nicht anziehen. Seiner Ansicht nach sind die Beträge, um die es schließlich gehe, so gering, dass für ihn sozusagen eine "Ausnahmeregelung" in Kraft treten würde, über die das Gewerbeamt in ihrem Brief ebenfalls informiert. Beispielsweise, dass es sich um weniger als 40 000 Euro handele, die durch den Entenverkauf eingenommen würden. "Ich rechne damit, dass wir 100 Enten ins Rennen schicken und somit auch verkaufen. Das sind dann 500 Euro", so Neuschl, der die Summe der Ausgaben mit rund 600 Euro beziffert. Von "wirtschaftlichen Zwecken", die damit verfolgt würden, könne also keine Rede sein, auch wenn der Kult-ur-haus-Verein kein gemeinnütziger, sondern ein wirtschaftlicher Verein sei. In der Gemeinnützigkeit allerdings steckt wohl die Problemlösung, unter der Regie eines vom Finanzamt anerkannten gemeinnützigen Vereins wäre offenbar auch nicht mehr von verbotenem Glücksspiel die Rede.
Wie dem auch sei: Neuschl wird seinen Angaben zufolge auf den Brief der Stadt reagieren und Widerspruch einlegen. Er hofft, dass seine Argumente überzeugen. "Fakt ist, wir machen mit dieser Veranstaltung keinen Gewinn, ganz im Gegenteil", so Neuschl.
Wie die MZ bereits berichtete, soll das erste Sangerhäuser Enten-Rennen unter Regie des Kult-ur-haus-Vereins am 5. September stattfinden. Das ist zugleich der dritte Tag des Kobermännchenfestes, das traditionell viel Publikum in die Stadt lockt. Klaus Friz von der Firma Werbeprojekt, die das Altstadtfest im Auftrag des Gewerbevereins organisiert, hatte auf MZ-Anfrage kritisiert, dass Neuschl mit seinem Entenrennen sozusagen auf einen fahrenden Zug aufspringt, ohne sich am Fest beteiligen zu wollen. Das wiederum bestreitet Neuschl. Der Verein beteilige sich mit "zwei duften Partys am Samstag und Sonntag und dem Entenrennen", nicht aber finanziell.