Sangerhausen Sangerhausen: Die Wetterkarte als wichtigster Erntehelfer
SANGERHAUSEN/MZ/PL. - Weizen, Sommergerste und Raps müssen geborgen werden. In Niederröblingen bei Landwirt Reinhold Hock wurde Mitte der Woche entschieden, zuerst den Schlag Bio-Weizen in der Allstedter Flur "Altenburg" in Angriff zunehmen.
Auf rund 30 Hektar stand dort die Körnerfrucht. Optisch allerdings schwer auszumachen. Da bei Bio-Ware weder künstliche Düngung noch Unkrautbekämpfung erfolgt, haben es die Ähren schwer, sich dem Auge des Betrachters sichtbar zu machen. Kurz: Der Laie hielt das Feld glatt für eine Wiese. Gerd Wenzel, seit der Wende bei Hock beschäftigt, steuerte den schweren Mähdrescher trotzdem sicher durch die Flur, bis die Bunker des Mähdreschers voll sind. Die Hock-Mitarbeiter rechnen mit einem Ertrag von 2,5 bis 3 Tonnen pro Hektar.
"Es gab schon bessere Jahre", weiß Wenzel. Ähnlich sehe es beim Raps aus.
Insgesamt bewirtschaftet der Niederröblinger Landwirt 1 100 Hektar, mehr als 400 davon Mais. Da beginnt die Ernte erst im September - je nach Witterung. Landwirt Andreas Loel aus Katharinenrieth war am Donnerstag im Raps unterwegs. Seine eigene Rapsernte hat Loel schon unter Dach und Fach. Mit dem Ergebnis, das er auf 100 Hektar eingefahren hat, war er nicht unzufrieden.
Inzwischen war der erfahrene Landwirt als "Lohn-Fahrer" unterwegs. Das heißt, er brachte für andere Landwirte die Ernte ein. Auf einem Feld in der Winkeler Flur fraß sich das neun Meter breite Schneidwerk seines Mähdreschers in das rund 30 Hektar große Feld zwischen Winkel und Wolferstedt. Staub hüllte die Landschaft in ein braunes Erntetuch.
So schön wie sich die Rapsfelder im Frühjahr in satten gelben Farben präsentieren, so staubig und anstrengend wird's bei der Ernte. Davon spürt Andreas Loel als "Erntekapitän", wie es früher hieß, in seiner voll klimatisierten Kabine freilich nichts. Der beobachtet voll konzentriert den Bildschirm des Bordrechners. Dort wird die Geschwindigkeit angegeben, der gegenwärtige Standort, per GPS-Daten ermittelt, der Feuchtegehalt des Ernteguts und der Ertrag pro Doppelzentner. Gesteuert wird die rund 500 PS starke Maschine mit einem Laser. Hightech auf dem Acker.
Gerhard Maul, Chef der Agrargenossenschaft "Am Kyffhäuser" in Riethnordhausen, beriet sich am Mittwochmorgen mit seinen Mitarbeitern, auf welchem Schlag was geerntet wird. "Da muss man flexibel sein", so Maul, der dann zwei kleinere Geräte in den Raps bei "Rio" schickte. Auch bei der Agrargenossenschaft in Riethnordhausen hatte man schon bessere Erträge. Landwirtschaft ist nun einmal Wetter abhängig, und darauf müsse man sich einstellen - und vor allem flexibel handeln.
Helgard Wiegand, Geschäftsführerin des Bauernverbandes Mansfeld-Südharz, hat einige Zahlen parat. So wurde laut Wiegand die Ernte der Wintergerste im Landkreis bereits abgeschlossen.
Beim Raps, der auf einer Fläche von rund 13 000 Hektar angebaut wurde, sind etwa 65 Prozent vom Halm. Während Bauernverband und Landwirte im Durchschnitt von einem Ernteverlust von 20 Prozent bei Getreide ausgehen, sieht die Lage bei den Kartoffeln und Zuckerrüben besser aus. "Gute Qualität und gute Erträge", fasst Helgard Wiegand zusammen. "Heute wird sich wieder kein Rad drehen", sagte die Geschäftsführerin am Donnerstag mit einem Blick auf Wetterbericht und einem zweiten Blick aus dem Fenster. Ob sie wohl recht behalten hat?