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Sangerhausen Sangerhausen: Bloß keine Staubfänger

Von Beate Thomashausen 27.01.2012, 16:35

Sangerhausen/MZ. - Ihnen steht eine ganz besondere Feierstunde ins Haus. Ihre Eltern haben die Sache selbst in die Hand genommen und organisieren sowohl die Jugendstunden zuvor als auch die Feierstunde selbst.

"Das Fest sollte etwas Besonderes sein", findet Anja Hedig, eine der Mütter, die die Organisation übernommen haben. Schlüsselerlebnis für sie war ein junger Kollege, der von seiner Jugendweihe erzählte, sich aber beim besten Willen nicht mehr an das Buch erinnern konnte, was er zur Feierstunde geschenkt bekam, weil es noch eingeschweißt in irgendeiner Regalecke landete. "Für meine Söhne wollte ich, dass sie sich gerne an ihre Jugendweihe erinnern und zwar nicht nur an die Geschenke, sondern auch an die Jugendstunden und an die Festveranstaltung", so Frau Hedig. Sie beschloss, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. "Aber allein hätte ich mich da nicht rangetraut. Ich habe zum Glück unter den Eltern einige Mitstreiter gefunden, die ähnlich dachten wie ich. Und zusammen muss man vor seinem Projekt nicht zurückschrecken. Da kriegt man das schon irgendwie hin."

Dieser Tage wurde den Jugendlichen von ihren Eltern ordentlich eingeheizt. Eine der Jugendstunden führte die Müntzerschüler nämlich zu den Sangerhäuser Stadtwerken. Unter anderem nahmen sie dort das Blockheizkraftwerk unter die Lupe, staunten über den Leitstand, von dem aus die Versorgung der Stadt mit Wärme, Strom und Wasser kontrolliert wird, und entdeckten, dass so ein Ausflug in einen Betrieb der Stadt gar nicht so uncool wie anfangs befürchtet ist, sondern eine richtig spannende Sache. Nicht zuletzt deshlab, weil es anschließend noch ins Hallenbad ging. Bereichsleiter Ulrich Blesse erklärte den Jugendlichen, wie ein Blockheizkraftwerk heute funktioniert und wie noch vor 20 Jahren Fernwärme in Sangerhausen erzeugt wurde. Damals schippten nämlich eine Reihe Mitarbeiter rund um die Uhr Briketts in einen großen Verbrennungsofen. 38 000 Tonnen pro Jahr, damit es in den Sangerhäuser Wohnungen warm war.

Noch geplant sind Besuche beim Frisör und in einem Kosmetikstudio. Hier können sich die Mädchen - aber freilich nicht nur sie - ein paar Tipps für die große Feier holen. Auch eine Modenschau in einer Sangerhäuser Boutique ist geplant. Dort sollen die Jugendlichen Festsachen anschauen können. "Wir haben auch vor, alle gemeinsam zur Moltkewarte zu wandern und dort zu grillen", erzählt Anja Hedig. "Wichtig ist, wer Spaß an einem unserer Termine hat, ist dazu herzlich eingeladen, wer nicht, wird nicht gezwungen. Die jungen Leute wollen schließlich erwachsen werden, da gehören eigene Entscheidungen dazu." Auch eine Sportveranstaltung gemeinsam zu besuchen, steht auf dem Programm der selbst organisierten Jugendstunden.

Mosaiksteinchen für Mosaiksteinchen wird zur Zeit die Feierstunde "zusammengebastelt". Jeder leistet einen Beitrag zum Gelingen, sagt Frau Hedig. So wurden mittlerweile die Einladungskarten gedruckt, das Programm wird festgezurrt. Daran wirken die Musikschule ebenso mit wie die Sportakrobaten. Sogar einen Sektempfang gibt es vor der Feierstunde. "Damit die Mütter nicht mehr so aufgeregt sind, oder vielleicht gerade", sagte schmunzelnd Anja Hedig. Die Feierstunde wird am Sonnabend, 19. Mai, in der der Aula des Sangerhäuser Schollgymnasiums stattfinden. Die Festrede wird der Chefredakteur der Mitteldeutschen Zeitung, Hartmut Augustin, halten. Und Anja Hedig und die anderen Eltern hoffen, dass die Hauptpersonen von ihrem Feiertag angetan sind. Fakt ist, ein Buch, das im Regal verstaubt, wird bei dieser Feierstunde nicht verschenkt.