Sangerhausen Sangerhausen: Blick in den Tunnel
SANGERHAUSEN/MZ. - In den Archiven recherchiert - wie viele andere Leser auch - hat Karin Tobihn aus Oberröblingen und herausgefunden: "Die Geschichte greift hier bis in das Jahr 1839 zurück, wo bereits die Planung erfolgte, aber leider abgelehnt wurde. Im Januar 1863 dann wurde formal die Konzession erteilt und kurz darauf begannen die Bauarbeiten für den 875 Meter langen Tunnel. 25 Nischen wurden rechts und links im Inneren des Tunnels angelegt, um die Sicherheit der Bauarbeiter zu gewährleisten, leider sind trotzdem drei Personen bei der Ausführung ums Leben gekommen. Die Namen wurden in einem Kreuz am Tunnelportal von außen eingraviert und somit verewigt. Am 1. September 1865 wurde der Verkehr von Halle über Eisleben bis Sangerhausen aufgenommen, am 10. Juli 1866 bis Nordhausen und am 9. Juli 1867 über Leinefelde und Heiligenstadt bis Arenshausen." Der Gonnaer Achim Duttke hat in Erfahrung gebracht: "Der Blankenheimer Berg war das wohl größte Hindernis beim Bau der Bahnstrecke von Eisleben nach Sangerhausen. Eine alternativ in Betracht gezogene Umgehung über Liedersdorf-Holdenstedt wurde nicht zuletzt wegen des Widerstandes des Freiherrn Georg von Bülow aus Beyernaumburg, welcher Nachteile für seine Ländereien befürchtete, verworfen."
Dass der Tunnel von italienischen Arbeitern erbaut wurde, hat Horst Ramm aus Riestedt herausgefunden und er wusste, dass die Durchfahrt einst eine halbe Stunde dauerte.
Selbst als "Eisenbahnfreak" bezeichnet sich Karsten Schirmes aus Berga. Er hat tief in seine Schatzkiste gegriffen und unter anderem geschrieben: "Das aktuelle Rätselbild zeigt das Westportal des Blankenheimer Tunnels, gelegen zwischen Sangerhausen und Eisleben an der heutigen Kursbuch- strecke 590. Vom Aussehen der Lokomotive her würde ich vermuten, dass die Aufnahme in den 1920er / 30er Jahren entstanden ist. Wenn auf dem Bild zwei Züge zu sehen sind, die sich gerade im Tunnel begegnen, dann wäre kurios, dass beide das linke und damit das für sie im planmäßigen Betrieb falsche Gleis benutzen. Aufgrund der erkennbaren Stellung der beiden Weichen wird der aus dem Tunnel kommende Zug aber sogleich auf das richtige Gleis wechseln. Ich vermute vielmehr, dass man hier das so genannte 'Kopf machen', also den Fahrtrichtungswechsel, eines Güterzuges sieht, der im Tunnel zum Stehen gekommen ist und die Zuglok wechselt gerade ans andere Ende. Will man aus Richtung Eisleben in Richtung Klostermans- feld oder umgekehrt fahren, müsste in Blankenheim so verfahren werden. Da das sehr zeitaufwendig und mit einer Rangierfahrt der Lok verbunden ist, während der die Strecke blockiert ist (die Lok setzt ja wie zu erkennen über das 2. Streckengleis um), wird man das im planmäßigen Betrieb wohl kaum so gehandhabt haben. Interessant und wohl ziemlich selten ist die Lage des Tunnels unmittelbar zwischen zwei Bahnhöfen. Am Westportal befindet sich der Personenbahnhof Blankenheim, die Bahnsteige sind auf dem Rätselbild im Vordergrund zu erkennen. Gleich am östlichen Tunnelausgang schließt sich der Betriebsbahnhof 'Blankenheim Trennung' an, welcher 1879 mit Eröffnung der so genannten 'Kanonenbahn' in Betrieb ging, die hier, von Berlin über Güsten kommend, in die Halle - Kasseler Bahn einmündet und diese bis Leinefelde mitbenutzt. . . "
Kindheitserinnerungen verbindet Wolfgang Fricke mit dem Foto: "Der Tunnel unterquert die B 80 in Blankenheim in Höhe des Ortseinganges von Eisleben aus. Die dortigen Bewohner hören in ihren Kellern die Geräusche der Züge. Als Kinder, wenn wir von Eisleben aus Wandertag hatten und bis Blankenheim mit dem Zug fuhren, war es im dunklen Zug gespenstisch und wurde zu Streichen genutzt. Wenn es wieder hell wurde, saßen alle wieder 'artig' auf ihren Plätzen." Als Erlebnis beschreibt auch Hannelore Philippczyck aus Sangerhausen die Eisenbahnfahrten in den 1950er Jahren. Und zwar so: "Besonders zur Zeit der Eisleber Wiese. Da die Abteile total überfüllt waren, hatte man Glück, wenn man noch im Gepäckwagen mitfahren konnte. Die Durchfahrt des Tunnels erhöhte die Spannung noch." Ähnliche Erinnerungen hat Ursula Fiedler aus Wippra. Sie wohnte in Holdenstedt und musste immer durch den Wald zu Fuß zum Bahnhof. Die Tunneldurchfahrt ist auch Käte Moritz in Erinnerung geblieben: "Gruselig fand ich immer die Durchfahrt im Tunnel, wenn in den Abteilungen kein Licht brannte. Kurz vor der Tunneleinfahrt musste man schnell die Fenster schließen, damit man kein Ruß von der Lok abbekam."
Die richtige Lösung wussten: Luise Wendt, Brigitte Viol, Hans-Joachim Kuhnt, Familie Erwin Görner, Petra Sahm, Ernst Rödling, Monika Gliem, Detlef Kuhn, Christa Schulze, Anna Henkes, Günter Burghardt, Rainald Klette, Gerrit Müller, Ursula Harnisch, Lutz Reinboth, Patrick Lange, Sabine Schmidt, Angela von Trebra, Marlies Peter, Enrico Laßbeck, Christa Brötzmann, M. Haase, Roland Harke, Ottomar Hundt, Cicilia Pankow, Nico Oklitz, Uta Probst, Roswitha Kundlatsch, Diana Finke, Anne-Sophie Baß, Else Balla, Michael Krüger, Ronald Unger, Ilse Krüger und Fritz Gebhardt.
Gewonnen hat diese Woche Gerhard Kundrat aus Allstedt. Für ihn liegen 15 Euro in der Lokalredaktion bereit. Herzlichen Glückwunsch. Einsendeschluss für die neue Runde ist der 2. November.