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Parasiten auf der Spur Sachsen-Anhalt: Universitätsklinik Magdeburg untersucht Zeckenarten

Von Grit Pommer 23.12.2019, 07:47
In Hochrisikogebieten wie hier bei Rodgau in Hessen warnen Schilder vor der Gefahr durch Zecken, die Erreger wie das FSME-Virus in sich tragen.
In Hochrisikogebieten wie hier bei Rodgau in Hessen warnen Schilder vor der Gefahr durch Zecken, die Erreger wie das FSME-Virus in sich tragen. DPA

Sangerhausen - Normalerweise haben sie gerade Winterpause. Doch wer den Weihnachtsbaum in der Wohnung aufstellt, der könnte sich damit auch Zecken ins Haus holen, die in der Wärme wieder aktiv werden. Auf diese Gefahr hat jetzt der Verein Aktion Tier hingewiesen.

Die Mitarbeiter des Landesforstbetriebs Süd in Obersdorf sind derweil an einem wissenschaftlichen Projekt beteiligt, bei dem für Sachsen-Anhalt die generelle Gefahr durch Zecken erforscht werden soll. Seit dem Sommer haben Förster und Waldarbeiter Zecken, die sie an ihrer Haut gefunden haben, in Probenröhrchen gesteckt. Jede Woche ging dann eine Styropor-Box mit den gesammelten Röhrchen an die Medizinische Fakultät der Universität Magdeburg.

Zecken können Krim-Kongo-Fieber-Virus übertragen

Dort hat Dr. Antonios Katsounas, Leiter der Sektion Infektiologie der Uniklinik, das Projekt angestoßen. In den vergangenen Jahren seien in Deutschland bisher unbekannte Erreger entdeckt worden, die von heimischen Zecken übertragen werden. Dabei gehe es unter anderem um neue Arten von Borrelien und Rickettsien, heißt es auf MZ-Anfrage von der Uni Magdeburg.

In einigen Regionen seien Exemplare der Hyalommazecke aufgefunden worden, die unter anderem das Krim-Kongo-Fieber-Virus übertragen könne. Auch die Auwald-zecke habe sich in Deutschland ausgebreitet. Sie kann wahrscheinlich das FSME-Virus übertragen, ist vom zeitigen Frühjahr bis in den späten Herbst aktiv - und damit länger als der gemeine Holzbock.

Zecken im Wald: Infektionsrisiko steigt

Was für Menschen bedeutet: Das Infektionsrisiko steigt. Mit dem aktuellen Forschungsprojekt, das seit Juli läuft, will man sich einen Überblick darüber verschaffen, welche Zeckenarten in Sachsen-Anhalt vorkommen und welche Erreger sie in sich tragen.

„Wir gehen dabei nicht in den Wald und sammeln Zecken ein, sondern wir untersuchen gezielt jene, die an den Menschen rangehen“, erklärt Katsounas. Rund 200 Forstmitarbeiter sind landesweit an dem Projekt beteiligt. Damit bekommt man Proben aus dem gesamten Waldgebiet von Sachsen-Anhalt. Seit September machen zudem 20 Mitarbeiter der Biosphärenreservate Karstlandschaft Südharz, Mittelelbe und Drömling mit, so dass man auch Gebiete außerhalb der Wälder mit einbeziehen kann.

Das Institut für Medizinische Mikrobiologie an der Uniklinik Magdeburg stellt den Beteiligten Zeckenkits zur Verfügung, die Proberöhrchen und eine Zeckenkarte enthalten. Damit kann man die festgebissenen Parasiten schonend entfernen. Bis Ende November seien 405 Zeckenproben beim Institut eingeschickt worden, heißt es von der Uni.

„Es wird erst mal gesammelt, dabei arbeiten wir mit dem Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin zusammen“, sagt Kasounas. Das Projekt werde noch ein Jahr laufen, im ersten Halbjahr 2020 erwartet der Infektiologe dann erste Erkenntnisse dazu, welche Zeckenarten in welchen Gebieten vorkommen und welche Erreger sie in sich tragen.

Zecken im Weihnachtsbaum?

Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, den Schutz gegen von Zecken übertragene Krankheiten zu verbessern - nicht zuletzt für Berufsgruppen wie jenen im Forst, für die die Gefahr eines Zeckenstichs besonders groß ist. Schon jetzt geben die Forstbetriebe an ihre Mitarbeiter Insektenschutzmittel aus, das ihnen die achtbeinigen Biester vom Leib halten sollen. Das Angebot werde aber sehr unterschiedlich genutzt, heißt es.

Die Zecke im Weihnachtsbaum indes stellt wohl eher eine theoretische Gefahr dar, heißt es auf dem Internetportal zecken.de. „Zecken sind im Winter im Boden zu finden und nicht auf Bäumen“, wird dort der Diplom-Biologe Martin Komorek aus Heidelberg zitiert.

Selbst wenn doch mal eine mit dem Baum ins Wohnzimmer gelangen sollte, sei die Gefahr gering. Zecken bräuchten zum Überleben eine hohe Luftfeuchtigkeit, und die sei in Wohnräumen normalerweise nicht gegeben. (mz)